Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
der Natur gezwungen, für harte Zeiten vorzusorgen, Vorräte anzulegen, zu sparen; während Völker in einem warmen Klima – man kann es sich förmlich vorstellen – gar keinen Grund haben vorzusorgen, sondern einfach alles verprassen und ansonsten am Strand abhängen.
Wie wir aber bis hierhin gesehen haben, widerspricht dieser zugegeben griffigen These die Tatsache, dass die effizientesten Hochkulturen Europas, von deren konservierten Geistesvorräten in Form von Wissen wir noch heute leben, eben nicht im Norden, sondern am Mittelmeer lagen.
Kleopatra – das erste «Teppichluder» Europas
Leider konnte man mit der Zeit erste Anzeichen moralischen Verfalls im Römischen Reich feststellen. Vor allem in der obersten Schicht machte sich ein Lotterleben breit, ich erwähnte schon Tacitus, den die Treue der Germanen zu ihren Frauen so beeindruckte, weil er so etwas von zu Hause gar nicht kannte.
Uns beeindrucken bis heute eher die Bettgeschichten Cäsars, aber lange nicht alle. So kennt kein Mensch die Liebesgeschichte zwischen Calpurnia Piso und dem römischen Kaiser Julius Cäsar. Warum? Sie waren verheiratet, wie langweilig! In die Erinnerung des Weltwissens haben sich nur große Affären eingebrannt, wie die zwischen Cäsar und Kleopatra – mit Liz Taylor hatte er dagegen nie etwas. Kleopatra gelang etwas, das nur Frauen hinbekommen: Sie war in den entscheidenden Momenten ihrer Karriere nackt, hatte aber trotzdem immer die Hosen an – zum Beispiel, als sie unter dubiosen Bedingungen Cäsar kennenlernte.
Zum damaligen Zeitpunkt brauchte sie Hilfe in ihrem zerstrittenen ägyptischen Reich und schaute, wer das einflussreichste Männchen war. Dieses Alphamännchen hieß Cäsar und war verheiratet. Das kann eine zielorientierte Frau natürlich nicht aufhalten, also ließ sie sich nackt in einen Teppich wickeln und nachts am Palast von Cäsar «anliefern». Cäsar war es, durch seine selbst erlassenen Fahrverbote für Lieferanten, gewohnt, dass Ware spät kam, und hat wahrscheinlich nur geflucht: «Wer zur Hölle hat einen Teppich bestellt?» Der Bote führte daraufhin seinen Auftrag aus, entrollte den Teppich und gab den Blick auf die unbekleidete junge Königin frei.
Cäsars Vergnügungssucht war stadtbekannt, und so wusste auch Kleopatra, dass er dieses eindeutige Angebot nicht ausschlagen würde. Damit dürfte sie das erste Teppichluder der Weltgeschichte gewesen sein.
In der besagten Nacht im Jahr 48 v. Chr. war Kleopatra einundzwanzig und Cäsar schon über fünfzig. Ein Jahr später war Kleopatra schwanger. Sie wollte gerne in der Nähe des Kindsvaters leben und zog tatsächlich für einige Zeit nach Rom, die Stadt, in der auch Cäsars Ehefrau Calpurnia lebte. Kein Problem, der Imperator organisierte ein zweites Appartement und lebte eine Beziehungsform, die heute als «Modell Seehofer» bekannt ist. Das untergrub seine eh schon schwindende Autorität, und so kommt es zu der berühmten Verschwörung im römischen Senat, bei der Cäsar von dreiundzwanzig Messerstichen niedergestreckt wird. Der letzte, das ist bekannt, wurde ihm von Brutus zugefügt, angeblich auch ein uneheliches Kind von Cäsar, was allerdings umstritten ist, da er bei dessen Geburt selbst erst fünfzehn Jahre alt gewesen war.
Kleopatra ändert ihre Strategie in Sachen Alphamännchen nicht, der neue zu erobernde starke Römer heißt Antonius. Sie lädt ihn zum Essen auf ihr Schiff ein, und wie das so ist, wenn man ein Bankett vorbereitet, Früchte klein schneidet, den Tisch eindeckt – man vergisst die Zeit, plötzlich klopft es, und man merkt: «Huch, ich habe mich ja noch gar nicht angezogen!» So erging es auch Kleopatra. Sie hatte gerade noch Zeit, ihre Krone aufzusetzen – ein Anblick, dem auch der eintretende Antonius nicht widerstehen konnte.
Kleopatra wurde seine Geliebte, und Antonius war ihr bald völlig verfallen, boxte sie aus Konflikten raus, schenkte ihr Ländereien – und sie schenkte ihm drei Kinder. In einer unglücklichen Seeschlacht wurde Antonius schließlich vom Feind gerammt und sein Schiff versenkt. Kleopatra, ebenfalls mit einem Schiff bei der Schlacht dabei, sah ihm zu, erschrocken zwar, half ihm aber nicht, sondern zog es vor, das Weite zu suchen. Zwar konnte sich Antonius noch in Sicherheit bringen, doch im herrschenden Chaos ging er davon aus, ihr Schiff sei ebenfalls getroffen worden und seine Geliebte ertrunken – verzweifelt nimmt er sich das Leben.
Auch wenn Kleopatras Verschleiß an Herrschern
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