Von Liebe und Gift
machte, konnte er sie kaum glauben.
„Sure“, erwiderte Neal. Er zog Gero an sich. Ihre Lippen trafen sich fordernd. „Ich kann einfach nicht genug bekommen von dir“, gestand Neal. Während er Gero zum Bett lotste. Dort schmiegten sie sich aneinander. „Und wenn ich diese Typen sehe, die dich angucken, dann könnte ich wahnsinnig werden.“
Er verkrampfte sich vor Eifersucht, aber entspannte kurz darauf auch wieder. Er strich über Geros nackte Haut. Sie waren alleine. Niemand hetzte, niemand forderte, niemand fragte oder starrte … Neal spürte die Lust in sich aufsteigen. Ja, an diesem Abend war alles perfekt. Er benetzte Geros Hals mit feuchten Küssen. Mit einer geschickten Bewegung zog er Geros Shorts aus und betrachtete dessen hartes Geschlecht.
Neal lächelte zufrieden.
„Weißt du, wie geil ich es finde, dass du sofort steif wirst, wenn ich dich berühre?“
Er sah seinen Freund eindringlich an, dem bei dieser Bemerkung die Röte ins Gesicht schoss.
„Ich kann nichts dafür …“, entwich es ihm leise. Er winkelte die Beine an und spreizte sie leicht. Er war bereit sich nehmen zu lassen, am liebsten sofort.
Aber als Neal sich näherte, sich vor ihn kniete und sich mit den Armen abstützte, fiel Geros Blick auf Neals Ellenbeugen. Dort sah er kleine, rote Punkte. Einstiche!
Entsetzt richtete sich Gero auf. Seine Lust war augenblicklich verflogen.
„Deine Arme …“, stammelte er, dabei auf die Einstiche deutend. „Wie sehen die denn aus? Mein Gott, Neal, du spritzt immer noch? Wie oft?“
Die romantische Stimmung war zerstört. Neal nahm wieder Abstand. Sein Gesicht zeigte Zorn. „Was geht dich das an? Das ist doch völlig egal jetzt!“
Missgelaunt drehte er sich um. Seine Erregung war abgeflacht, sein ganzes Gemüt erkaltet. Er schüttelte den Kopf und bedeckte das Gesicht mit den Händen. War das denn alles wahr, was er erlebte?
„Du brauchst Hilfe!“, hörte er Gero im Hintergrund. „Du bist abhängig! Du bist heroinabhängig!“ Er atmete angestrengt. Tränen schossen ihm in die Augen. Er hatte es gewusst, die ganze Zeit. Er hatte es miterlebt, geahnt. Doch nun, wo er realisierte, wie regelmäßig sein Freund anscheinend den Stoff injizierte, brach für ihn eine Welt zusammen.
„Ich bin nicht abhängig!“, schrie Neal gegenan. Aber er konnte Gero dabei nicht in die Augen sehen. „Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will!“, fügte er hinzu.
„Das kannst du nicht!“, rief Gero verzweifelt. Inzwischen hatte er seine Shorts wieder an. Er stieg aus dem Bett und stellte sich seinem Freund genau gegenüber. „Du brauchst Unterstützung, damit du davon wegkommst! Alleine schaffst du das nicht!“
„Halt den Mund!“, fuhr Neal ihm ins Wort. Angenervt stand er auf, lief ins Bad, um dort den Spiegelschrank zu öffnen. Er wühlte darin herum, bis er zu einer Schachtel Tabletten griff.
Gero traute seinen Augen nicht. Auf wackeligen Beinen kam er näher.
„Was nimmst du denn schon wieder?“, fragte er entsetzt.
„Was zum Schlafen“, antwortete Neal. Er nahm eine Tablette aus der Schachtel und schluckte sie ohne mit der Wimper zu zucken herunter. „Dein Gerede kann man ja bei normalem Verstand nicht ertragen.“ Er beugte sich vor und trank ein paar Schlucke aus dem Wasserhahn.
Gero verschlug es die Sprache. Er konnte einfach nicht glauben, dass das alles passierte.
„Das ist reine Selbstzerstörung, die du betreibst“, stellte er fest. Seine Stimme zitterte. „Warum bloß? Warum machst du das? Du zerstörst alles, was schön ist.“
„Was ist schön hier, außer dir?“ Neal machte ein ernstes Gesicht und kam näher. „Du bist das Einzige, was überhaupt noch Sinn macht in meiner Welt.“
Daraufhin schüttelte Gero den Kopf. „Das ist doch Quatsch!“, entfuhr es ihm. „Was ist mit Francis und Nicholas? Dem Baby? Deiner Musik und der Band? Bedeutet dir das denn nichts mehr?“
Neal sah betrübt zu Boden. „Doch, natürlich …“, sagte er leise.
„Na siehst du!“, fuhr Gero fort. Er war ganz aufgebracht. „Und warum tust du nichts dafür? Warum lässt du dich so gehen? Wo ist das schöne, lustige Leben, das du mir versprochen hast? Wo? – Hier läuft doch nichts mehr! Gar nichts!“
Schluchzend rannte er aus dem Schlafzimmer. In völliger Dunkelheit lief er die Wendeltreppe herunter und ließ sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Er fing hemmungslos an zu weinen. Er schrie den Kummer aus sich heraus, bis er eine Hand auf seiner
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