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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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niedrig, dass sie gegen meinen Hinterkopf drückte. Ich starrte eine Zeit lang in die Dunkelheit, doch sie blieb undurchdringlich.
    „Strom-Tom?“, fragte ich.
    Keine Reaktion.
    „Strom-Klaus?“, versuchte ich es. „Hallo? Jemand zu Hause?“
    „Dodo?“, fragte Agerian nicht weit neben mir.
    „Es ist stockstockdunkel“, sagte ich überflüssigerweise.
    „Wo sind wir?“
    „Ich hab nicht die blasseste Ahnung.“
    Ein Speichelfaden tropfte aus meinem vor Anspannung geöffneten Mund auf meine Nase und zeigte mir zweifelsfrei, dass das, was gegen meinen Hinterkopf drückte, nicht die Decke, sondern der Boden war. Ich versuchte aufzustehen, meine Füße rutschten an der Wand entlang und polterten auf den steinigen Untergrund.
    Ich spürte eine Bewegung in meinem Bauch. Anscheinend waren die Strom-Männchen zu sich gekommen.
    „Was … was ist passiert?“, fragte Strom-Tom.
    „Das frage ich dich!“, stöhnte ich und rieb mit den Fingerknöcheln über meinen Rücken.
    „Ich war wohl kurz weggetreten.“
    „Wie bei jeder Löffelreise“, entgegnete ich und kam mir dabei ziemlich abgeklärt vor. Anschließend setzte ich mich auf und wischte mir die Spucke aus dem Gesicht. „Was ist mit Strom-Klaus?“
    „Ich bin hier“, meldete sich Strom-Klaus. Auch er klang ziemlich mitgenommen.
    „Könnt ihr Licht machen?“
    „Klar.“
    Mein T-Shirt flammte auf und beschien einen schmalen, kreisrunden Tunnel. Der Boden war zur einen Seite hin abschüssig, zur anderen machte er nach wenigen Metern einen scharfen Knick nach oben.
    Agerian blinzelte ins Licht und fragte: „Strom-Tom, wo sind wir?“
    „Ich hab genau das getan, was Dodo mir aufgetragen hat!“, verteidigte sich Strom-Tom, noch bevor jemand Anklage erhoben hatte.
    „Hat aber anscheinend nicht funktioniert“, fasste Agerian das Offensichtliche in Worte. Er stand auf und strich über die Tunnelwand. „Siehst du die Rillen? Sieht aus, als hätte sich etwas durch den Stein gebohrt.“
    Gebohrt, dachte ich und schaute auf den Boden. Eine feine Spur aus Sand führte hinab in die Dunkelheit. In meinem Kopf ploppte ein schrecklicher Verdacht auf.
    „Strom-Tom, was genau hast du dir gewünscht?“
    „Genau das, was du mir gesagt hast. Ich hab Omi zu uns gewünscht.“
    „Es kann nicht sein, dass du uns zu Omi gewünscht hast?“, hakte ich nach.
    Strom-Tom antwortete nicht sofort. „Wo liegt da der Unterschied?“
    „Der Unterschied liegt darin, wer zu wem kommt!“
    „Ach so … ja, klar“, sagte Strom-Tom und verstummte. „Kann sein, dass ich das irgendwie verwechselt hab“, fügte er kleinlaut hinzu.
    „Genauso wie früher in der Schule“, stichelte Strom-Klaus. „Unser Strom-Tom hat mal wieder die Schalter verwechselt.“
    „Das ist schon der zweite Wunsch, der danebenging“, seufzte Agerian.
    „Das war aber auch ein ziemlich zweideutiger Wunsch!“, reagierte Strom-Tom in seiner gewohnten Art auf Kritik. „Außerdem war ich noch gar nicht richtig wach! Aber es musste ja unbedingt schnellschnell gehen!“
    „Dann hättest du mich das machen lassen sollen!“, blaffte Strom-Klaus zurück.
    „Streitet nicht“, unterbrach ich die beiden. „Das hilft uns jetzt auch nicht weiter.“
    „Das heißt also, wir sind jetzt bei Dodos Omi“, fasste Agerian zusammen. „Und dieser Kraken-Orang-Utan, der sie und Tante Hablieblieb verschleppt hat, ist wahrscheinlich auch nicht weit.“
    „Wir warten einfach, bis wir wieder einen Wunsch frei haben und wünschen uns zurück nach Lichtwiese“, beschloss Strom-Tom.
    „Das ist kein guter Ort zum Warten“, entgegnete Agerian. „Wenn dieses Monster hier entlangkommt, sind wir geliefert.“
    „Dann warten wir halt woanders.“
    Ich stand auf, klopfte meine Hose ab und ging zu dem Knick. Der Tunnel führte steil nach oben. Dort, wo der Lichtschein endete, waren die Wände fast senkrecht.
    „Hier kommen wir niemals hoch.“
    „Dann versuchen wir es auf der anderen Seite“, sagte Agerian.
    Wir machten uns an den Abstieg, welcher zur allgemeinen Überraschung nach nicht einmal fünfzig schlitternden Schritten in einer großen Höhle endete.
    „Das war doch gar nicht so schwierig“, sagte ich.
    „Zaimzaki steh uns bei!“, hauchte Agerian.
    Ich folgte dem Blick seiner schreckgeweiteten Augen und erkannte den Grund für das Stoßgebet. In der Mitte der Höhle, keine zwanzig Meter von uns entfernt, hing ein riesiges eiförmiges Gebilde an langen Seilen von der Decke. Ein leichtes Zittern ging von ihm

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