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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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querfeldein zerrte, zu Boden riss und flüsterte: „Halt den Kopf unten!“
    „Was ist mit dem Piloten?“, flüsterte ich zurück.
    Das kleine Männchen in der schwarzen Uniform stand an derselben Stelle, an der wir es zurückgelassen hatten, und schaute abwechselnd verwirrt in unsere Richtung und in die Richtung, in der Agerian die Soldaten gesehen haben wollte.
    „Wir müssen ihn da wegholen!“
    Agerian schüttelte den Kopf. „Er ist einer von denen. Ein Dunkelstädter.“
    „Sie werden ihn verhaften und mitnehmen.“ Ich hob den Arm, um den Piloten heranzuwinken, doch Agerian drückte mich sogleich wieder zu Boden.
    „Er wird dir nicht glauben, Dodo! Für ihn sind das alles nur Märchen.“
    Wenige Atemzüge später sah ich sie. Es waren vier. Sie schlenderten nebeneinander, sodass sie die ganze Breite der Straße einnahmen. Der Kleinste von ihnen trug seinen Helm, die anderen drei hatten ihren um die Schulter geschnallt. Sie sahen jung aus. Einer rief etwas Unverständliches, die anderen lachten und ich dachte, dass auch Soldaten Feierabend haben.
    Der Pilot hatte sie nun auch entdeckt. „Graubart sei Dank!“, piepste er so laut, dass auch wir es verstehen konnten.
    Ein Ruck ging durch die Gruppe der Soldaten. Helme wurden aufgesetzt, Haltungen gestrafft und Knüppel vom Gürtel gelöst. Eine tiefe Stimme forderte bellend nach Ausweispapieren. Der Feierabend war vorbei. Ich drückte mein Kinn tief ins kalte, glühende Erdreich und spähte zwischen den verendeten Spargelstangen hindurch. Die Antwort des Piloten fiel zu leise aus, um sie verstehen zu können. Er hob die Schultern, sagte wieder etwas, zeigte auf die Landstraße hinter sich und hob erneut die Schultern. Es war augenscheinlich nicht seine Schuld, dass er keine Papiere bei sich hatte. Die Soldaten hatten ihn inzwischen eingekreist. Der kleinste von ihnen, der jedoch trotzdem einen Kopf größer als der Pilot war, bellte: „Das ist Sperrzone!“
    Der Pilot ließ seinen Kopf sinken und schaute zur Seite. Er schaute genau in unsere Richtung, und Agerian flüsterte kaum hörbar: „Wenn Sie uns entdecken, läufst du, so schnell du kannst.“
    Der Pilot versuchte weiter, seine missliche Lage zu erklären, wurde jedoch von einem erneuten „Sperrzone!“ unterbrochen. Es folgte ein lautes „Festnehmen!“ und zwei der Soldaten ergriffen den Piloten und legten ihm Fesseln an. Er wehrte sich nicht. Wahrscheinlich hätte es sowieso keinen Zweck gehabt.
    Wir warteten, bis die fünf Gestalten in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann warteten wir noch etwas länger. Als wir schließlich aufstanden, war mein Bauch taub vor Kälte.

Rückkehr nach Lichtwiese

    Wir hielten uns von der Straße fern und gingen weiter in die Felder hinein, auch wenn wir dadurch langsamer vorankamen. Irgendwann hörte ich ein Schnarchen aus meinem Bauch. Kurz darauf setzte ein zweites ein. Auch Strom-Männchen mussten mal schlafen, um ihre Akkus wieder aufzufüllen.
    „Ich hab nachgedacht“, sagte Agerian. „Was wäre denn, wenn der Anschlag im Wüstenwurm gar nicht mir gegolten hätte.“
    „Wem denn sonst?“, fragte ich.
    Er blieb stehen und sah mich an. „Auf welcher Seite war der Schatten-Assassin denn?“
    „Auf meiner, aber …“ Ich verstummte.
    „Ganz genau. Und wer wurde um ein Haar von diesem einarmigen Kampfroboter zerfleischt? Und warum wurde deine Omi wohl direkt vor deinen Augen von diesem Sand-Monster entführt?“
    „Kraken-Orang-Utan“, verbesserte ich.
    „Nur damit du dich in Gefahr begibst!“, schloss Agerian seine Argumentation.
    „Ja, schon …“ Ich grübelte. „Aber wieso hat der Schatten-Assassin dann die Waggons abgekoppelt, als du gerade drin warst?“
    „Ist das nicht offensichtlich?“
    Ich kombinierte ein Schulterzucken mit einem Kopfschütteln.
    „Er wollte mich loswerden, damit ich dich nicht mehr beschützen kann.“
    Einen Moment lang war es sehr still auf dem kahlen Spargelfeld. Nur der Schnarch-Kanon war zu hören.
    „Und warum sollte mich jemand umbringen wollen?“, fragte ich schließlich.
    „Weil du den rot-gelb gestreiften Löffel hast. Weil du es warst, der sich gegen den Chef aufgelehnt hat.“ Agerian klopfte mir auf die Schulter. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Dodo. Ich pass schon auf dich auf.“
    Wir gingen weiter. Nach und nach kehrten erste Anzeichen von pflanzlichem Leben zurück. Hier ein Strauch, da ein Ast mit Blättern, hier eine Handvoll Gräser, dort eine grüne Spargelstange. Anscheinend hatten

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