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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Trotzdem trifft man allerorts auf würdevolle Menschen, die mit einer Menge Traditionsbewusstsein und einer ordentlichen Portion Stolz ausgestattet sind. Ein klein wenig ihres Selbstbewusstseins und wir würden in Deutschland glatt vergessen, was das Wort „Krise“ eigentlich bedeutet. Botsuana wird gerne als Musterland des südwestlichen Afrikas bezeichnet. Das Land weist einen ausgeglichenen Haushalt vor, was vor allem mit der Jwaneng Diamantenmine zusammenhängt, der größten der Welt. Die Mine liegt mitten im Lebensraum der Buschmänner. Die Khoi San wurden umgesiedelt, ohne eine Entschädigung zu erhalten. Seither schürft Botsuana genug Karat, um noch vor Russland größter Diamantenexporteur der Erde zu sein. Über die Enteignung der Khoi San im Gebiet der Mine (mit der lächerlichen Begründung, ihr Nomadentum würde die Savanne schädigen) erfuhr die Welt durch die Wahl des Buschmanns Roy Sesana zum alternativen Nobelpreisträger im Jahr 2005. Sesana, der dem Stamm der Gana und Gwi angehört und weder lesen noch schreiben kann, führt einen aussichtslosen Kampf für die Rechte seines Volkes gegen die Interessen des Diamantenklüngels. In seiner Dankesrede in Stockholm sagte er: „Wir sind nicht primitiv. Wir leben nur anders als ihr.“ Genau dieses Andersleben ist den Regierungen in Namibia, Botsuana und Südafrika ein Dorn im Auge. Und sind wir mal ehrlich, bei uns wäre es kaum anders. Wer aus der Reihe tanzt, kriegt Ärger. Die Leute vom nächsten Zirkus, der in ihre Stadt kommt, können das bestätigen.
    „Die Sesshaftigkeit hat die Lebenslust der Khoi San zerstört“, sagte Johan. „Ich versuche ein System aufzubauen, damit sich das ändert. Egal ob Essen oder Kleidung: Von mir gibt's nichts geschenkt. Sie müssen mir etwas dafür geben.“
    Die Methode „Johan“ begann, Früchte zu tragen. Mit dem Effekt, dass der Missionar immer mehr aufkaufen musste. Klar, dass ich als begeisterter Bogenschütze einige Bögen erwarb, inklusive Pfeile. Im Gegensatz zu meinem Bogen, mit dem ich beim Intuitiven Bogenschießen auf Entfernungen von 60 Metern noch ganz ordentlich treffe, müssen die Khoi San nahe an ihre Beute ran. Für mehr reicht die Wurfkraft ihrer Bögen nicht aus. Dafür sind ihre Pfeile vergiftet. Neben Bögen gab es in Johans Buschboutique Ketten aus Samen exotischer Wüstenpflanzen, Lederschürzen und wunderbar geschnitzte Pfeifen, die in jedem Headshop ihre Liebhaber finden würden. Als wir uns alles anschauten, erschienen Constanze und ihr kanadischer Kreditkartenhalter. Ich beobachtete, wie sie Bögen, Pfeifen, Ketten und Schürzen in die Hand nahm, missbilligend den Kopf schüttelte, die miese Qualität bemängelte, um dann doch eine Menge einzupacken, und zwar zum sagenhaft günstigen Preis.
    „Wo verkaufst du das?“, fragte ich John, als er Stück für Stück in den Wagen schleppte.
    „Auf amerikanischen und kanadischen Weihnachtsmärkten. Dafür geben die Leute wie verrückt Geld aus.“
    „Was verdient ihr?“
    Er schaute sich um, als befürchte er den Neider von der Konkurrenz.
    „4 000 Prozent Aufschlag“, flüsterte er. „Das Zeugs ist Gold wert.“
    „Warum bezahlt ihr dann nicht mehr?“, fragte ich.
    Er sah mich an, als sei ich der verblödete Naivling von nebenan.
    „Geschäft ist Geschäft“, sagte er. „Das gilt auch im Busch.“
    „Warst du in den Dörfern?“ insistierte ich. „Hast du gesehen, wie's dort aussieht?“
    „Nein“, sagte John. „Und es ist mir auch egal. Die Scheißfahrt hier raus ist lang genug. Gott, ich wünschte, die würden die verdammte Piste teeren.“
    Zwei Stunden später hatte er alles verladen. Die Königin von Saba reichte mir huldvoll die Hand, in der Erwartung, dass ich sie küsste. Den Gefallen tat ich ihr nicht, aber dann sah ich Johans Gesicht. Er sah zufrieden aus.
    „Vielleicht bezahlen sie schlecht“, sagte er später.
    „Vielleicht werden sie reich damit. Aber sie kommen wieder. Was für mich bedeutet, die Projekte gehen weiter.“
    Mir wurde klar, dass ich noch einiges zu lernen hatte.
    „Hast du Lust, morgen früh …?“ fragte Rolf, und ich antwortete, „Nein, nein, vergiss den Ballon.“
    „Wer redet davon“, sagte er und breitete die Landkarte aus. „Sieh mal. Auf der Rückfahrt könnten wir einen Abstecher durch die Nyae-Nyae-Pfanne machen.“
    Ich blickte auf die Karte. Unser nächstes Ziel lag im Westen, die Nyae-Nyae-Pfanne dagegen im Osten.
    „Nicht der nächste Weg“, gab ich zu bedenken. „Aber

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