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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Zollkontrolle bald an der Spitze. Ich hatte gehofft, dass ich schnell durchhuschen konnte, aber es waren gerade drei weitere Maschinen angekommen, so dass sich die Leute an den Einreise-Schaltern stauten.
    Die Schlange verlief im Zickzack in abgesperrten Reihen wie bei Disney-World. Es ging ziemlich schnell vorwärts. Die Grenzbeamten winkten die meisten Leute einfach durch, nachdem sie einen kurzen Blick auf den Pass geworfen hatten. Als ich an der Reihe war, sah die Beamtin auf meinen Pass, dann auf mich, dann wieder auf meinen Pass, dann wieder auf mich. Schließlich verharrte ihr Blick auf meinem Gesicht. Ich lächelte ihr zu, setzte den Bolitar-Charme aber nur auf niedriger Stufe ein. Schließlich sollte die arme Frau sich nicht hier vor allen Leuten die Kleider vom Leib reißen.
    Sie wandte sich ab, als hätte ich eine schweinische Bemerkung gemacht, und nickte einem männlichen Kollegen zu. Als sie mich wieder ansah, beschloss ich, den Einsatz zu erhöhen. Ich lächelte breiter. Stellte den Charme von nett auf umwerfend.
    » Wenn Sie bitte kurz an die Seite treten könnten«, sagte sie und runzelte die Stirn.
    Ich grinste immer noch wie ein Idiot. » Warum?«
    » Mein Kollege wird sich um Ihren Fall kümmern.«
    » Ich bin ein Fall?«, fragte ich.
    » Treten Sie bitte zur Seite.«
    Ich hielt die Schlange auf, und das passte den Passagieren hinter mir nicht. Ich trat zur Seite. Der männliche Beamte sagte: » Bitte folgen Sie mir.«
    Mir gefiel das Ganze nicht, aber was sollte ich machen? Ich fragte mich, warum sie ausgerechnet mich herausgepickt hatten. Vielleicht gab es ein französisches Gesetz, das verbot, so charmant zu sein, weil es das– klick– einfach geben sollte.
    Der Beamte führte mich in einen kleinen, fensterlosen Raum. Die Wände waren beige und kahl. An der Tür waren zwei Haken angebracht, an denen ein paar Bügel hingen. Vor einer Wand standen ein paar Plastikstühle, in der Ecke ein Tisch. Der Beamte nahm meine Tasche, stellte sie auf den Tisch und fing an, in ihr herumzuwühlen.
    » Würden Sie bitte Ihre Hosentaschen ausleeren. Legen Sie alles in diese Schale. Und ziehen Sie die Schuhe aus.«
    Ich tat, was er verlangte. Portemonnaie, BlackBerry, lose Münzen, Schuhe.
    » Ich muss Sie abtasten.«
    Er war ziemlich gründlich. Ich wollte einen Witz reißen, sagen, dass ihm das doch Spaß machte oder dass eine Einladung zu einer Bootstour auf ein Bateau Mouche nett gewesen wäre, bevor er so intim wurde, aber ich war nicht sicher, wie es um den französischen Sinn für Humor stand. Galt Jerry Lewis hier nicht als Ikone? Vielleicht wäre ein visueller Gag dann doch angemessener?
    » Bitte setzen Sie sich.«
    Ich setzte mich. Er ging und nahm die Schale mit meinem Eigentum mit. Eine halbe Stunde saß ich dann da– und kühlte mir die Haxen, wie man so sagt. Mir gefiel das alles absolut nicht.
    Zwei Männer betraten den Raum. Der erste war jünger, vielleicht Ende zwanzig, gutaussehend mit sandfarbenen Haaren und dem Dreitagebart, mit dem hübsche Jungs versuchen, etwas verwegener auszusehen. Er trug eine Jeans, Stiefel und ein Hemd mit Button-down-Kragen, dessen Ärmel er bis zum Ellbogen aufgekrempelt hatte.
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und kaute auf einem Zahnstocher herum.
    Der zweite Mann war Mitte fünfzig, trug eine übergroße, gerahmte Brille und hatte dünne, graue Haare, die den Glatzenansatz kaum noch verdeckten. Beim Hereinkommen trocknete er sich die Hände mit einem Papierhandtuch ab. Seine Windjacke erinnerte an die › Members Only‹-Jacken aus den späten Achtzigern.
    So viel zu Franzosen und ihrer Haute Couture.
    Der Ältere übernahm das Reden. » Was ist der Zweck Ihres Besuchs in Frankreich?«
    Ich sah erst ihn, dann den Zahnstocherkauer, dann wieder ihn an. » Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    » Ich bin Capitaine Berleand. Das ist Officer Lefebvre.«
    Ich nickte Lefebvre zu. Er kaute weiter auf seinem Zahnstocher herum.
    » Der Zweck Ihres Besuchs?«, fragte Berleand noch einmal. » Geschäftlich oder Vergnügen?«
    » Vergnügen.«
    » Wo werden Sie wohnen?«
    » In Paris.«
    » Wo in Paris?«
    » Im Hotel d’Aubusson.«
    Er schrieb es nicht auf. Beide hatten weder Stift noch Papier dabei.
    » Wohnen Sie dort alleine?«, fragte Berleand.
    » Nein.«
    Berleand wischte sich immer noch die Hände am Papierhandtuch ab. Dann hörte er damit auf und schob sich mit einem Finger die Brille etwas höher. Als ich dann

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