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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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nicht entdeckt hat.
    Das behaupten die erfahrenen Krieger, die ähnliche Situationen überstanden hatten.
    Fünfhundert. Um ganz sicher zu sein, zählte er weiter, bis zu jener äußersten Zahl im Begriffsvermögen eines Menschen: tausend.
    Kein Zischen, kein pfeifendes Geräusch. Nicht die leiseste Andeutung einer Gefahr.
    Er entspannte sich. Seine Muskeln gaben nach, und er fiel zu Boden. Seine Erleichterung machte sich in leisem Wimmern Luft.
    Es war vorbei. Sein Raubzug war beendet. Er war ein Mann.
    Er hatte sich im selben Raum mit einer Bestie befunden und überlebt. Er war Ausländern begegnet und hatte mit ihnen als Vertreter der Menschheit gesprochen. Dies und ähnliches würde er seinem Onkel erzählen.
    Wo steckte überhaupt sein Onkel? Und wo war die Truppe?
    Jetzt erst fiel ihm auf, daß hier etwas nicht geheuer war. Eric erhob sich und schlich vorsichtig zur offenen Pforte zurück. Die Höhle war leer. Sie hatten nicht auf ihn gewartet.
    Er kroch zur Tür und blinzelte ins Bestienrevier. Diesmal wurde ihm kaum mehr schwindlig. Seine Augen hatten sich rasch an die fremden Ausmaße gewöhnt. Die Bestie hantierte an der gegenüberliegenden Seite der Speisekammer. Sie hatte also nur den Raum durchquert, ohne ihm nachzustellen. Offenbar hatte sie ihn gar nicht bemerkt.
    Die Bestie drehte sich unvermittelt um, tat mehrere ungeheure Schritte und warf sich auf den Verbau, in dem Eric die Ausländer getroffen hatte. Wände, Boden und alles bebte unter dem Aufprall des riesigen Geschöpfes, das sich kurz hin und her wälzte und dann beruhigte.
    Erst nach einer Weile begriff Eric, daß das Wesen nichts weiter getan als sich im Verbau hingelegt hatte. Dann war er also tatsächlich ein Möbelstück der Bestie!
    Arthur der Organisator, Walter der Waffenforscher und die anderen, die im Sockel versteckt waren, mußte es nicht schlecht durchgerüttelt haben! Eric grinste. Vorübergehend war den Kerlen der Hochmut sicher vergangen!
    Aber er durfte nicht tatenlos dastehen.
    Er schob die Finger unter die Türplatte und kippte sie hoch. Verdammt schwer! Langsam und vorsichtig schob er einmal rechts, einmal links an, bis er an der Luke angelangt war. Mit einem letzten Stoß drückte er die Platte in die Öffnung. Nur ein dünner Spalt verriet, daß die Mauer hier unterbrochen war.
    Jetzt durfte er sich endlich umsehen.
    Hier hatte ein Kampf stattgefunden, soviel stand fest. Bei näherer Betrachtung erkannte Eric deutliche Spuren der Auseinandersetzung.
    Ein gebrochener Lanzenschaft. Blutspritzer an der Wand. Reste eines zerfetzten Tornisters, weitere Lanzen. Natürlich keine Leichen. Die blieben nach keinem Kampf liegen. Jedes Höhlenvolk wußte, daß der Sieger verpflichtet war, die Toten vom Kampfplatz zu zerren. Man durfte tote Feinde nicht herumliegen lassen, daß sie verwesten und die Luft in den Laufgängen verpesteten.
    Ein paar Dinge blieben ihm aber doch ein Rätsel. Erstens war es höchst ungewöhnlich, daß eine ausländische Streitmacht sich so dicht ans Bestienrevier heranwagte. Das natürliche Ziel jedes Angreifers waren die Wohnhöhlen der Menschheit, und die lagen viel weiter hinten. Hier vorne war höchstens ein Trupp plündernder Ausländer zu erwarten.
    Die bis an die Zähne bewaffneten Krieger seines Onkels aber wären mit einem Trüpplein Webern, Waffenschmieden oder Händlern aus den dekadenten Hinterhöhlen leicht fertig geworden. Sie hätten sie aufgerieben, vielleicht sogar ein paar Gefangene gemacht und weiterhin auf ihn gewartet.
    Wahrscheinlich also war der Angriff eben erst erfolgt, und sein Onkel und seine Truppe kämpften irgendwo in der Nähe. Hatten sie den Feind erst besiegt, kehrten sie sicher zu ihm zurück.
    In diesem Fall aber müßte er den Kampflärm hören. Doch in den Höhlen herrschte beängstigende Stille.
    Ein Frösteln überlief Eric.
    Obwohl er nach seinen Raubzug ziemlich hungrig war, gönnte er sich keine Zeit zum Essen, sondern schritt eiligst durch den Korridor. Dann begann er zu laufen. Er wollte so rasch wie möglich zu seinen Stammesbrüdern.
    Er griff in seinen Tragriemen und nahm in jede Hand eine Lanze.
    Richtig unheimlich, allein durch die Laufgänge zu wandern. Sie waren gräßlich leer und still. An jeder Wegbiegung schreckte er vor unerwarteten Schatten zurück.
    Jetzt hatte er nicht mehr weit. Schon sahen die Laufgänge freundlicher, vertrauter aus. Trotz seiner Erschöpfung lief er noch rascher, um offiziell als Eric das Auge anerkannt zu werden und der

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