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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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Arme waren von Einstichen gezeichnet, trotzdem fand er noch eine Vene, die tauglich war.
    Oh, er haderte mit sich, er kämpfte, er wollte es nicht tun, doch er tat es ohne sich daran hindern zu können. Sein Geist war zu schwach, sich dem Drang zu widersetzen.
    Er fühlte sich mies dabei, redete sich ein, dass es das letzte Mal sein würde … das letzte Mal, nur noch ein einziges Mal.
    Als er sich den Stoff in die Vene drückte, dachte er gar nicht mehr daran aufzuhören. Er schluckte trocken und genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit. Er musste sich nichts vormachen. Dieses Gefühl war das Einzige, was ihn derzeit beruhigen und befriedigen konnte.
    Er würde es wieder machen, keine Frage. Er fühlte sich zu gut danach, auch wenn er genau wusste, dass er das Falsche tat, und dafür schämte er sich.
     
     

VIII
     
    Mit großer Mühe hatte Neal den Hort erreicht. Als er die Tür öffnete und in den kleinen Vorraum trat, nahm er auf dem erstbesten Stuhl Platz, den er sichten konnte. Er war ganz außer Puste, Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er war entsetzlich müde. Ein paar Kinder rannten an ihm vorbei, doch er registrierte es nicht wirklich. Seine Augen konnte er kaum offen halten. Er saß dort einige Minuten, bis eine Erzieherin neugierig an ihn herantrat.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie freundlich. Langsam hob Neal den Kopf.
    „Mmh, ja …ich …“, stammelte er, dabei richtete er sich ein wenig auf. „Mein Sohn …“, sagte er und stoppte. Mit einem Mal wusste er gar nicht mehr, wo er war. Was wollte er hier? Wie war er hierhergekommen? Unsicher sah er sich um, bis ihm wieder einfiel, was er wollte.
    „Mein Sohn.“ Wieder stoppte er. Selbst das Reden strengte ihn an.
    „Wollen Sie Ihren Sohn abholen?“, fragte die Frau und versuchte, aus Neal weitere Informationen herauszulocken. Der nickte still.
    „Wie heißt denn Ihr Sohn?“
    „Nicki“, antwortete Neal. Er lächelte. Den Namen seines Sohnes würde er wohl nie vergessen. „Nicholas …“
    Nun öffnete sich der Mund der Erzieherin weit. Erstaunt sah sie Neal an. „Ach, Herr Anderson! Jetzt erkenne ich Sie ja erst. Tut mir leid!“
    Besorgt sah sie in Neals eingefallenes Gesicht, das mal wieder unrasiert und blass aussah.
    „Ich wollte ihn abholen“, sagte Neal etwas lauter. Er versuchte auf die Beine zu kommen, doch er wankte bedrohlich.
    „Ist Ihnen nicht gut?“, fragte die Erzieherin sofort. „Soll ich nicht lieber Nickis Mutter anrufen? - Ich glaube, Sie wären momentan etwas überfordert mit dem Jungen.“
     
    Als Gero am Abend aus der Klinik kam, ging er zuerst in Francis’ Wohnung. Erwartungsvoll blickte er ins Wohnzimmer, wo er, wie erhofft, Neal auf dem Sofa vorfand.  
    „Schön, dass du hier bist“, sagte Gero. Er kam näher, doch Neals Gesichtsausdruck war weniger erfreut. Er setzte sich zu seinem Freund ans Sofa. Mit Schrecken musste er feststellen, dass Neal noch schlechter aussah als die Tage zuvor. Die blasse Haut spannte sich über sein kantiges Gesicht, seine Nase war spitz und seine Lippen ganz dünn und fahl geworden.
    „Ich möchte dich heute nicht hier haben“, sagte Neal leise, und man merkte, dass ihm diese Aussage nicht leicht fiel.
    „Aber, wieso nicht?“ Gero zog seine Jeansjacke aus. Er dachte gar nicht daran wieder zu gehen.
    „Geh einfach“, sagte Neal forsch, „und frag nicht mehr.“
    Gero verzog sein Gesicht. Aber anstatt aufzustehen und zu gehen, blieb er penetrant sitzen. „Verstehe ich nicht. Wieso?“
    „Mach was ich dir sage, verdammt!“, schrie Neal plötzlich, so dass Gero regelrecht zusammen zuckte und sich sofort erhob.
    Neal zog die Wolldecke, die auf seinem Körper lag, hoch bis an sein Kinn, dann drehte er sich zur Seite, um den Sichtkontakt zu seinem Freund nicht mehr aufrecht halten zu müssen.
    Wie versteinert stand Gero im Raum, bis er Francis bemerkte, die ihn behutsam am Arm fasste und aus dem Zimmer zog.
    „Was hat er denn jetzt schon wieder?“, fragte Gero völlig perplex. „Warum schreit er mich so grundlos an?“
    Francis schüttelte den Kopf.
    „Es ist nicht grundlos“, sagte sie, doch ehe sie Gero alles erklären konnte, ertönte Neals Stimme aus dem Wohnzimmer.
    „Liebes? Bringst du mir bitte noch eine zweite Decke? Es ist so verdammt kalt!“
    „Natürlich!“ Francis handelte sofort. Sie holte eine zweite Decke aus dem Schlafzimmer, mit der sie ihren Bruder sorgfältig zudeckte.
    „Danke, Liebes“, sagte Neal. Er versuchte zu lächeln. Er

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