Von Moerdern und anderen Menschen
bin.»
«Wo waren Sie denn?» fragte Moderegger.
«Bei einer Dame war ich.»
«Und da macht Ihre Mutter wieder Terror?»
«Quatsch, nicht meine Mutter – die Kripo.» Piesarczik schnauzte ihn geradezu an.
Moderegger kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. «Die Kripo? Wieso die Kripo?»
«Weil die Dame jetzt tot ist.» Piesarczik holte noch einmal tief Luft. «Unsere Isy, Fräulein Seywald…»
Moderegger schlug sich mit der linken Faust gegen die Stirn. «Das gibt’s doch nicht! Das kann doch nicht wahr sein!»
«Wir hatten Streit, und ich hab sie…» Piesarczik hatte so lange am großen Zeiger gedreht, bis die Uhr wieder losdröhnte.
Moderegger sprang auf und schrie ihn an: «Lassen Sie endlich meine Uhr in Ruhe!» Er riß das Gehäuse auf und stellte das Schlagwerk ab.
«Isy… Ich hab sie umgebracht, Moderegger, umgebracht. Sie müssen mir helfen!»
«Sie haben sie nicht umgebracht… Sie können doch so was gar nicht – Sie doch nicht!»
«Ich war völlig außer mir; ich hab sie weggestoßen, die Treppe runter, mit dem Kopf auf eine schwere Marmorplatte rauf und…»
«Hören Sie auf!» schrie Moderegger.
«Ich wollte es nicht», versicherte Piesarczik, «bestimmt nicht! Aber die sagen doch, daß das geplant war: Mord. Und selbst wenn ich nur Totschlag kriege: mit meinem Herzen halt ich doch keine fünf Jahre im Gefängnis durch! Das wär mein Todesurteil… Nur ein gutes Alibi kann mich noch retten.»
«Ihre Mutter…»
Piesarczik schüttelte den Kopf. «Die hat die ganze Zeit über beim Frisör gesessen. Aber Sie, Moderegger, von Ihnen weiß man, daß Sie den ganzen Sonnabend über zu Hause sitzen und arbeiten. Für die Firma und nebenbei noch. Und Ihnen nimmt man alles ab. Immer offen und geradlinig.»
«Eben darum…»
«Was: eben darum? Was soll ‘n das heißen?» Das klang fast ein wenig aggressiv.
«Eben darum sind Sie bei mir an den Falschen geraten, das soll das heißen», erwiderte Moderegger.
«Mensch, Moderegger – das ist doch die Chance Ihres Lebens: Sie können Montag Prokurist und stiller Teilhaber bei der FUNKTIONAL-BAU sein!» rief Piesarczik. «Unabhängig, und selber das Geld auf dem Konto.»
«Nicht um diesen Preis. Hören Sie auf.»
«Nicht um diesen Preis? Also noch mehr? Geld?» fragte Piesarczik.
«Nein… Gehen Sie bitte!» Moderegger hielt ihm die Tür auf.
«Sie pokern doch nur, weil Sie mich jetzt in der Hand haben!»
«Raus, Piesarczik – raus hier! Das ist mein Haus und das ist Hausfriedensbruch, wenn Sie jetzt nicht…»
«Nicht die Polizei alarmieren, bitte nicht! Sie sind doch der einzige, der mir helfen kann, der mich retten kann… Moderegger – bitte!»
Moderegger schob ihn vor sich her. «Gehen Sie endlich. Ich kann Sie nicht mehr länger ertragen.»
Piesarczik stemmte sich gegen den Türrahmen. «Ich wollte es nicht, bestimmt nicht, ich kann doch auch nicht dafür. Sie wollte Chefin werden, sie wollte mich heiraten, Isy – von der Schreibmaschine weg in die Villa raus, High Society, der Golfclub, im Sommer auf die Bahamas. Aber meine Mutter… unmöglich! Da hat sie mich erpreßt: Entweder du sagst ja – oder ich geh zum Kartellamt und pack aus… Da konnte ich nich mehr; da sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt.»
Moderegger wurde immer heftiger. «Jetzt kann ich’s Ihnen ja sagen, Piesarczik, jetzt spielt’s ja sowieso keine Rolle mehr: Sie sind das größte Schwein, das mir jemals über den Weg gelaufen ist. Und wenn Sie sich auch noch so auf den Kopf stellen: von mir kriegen Sie nicht zu hören, was Sie gern hören wollen, mit keinem noch so raffinierten Trick! Von mir nicht! Wir sollten die Polizei verständigen.»
Piesarczik packte ihn am Arm. «Das können Sie doch nicht – bitte nicht!»
«Es kommt ja doch über kurz oder lang mal raus, und warum soll ich dann wegen Beihilfe…»
«Mensch, Moderegger, wenn es gutgeht, sind Sie ‘n gemachter Mann. Riskieren Sie doch mal was!»
«Bei Mord hört jede Loyalität auf!»
Der Gong in der Diele ertönte.
Sie verstummten, reagierten aber nicht. Sekunden vergingen. Der Gong überschlug sich fast; derjenige, der draußen auf der Straße auf den Knopf drückte, ließ nicht locker.
«Das sind sie wahrscheinlich schon», sagte Moderegger.
«Kann ich nicht hinten durch den Garten…?» Piesarczik riß das Fenster auf.
«Ihr Auto steht doch noch vorn auf der Straße.»
Piesarczik sah in den Garten hinunter. «Hauptsache, ich hab ‘n kleinen Vorsprung…»
«Die sehn Sie
Weitere Kostenlose Bücher