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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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immer noch nichts gesagt hatte, zuckte er kurz die Achseln und sah mich fragend an.
    » Ich treffe mich dort mit einer Freundin.«
    » Wie heißt diese Freundin?«
    » Muss das sein?«, fragte ich.
    » Nein, Mr. Bolitar, ich bin bloß neugierig und frage ohne jeden Grund.«
    Franzosen sind gern ironisch.
    » Wie heißt sie?«
    » Terese Collins«, sagte ich.
    » Was sind Sie von Beruf?«
    » Ich bin Agent.«
    Berleand wirkte verwirrt. Lefebvre verstand scheinbar kein Englisch.
    » Ich vertrete Schauspieler, Sportler, Schriftsteller und Entertainer«, erläuterte ich.
    Berleand nickte zufrieden. Die Tür wurde geöffnet. Der uniformierte Beamte kam herein und reichte Berleand die Schale mit dem Inhalt meiner Hosentaschen. Berleand stellte sie neben meine Kleidung auf den Tisch. Dann wischte er sich weiter die Hände ab.
    » Sie sind allerdings nicht mit Ms. Collins zusammen angereist, oder?«
    » Nein, sie ist schon in Paris.«
    » Verstehe. Wie lange wollen Sie in Frankreich bleiben?«
    » Ganz genau weiß ich es noch nicht. So zwei oder drei Nächte.«
    Berleand sah Lefebvre an. Der nickte, schälte sich von der Wand und ging zur Tür. Berleand folgte ihm.
    » Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten«, sagte Berleand. » Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«

5
    Terese Collins wartete in der Lobby auf mich.
    Sie umarmte mich, allerdings nicht zu fest. Sie drückte sich an mich, aber auch das tat sie nicht zu fest, nicht so, als ob sie kurz vorm Zusammenbrechen stünde oder so etwas. Bei unserer ersten Begrüßung seit acht Jahren waren wir beide etwas zurückhaltend. Trotzdem schloss ich während der Umarmung kurz die Augen und meinte, die Kakaobutter riechen zu können.
    In meinem Kopf blitzten die Bilder von der Karibik-Insel auf, aber vor allem– seien wir ehrlich– blitzten natürlich die Bilder von dem auf, was unsere damalige Beziehung ausgemacht hatte: dem seelendurchdringenden Sex. Dieses verzweifelte Aneinanderklammern und -krallen, das uns auf eine ganz und gar nicht sadomasochistische Art begreiflich gemacht hatte, dass Schmerzen– emotionale Schmerzen– und Vergnügen sich nicht nur mischen, sondern gegenseitig verstärken konnten. Keiner von uns war an Worten, Gefühlen, falschem Trost oder auch nur, tja, sanften Umarmungen interessiert– als ob diese Dinge zu zärtlich wären, als ob gerade diese behutsamen Liebkosungen diese empfindliche Blase zum Platzen bringen könnten, die uns beide eine Weile umgeben und beschützt hatte.
    Terese ließ mich los. Sie war immer noch zum Niederknien schön. Man sah zwar, dass sie älter geworden war, aber vielen Frauen– vielleicht sogar den meisten in dieser Ära zu vieler Gesichtsstraffungen– bekommt das Altern in gewissem Umfang recht gut.
    » Was ist los mit dir?«, fragte ich.
    » Soll das etwa die freudige Begrüßung sein, nachdem wir uns jahrelang nicht gesehen haben?«
    Ich zuckte die Achseln.
    » Immerhin hab ich mit › Komm nach Paris‹ den Anfang gemacht«, sagte Terese.
    » Ich versuche, meinen Charme ein bisschen runterzufahren«, sagte ich. » Zumindest, bis ich weiß, was los ist.«
    » Du musst erschöpft sein.«
    » Geht so.«
    » Ich habe ein Zimmer für uns. Eine Suite. Mit getrennten Schlafzimmern. Damit uns auch diese Möglichkeit offensteht.«
    Ich sagte nichts.
    » Mann.« Terese rang sich ein Lächeln ab. » Es ist wirklich fantastisch, dich zu sehen.«
    Mir ging es genauso. Es mochte vielleicht nie Liebe gewesen sein, trotzdem hegte ich für sie starke, wahre und sehr tiefe Gefühle. Ali hatte gesagt, unsere Beziehung wäre nichts für die Ewigkeit. Die Beziehung zu Terese– na ja, das war vielleicht nichts für jeden Tag, aber sie hatte etwas schwer Beschreibliches, etwas, das man jahrelang ins Regal stellen und vergessen konnte, auf das man aber jederzeit verlässlich zurückgreifen konnte– und so sollte es vielleicht auch sein.
    » Du wusstest genau, dass ich komme«, sagte ich.
    » Ja. Und du weißt auch genau, dass ich ebenso gekommen wäre, wenn du mich angerufen hättest.«
    Das stimmte. » Du siehst fantastisch aus«, sagte ich.
    » Komm, lass uns was essen gehen.«
    Der Portier nahm mir die Tasche ab und begutachtete Terese heimlich bewundernd, bevor er mir mit diesem universellen Mann-zu-Mann-Grinsen zu verstehen gab, dass ich ein Glückspilz sei.
    Die Rue Dauphine ist ziemlich schmal. Ein weißer Lieferwagen parkte in zweiter Reihe neben einem Taxi und blockierte so fast die ganze Straße. Der Fahrer des

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