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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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erinnernd, erreichten sie den Zugabfertiger, der auf einer Art hölzernerm Podest etwa in der Mitte des Bahnsteigs seinen Dienst versah, wie er es ausdrückte. Ein spröder Typ, offenbar zu Höherem berufen und nur versehentlich hier unten gelandet.
    «Mein Name ist Mannhardt – kann ich Sie mal ‘n Moment sprechen?»
    Der Mann von der BVG schien nicht gerade erbaut zu sein. «Die Mordkommission? Gleich… Ich muß erst mal den Abfahrauftrag erteilen.»
    «Dann erteilen Sie man.»
    Der BVGer trat ans Mikrofon. «Richtung Steglitz – einsteigen bitte… Zurückbleiben!»
    Der Zug glitt aus dem Bahnhof.
    Mannhardt paßte die schleppende Bedienung nicht. «Können Sie nicht mal Ihrem Kollegen Bescheid sagen…»
    «Momentchen.» Der gute Mann verließ sein Podest und verschwand im Dienstraum, einem kleinen Häuschen mitten auf dem Bahnsteig.
    Koch, ein großes Kind, versuchte inzwischen, einen königlich-bayrischen Gendarmen zu imitieren: «Melde g’horsamst, Herr Oberkommissar, da hint’n auf der Bank hockt a alte Mo, der wo alles g’sehn hat…»
    «Hör doch auf mit dem Quatsch», sagte Mannhardt.
    Der Herr Zugabfertiger kam wieder. «So, jetzt hab ich ‘n Moment Zeit.»
    «Das ist Herr Koch, mein Mitarbeiter», sagte Mannhardt.
    «Wir kenn’n uns schon… Dem hab ich doch das alles schon erzählt.»
    Mannhardt nahm eine geradezu drohende Haltung an. «Ich hätt’s aber gerne noch mal selber gehört!»
    Der U-Bahner war endlich zu längeren Ausführungen bereit. «Was soll ich noch groß sagen – ich steh hier und warte auf den leeren Zug, den sie mir gemeldet haben, eine Überführungsfahrt zur Hauptwerkstatt Seestraße… Ich mach also meine Durchsage und bleib dann noch hier stehen, um auf die Fahrgäste zu achten – da seh ich die beiden Männer wieder und wundere mich…»
    «Dann sind sie Ihnen also schon vorher aufgefallen?» fragte Mannhardt.
    «Ja, sag ich doch. Die wollten doch noch mit dem Zug Richtung Steglitz mit, Rathaus Steglitz, die sind doch noch wie die Irren gerannt… Sie haben ihn aber nich mehr geschafft.»
    «Und da haben Sie dann gestaunt, als die beiden dann offenbar in die entgegengesetzte Richtung fahren wollten, Osloer Straße?»
    «Sicher staunt man da. Die sahn ja auch irgendwie ‘n bißchen komisch aus. Der eine, der Jüngere, so richtig in Schale – hellgrauer Anzug, Schlips und so – Mitte Zwanzig vielleicht, so ‘n halber Hahn noch – und der andere, der Ältere, mit Jeans und so ‘nem bunten Hemd…»
    «T-Shirt», präzisierte Koch.
    «… ‘nem T-Shirt, ja, rot. Und plötzlich stößt der Ältere den andern vor ‘n Zug und…» Der BVGer brach ab, weil der nächste Zug, Bremsluft ausstoßend, in den Bahnhof einlief und sein Kollege das stundenlang gleiche Ritual begann: «Kurfürstendamm!»
    Mannhardt war ungeduldig geworden. «Haben die sich denn vorher gestritten? Haben Sie vielleicht was gemerkt?»
    «Ja… Kann sein, als sie den ersten Zug verpaßt hatten. Da war der Ältere vielleicht zehn Meter vor dem Jüngeren – ich dachte aber, der schreit den nur an, weil der so langsam gewesen ist. Der Jüngere hat den Alteren dann noch vom Zug weggerissen…»
    «Daß der Ältere den andern runtergestoßen hat, ich meine, also mit Absicht – das steht aber außer Frage?»
    Wieder die Lautsprecheranlage. «Osloer Straße – zurückbleiben!»
    «Der hat ihn also mit Absicht runtergestoßen?» wiederholte Mannhardt seine Frage.
    Der Zugabfertiger war sich sicher. «Hundertprozentig ja. Sonst wär er ja auch nicht gleich getürmt.»
    Mannhardt steckte sein Notizbuch weg. «Das war’s dann erst mal, schönen Dank auch. – Oder hast du noch Fragen?»
    «Nee, ich bin fraglos glücklich», antwortete Koch.
    «Dann kann ich also wieder…?» Der Zugabfertiger wollte seinen Kollegen entlasten.
    «Ja, natürlich.» Mannhardt wandte sich zu Koch um. «Komm, dann können wir ja mal nach hinten gehen.» Sie liefen den Bahnsteig hinunter.
    «Was is denn mit dem Zugführer?» fragte Koch.
    «Der is gleich ins Krankenhaus gekommen – schwerer Schock.»
    «Kann ich mir vorstellen», sagte Koch. «Sah ja auch schlimm aus, der Kopf sauber vom Rumpf getrennt.»
    «Hör auf, Mensch.»
    «Wie mit der Guillotine… Die Papiere haben alle in der Gesäßtasche hinten gesteckt. Thomas Mahnke, 517 Jülich, Linnicher Straße 10a, geboren am 14.10.1952 in Berlin.» Koch hatte es gespeichert.
    «Schon irgendwo registriert?»
    «Muß ich nachher gleich mal nachsehen.»
    «Der Ältere hat

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