Von Liebe und Gift
Zentimeter deiner Haut küsse und du mir sagst, wie dieses Stück auf Latein heißt?“
Er rückte näher an Gero heran, um seine Lippen auf dessen Hals zu pressen. Gero ächzte tief, während er die Augen schloss.
„Ich muss lernen …“, sagte er leise. „Wenn wir jetzt wieder so anfangen, wird das nichts.“
Er spürte, wie Neals Hand unter sein Hemd wanderte.
„Was ist wichtiger?“, wollte Neal daraufhin wissen. „Die Uni oder ich?“
„Natürlich du!“, entgegnete Gero. „Was für eine Frage …“
Sie küssten sich innig, als plötzlich die Zimmertür aufgerissen wurde und Thilo herein sah.
„Gero! Deine Eltern sind da! - Ich habe gesagt, dass du Besuch hast, doch sie …“
Im nächsten Moment wurde er zur Seite geschoben, und Frau Steinert sah ins Zimmer.
„Pack sofort deine Sachen!“, forderte sie ihren Sohn auf.
„Was? Wieso?“, fragte Gero erstaunt. Er richtete sich auf, steckte dabei sein Hemd zurück in die Hose.
„Du kommst mit uns, wieder nach Hause. Ich lasse dich keine Sekunde länger mehr hier!“, erwiderte seine Mutter energisch.
„Äh, Moment mal“, schaltete sich Neal ein. Auch er hatte sich längst vom Bett erhoben, strich sich den langen Pony hinter das Ohr und lächelte sanft. „Das können Sie doch nicht einfach so bestimmen.“
„Sie halten sich da gefälligst raus!“, fuhr Geros Vater Neal sofort an.
„Aber …“ Neal schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht …“
„Warum soll ich nach Hause?“, fragte Gero aufgebracht. Er sah seine Eltern ebenso fassungslos an. „Mir gefällt es gut hier!“
„Du bleibst nicht bei diesem Drogenabhängigen!“, äußerte sich seine Mutter daraufhin lauthals. „Hätte ich das früher gewusst, hätte ich dich niemals mit diesem Kerl mitgehen lassen!“
„ Hey!“, fuhr Neal sofort dazwischen, „wer behauptet, dass ich Drogen nehme?“
Frau Steinert lächelte verkrampft, fast ein wenig schadenfroh. „Nun, eine sehr nette Mieterin hat uns darauf aufmerksam gemacht.“
Als Neal das hörte, sah er betroffen zur Seite. Die Dresen! Auch das noch, durchfuhr es seine Gedanken, und er sah ein, dass es keinen Sinn machte, alles abzustreiten.
„Pack deine Sachen!“, rief Frau Steinert erneut.
„Nein!“ Gero reagierte wie ein bockiges Kind. Doch dass er endlich einmal nicht das tat, was ihm aufdiktiert wurde, gefiel Neal sehr.
„Hörst du schlecht?“, äußerte sich Herr Steinert energisch. „Wir dulden es nicht mehr, dass du hier wohnst!“
„Finden Sie das Ganze nicht etwas übertrieben?“, fragte Neal. „Ihr Sohn ist ja wohl alt genug, um selbst zu entscheiden, wo er wohnen möchte.“
Er versuchte sachlich zu bleiben. Er wollte seine Wut und Enttäuschung auf keinen Fall Preis geben. Aber die Steinerts waren zu keinem klärenden Gespräch bereit.
„Sie halten sich da gefälligst raus!“, schrie Geros Vater ihm direkt ins Gesicht. „Dass Sie sich gar nicht schämen, meinen Sohn in so ein dreckiges Milieu mit hineinzuziehen. Das ist unglaublich!“ Sein Leib bebte vor Zorn.
Neal konnte daraufhin nur mit dem Kopf schütteln. Beteuernd legte er seine Hand auf die Brust. „Ich habe Ihren Sohn nirgends mit hineingezogen. Das würde ich niemals tun!“ Er war sichtlich empört.
„Das kann ja jeder sagen“, bekam er daraufhin zu hören. Herr Steinert kam auf ihn zu, um ihm jetzt deutlich zu drohen.
„Wenn Sie meinen Sohn zu Drogen verleitet haben, dann hetz ich die Polizei auf Sie!“
Neal konnte nur entsetzt darüber lächeln. Er drehte sich um und sah aus dem Fenster.
Die schimpfenden Worte von Frau Steinert prallten regelrecht an ihm ab.
„Wie konnten Sie uns nur so enttäuschen?“, ermahnte sie mit lauter Stimme. „Ich dachte, Sie wären ein anständiger Mensch! Doch Sie sind genauso schäbig, wie alle anderen Musiker auch!“
„Neal ist nicht schäbig!“, rief Gero dazwischen. Er war inzwischen ganz blass geworden, er zitterte vor Aufregung. Tränen schimmerten in seinen Augen. Er stellte sich zu Neal ans Fenster und nahm dessen Hand. „Neal ist gut zu mir. Wir lieben uns.“
Doch sogleich schritt seine Mutter ein. „Nimm die Hände von diesem Kerl, Junge!“, rief sie erbost. „Du holst dir noch Krankheiten!“
Sie zerrte ihren Sohn von dem Fenster weg, und Gero konnte einfach nicht glauben, dass sein Freund sich all diese Beleidigungen gefallen ließ.
„Ab sofort lassen Sie die Finger von meinem Sohn!“, fügte Frau Steinert hinzu.
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