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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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offen halten!“
    „Er ist offen“, erwiderte ich, was aufgrund meines heruntergeklappten Kiefers gar nicht so einfach war.
    „Er ist offen“, bestätigte auch Agerian.
    Die Eis-Friedel sah von einem zum anderen. Ich glaubte, ein Stirnrunzeln zu erkennen, was anatomisch jedoch im Bereich des Unmöglichen lag.
    Strom-Tom seufzte. „Also gut … noch mal von vorne: „Drei-Null-Sechs-Sechs-Sechs-Fünf-Sieben-A-Strich-Eis-Friedel …“ Er schnappte nach Luft. „Zweitausend-Zwölf-Enter-Frank.“
    „Möchten Sie ein Eis?“, fragte die Eis-Friedel unsicher. „Das hier … das ist ein Eiswagen.“ Ihre Lippen bogen sich nach oben und entblößten erneut die schwarzen Löcher.
    „Es funktioniert nicht“, sagte ich.
    „Das merke ich selbst!“, blaffte Strom-Tom.
    „Schoko und Vanille sind leider ausverkauft“, sagte die Eisfriedel, ohne dass ich einen Zusammenhang zu dem vorher Gesagten ausmachen konnte.
    „Dafür kann es eigentlich nur eine Erklärung geben“, schaltete sich Strom-Klaus ein.
    Anscheinend hatte er nicht vor, sein Wissen ungefragt zu teilen, also fragte ich: „Und die wäre?“
    „Strom-Frank befindet sich nicht mehr im Bauch von der Eis-Friedel.“
    „Aber wo ist er dann?“, fragte Strom-Klaus und klang auf einmal ziemlich besorgt.
    „Ich glaube, ich nehme doch ein Eis“, sagte ich, weil die Eis-Friedel mich weiterhin irritiert anglotzte.
    „Was … was darf‘s denn sein, mein Junge?“, fragte sie und suchte nach der Eiskelle. Die ganzen Stimmen schienen sie doch reichlich zu verwirren, auch wenn sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    „Erdbeere und Zitrone, bitte.“
    „Ich hoffe, ihm ist nichts passiert“, sagte Strom-Tom und meinte damit wohl Strom-Frank.
    „Wahrscheinlich ist er abgehauen, als hier alles vor die Hunde gegangen ist“, entgegnete Strom-Klaus.
    „Oh, das tut mir leid“, sagte die Eisfriedel mit einem Blick auf die Auslage. „Erdbeere und Zitrone habe ich ebenfalls nicht mehr.“
    „Auch das noch“, stöhnte Strom-Tom auf. „Komm, Dodo! Wir vergeuden hier unsere Zeit.“
    „Aber wir brauchen doch die Münze. Den Schlüssel“, verbesserte ich mich sogleich. „Den S7.“
    „Ohne Strom-Frank gibt es auch keinen S7.“
    „Und wie kommen wir dann nach Lichtwiese?“
    Strom-Toms Achselzucken war förmlich zu hören. „Wir müssen uns halt etwas einfallen lassen.“
    Ich ließ den Kopf hängen, Agerian runzelte die Stirn und sogar der Pilot wirkte ziemlich niedergeschlagen. Vielleicht war er auch einfach nur erschöpft. Wir verabschiedeten uns von der Eis-Friedel und gingen zur Straße zurück.
    Nach und nach brach die dichte Wolkendecke auf. Die verendeten Spargelfelder leuchteten gräulich im Mondlicht. Sterne waren trotzdem keine zu sehen.
    Irgendwann blieb der Pilot abrupt stehen.
    „Es liegt mir fern, Ihnen zu nahe zu treten“, piepste er, und ich brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, welche Distanz jetzt die richtige war. „Aber wohin genau führt unsere Reise?“
    „Nach Lichtwiese“, sagte Agerian.
    Der Pilot lächelte halb entschuldigend, halb amüsiert. „Ja, das sagten Sie bereits. Aber wir sind uns doch alle einig, dass dieser Ort nicht existiert.“ Er sah uns fragend an. „Lichtwiese ist etwas, womit man kleinen Kindern Angst macht, wenn sie keine Berufsausbildung anfangen wollen.“ Er hob den Zeigefinger und versuchte, seine Stimme väterlich klingen zu lassen, was jedoch gründlich misslang und eher an einen 13-Jährigen im Stimmbruch erinnerte. „Wenn du nicht artig bist, kommst du nach Lichtwiese! Und da hat niemand eine unbefristete Festanstellung!“ Er nahm den Finger wieder runter. Das Lächeln war verschwunden. „Das wissen Sie doch, oder?“
    „Ich war bereits dort“, entgegnete ich. Mehr fiel mir leider nicht ein.
    Der Pilot gluckste. Dann erkannte er, dass ich es ernst meinte. Er senkte den Blick und betrachtete interessiert den Asphalt. „Ja, natürlich … Sie haben recht. Selbstverständlich. Entschuldigen Sie bitte.“ Sein Mund verformte sich zu einem erneuten Lächeln. „Es war nur Spaß. Verstehen Sie? Ein Spaß.“
    Er sah auf und blinzelte einige schnelle Male.
    Wir schlurften weiter über den staubigen Streifen zwischen Straße und Spargelfeldern, bis Agerian plötzlich zischte: „Soldaten!“
    „Na endlich …“ Der Pilot atmete erleichtert auf. „Wir sind gerettet.“
    Mir blieb nicht viel Zeit, um mich über diese seltsame Reaktion zu wundern, da Agerian meinen Arm packte, mich

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