Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
bis dahin bereits beachtlich war, versuchte sie, auch noch den nächsten starken Mann Roms auf ihre Seite zu bringen: Octavian. Allerdings ist Kleopatra zu diesem Zeitpunkt schon deutlich älter, und der Verführungsversuch gerät zur Hängepartie. Octavian zieht es vor, Kleopatra in den Kerker zu werfen. Kurz darauf ist sie tot, gebissen von einer Kobra. Sie kroch aus einem Korb, in dem eigentlich ausschließlich Feigen sein sollten.
War es Mord oder Selbstmord? Ich denke, möglicherweise war es auch nur das Desinteresse der Caterer. Damals kümmerten sich Sklaven um das Essen, und wenn es hieß: «Ein Korb Feigen für Zelle XII », dann wurden die eben schnell in einen Korb geworfen, auch wenn es sich in ihm eine Kobra zum Mittagsschlaf gemütlich gemacht hatte. Egal, Deckel drauf, Feierabend.
Keine Frau hat Historiker mehr fasziniert als Kleopatra, mal wurde sie «Die Kurtisane vom Nil» genannt, an anderer Stelle «Königin Hure», einer sieht ihre große Anzahl an Verführungen von mächtigen Männern als das, was sie waren: eine – zugegeben ungewöhnliche – Form von Bündnispolitik.
Und woher wissen wir das alles? Plutarch hat es aufgeschrieben. Er war der Guido Knopp der Antike, der Geschichte unterhaltsam aufbereitete. Leider über einhundert Jahre
nach
den Ereignissen. Einiges hatte er von diesen gehört, einiges von jenen, und so schließt er seinen Bericht mit den Worten: «Vielleicht war auch alles ganz anders.»
Die turbulenten Geschichten um Cäsar, Kleopatra und ihre späteren Liebhaber aus dem Machtzentrum Roms sind schon erste Anzeichen eines Verfalls dieses Riesenreiches. Die Frage «Wie konnte das Römische Reich untergehen?» ist eine der spannendsten überhaupt, lässt sich aus ihrer Antwort doch auf den Untergang anderer Reiche auch der Gegenwart schließen. Deshalb kommt dieser dramatische Showdown im nächsten Kapitel gebührend zur Sprache. Doch die Liste der Dinge, die Italiener erfunden haben und die wir heute noch nutzen, ist trotz aller Abgründe auch der römischen Gesellschaft lang. Vieles geriet zunächst in Vergessenheit, als unsere peinlichen Vorfahren bei der Zerstörung Roms mitgewirkt haben. Bevor also gleich alles vor die Hunde geht, ist es Zeit, noch mal «Danke» zu sagen.
Was wir den Italienern zu verdanken haben
Mörtel (Mortarium)
Vespa
Antipasti
Religionsfreiheit
Adriano Celentano
Gips (Gypsum)
Toskana
Zement (Cementum)
Fenster (Fenestra)
Bankwesen
Barilla
Sixtinische Kapelle
Gondolieri
Moneten (Moneta)
Den Monat Juli
Chianti
Mona Lisa
Computer (Computatorium = Rechenbrett)
Glasherstellung
Versace
Julianischer Kalender
Fiat Cinquecento
Bunga Bunga
Stradivari
Brot und Spiele
Michelangelo
Erste Rheinbrücke für Köln
Leonardo da Vinci
410 n. Chr.
Romurlaub von Germanen und Goten endet katastrophal
Vandalen ohne Sandalen
Nur Frauen brauchen Straßen.
Alarich, Geschäftsführer der Goten, 410 n. Chr.
Heute ist es für uns unvorstellbar, dass unser Land noch einmal zu einem Entwicklungsland werden könnte. Es erscheint uns ebenso absurd wie die Vorstellung, die ARD würde irgendwann einmal keine
Lindenstraße
mehr ausstrahlen. Doch schon frühere Generationen haben es sich nicht vorstellen können, dass
Dallas
eingestellt,
Take That
aufgelöst werden und Michael Jackson jemals sterben würde.
Auch für den römischen Kaiser Augustus lag es außerhalb jeglichen Vorstellungsvermögens, dass ihm einmal ein ungeduschter Westgote seinen stinkenden Fuß ins Gesicht drücken würde. Wie konnte etwas so Mächtiges und Großes wie das Römische Reich zerfallen? Eine Frage, die uns heute angesichts eines ebenfalls vom Zerfall bedrohten Europa brennend interessieren sollte. Eines ist sicher: Es geht. Bei uns ist das Kaiserreich untergegangen, die erste demokratische Republik und zum Glück das in seinen Dimensionen und seiner Macht fast römisch anmutende Dritte Reich. Die Sowjetunion ist verschwunden und das
Schlecker
-Imperium. Jedes Mal verloren einige Despoten dabei ihren Job. Und es stellen sich gleich mehrere Fragen: Wieso passiert das immer wieder? Kann man denn nun aus der Geschichte lernen oder nicht? Welche Fehler dürfen wir nicht wiederholen, wenn wir einmal selbst auf dem Herrscherthron sitzen?
Gründe für das Siechtum des Römischen Reiches gab es viele. Vor allem war das Riesenreich irgendwann zu riesig, um es zu kontrollieren. Das ist die naheliegende Ballontheorie, nach der jeder Ballon einmal platzt, wenn man
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