Von Liebe steht nichts im Vertrag
dem Kopf zum Tisch, wo das Blatt immer noch lag. Sie schluckte schwer und umklammerte die Kante der Arbeitsplatte in ihrem Rücken.
Die Bewegung betonte noch stärker, wie dünn ihre Arme waren, aber zu seiner Überraschung hob sie auch noch einen anderen Teil ihres Körpers hervor, dem er bis jetzt nicht viel Beachtung geschenkt hatte. Ohne ihre alte Strickjacke, die sie zuvor getragen hatte, bemerkte er, dass ihr Top sich über der ganz und gar nicht flachen Brust spannte. Was, zum Teufel, fiel ihm eigentlich ein? Entschieden schnappte er sich den Brief, um sich darauf zu konzentrieren.
„Shayne hat den Wagen und den Großteil der Möbel mitgenommen. Er sagte, mehr wolle er nicht. Und jetzt schreibt er, dass er seinen Anteil am Haus einfordern wird. Aber es ist mein Haus. Meine Mutter hat es mir hinterlassen. Das kann er doch nicht machen, oder?“
Der gequälte Ausdruck in ihren Augen berührte etwas in ihm, das er schon längst begraben geglaubt hatte. Bedeutete ihr dieses Haus denn so viel? Aber natürlich, denn es war wohl alles, was ihr geblieben war.
„Meine Anwälte werden sich die Sache mal ansehen.“ Er faltete den Brief zusammen. „Aber Sie wissen, dass Sie hier nicht bleiben können. Ihr Mann könnte jederzeit auftauchen und seine Forderungen stellen.“
„Ich werde die Schlösser auswechseln.“
„Glauben Sie, das würde ihn abhalten, wenn er rein will? Ich lasse Sie auf keinen Fall allein hier, nachdem ich nun weiß, dass er Ihnen auflauern kann. Ganz zu schweigen davon, was er meinem Kind antun wollte. Ich traue ihm nicht über den Weg. Verstehen Sie das denn nicht?“
„Aber brauchen Sie denn nicht sein Einverständnis dafür, dass Ihnen das Baby überlassen wird?“
„Auch darum sollen sich die Anwälte kümmern. Sie suchen jetzt ein paar Sachen für diese Nacht zusammen, den Rest lasse ich morgen abholen.“
„Moment mal. Ich habe nicht gesagt, dass ich einverstanden bin.“
„Warum wollen Sie noch bleiben? Sie haben keine Familie und keinen Mann. Sie haben nichts, außer einem Kind, das nicht Ihnen gehört.“
Wie konnte er es wagen, so mit ihr zu reden – als wäre sie ein Nichts, ein Niemand, den er nach Lust und Laune herumkommandieren durfte. Sie straffte sich und schob ihr Kinn vor. Von Männern, die ihr Befehle gaben, hatte sie endgültig genug. „Ich habe immer noch dieses Haus. Oder zumindest meinen Anteil.“
„Und Sie können gerne in Ihren Anteil zurückkehren, wenn das Baby auf der Welt ist. Ich bin der Letzte, der Sie aufhalten wird, da können Sie sicher sein.“
Empört ging sie ins Schlafzimmer und packte ihren Pyjama in die Reisetasche.
Zur Hölle mit dem Mann!
Nun ja, vielleicht hatte er doch recht. Vermutlich wäre es sinnvoll, wenn sie nicht hier lebte, sondern sich von Shayne fernhielt, bis das Baby geboren war. Vielleicht wäre es besser für das Baby. Sicherer.
Sie öffnete eine Kommode, nahm frische Unterwäsche heraus und knallte die Schublade wieder zu. So, wie sie Mr Was-kostet-die-Welt-Pirelli am liebsten ein paar wohlformulierte Worte an den Kopf geknallt hätte.
Ich bin der Letzte, der Sie aufhalten wird. Er hatte so geklungen, als könnte er es gar nicht abwarten, sie wieder loszuwerden.
Auch gut! Sie wollte kein Baby, und sie würde ganz sicher nicht einen Tag länger als unbedingt nötig bei ihm bleiben. Aber warum hatte sie ihm das nicht gesagt? Jetzt war es zu spät für das, was sie ihm hätte sagen können – sagen sollen.
Ich will auch gar nicht, dass Sie mich aufhalten.
Aber sie hatte geschwiegen, und sie wusste, warum. Weil seine Worte sie tief getroffen hatten. Weil es wehtat, so wertlos zu sein. Es schmerzte, verlassen zu werden. Es schmerzte zu wissen, dass man auf der ganzen Linie ein Versager war.
Hoffnungslose Frau.
Zerstörte Ehe.
Sie schaffte es nicht einmal, das richtige Baby auszutragen.
Die Unterwäsche gesellte sich zu dem Pyjama. Dann sah sie sich um. Was noch? Er hatte gesagt, seine Leute würden sich morgen um den Rest kümmern. Wer war dieser Mann, dass er seine „Leute“ hatte, die für ihn die Arbeit erledigten? Wie ein General, dem eine ganze Armee zur Verfügung stand, die nur darauf wartete, dass er ihr seinen nächsten Befehl entgegenbrüllte.
Sie zog das Top aus und streifte sich ein frisches über, warf noch eins in die Reisetasche und zog dann die dünne Strickjacke an. Auch wenn es immer noch zu heiß für lange Ärmel war, brauchte sie jetzt jeden nur erdenklichen Schutz.
Nachdem sie im
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