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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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Mittelalters verweigerte, alles vor die Hunde gehen zu lassen. Während woanders das gesamte Wissen der Antike vergessen wurde (wir erinnern uns: Antike bis 500  n. Chr.), sammelte er die schlauesten Leute um sich – ein Think Tank, würde man heute sagen. Mit ihrer Hilfe bescherte er dem Frankenreich einen großen Vorsprung in Künsten und Wissenschaften. Sein Reich bedeckte bald ganz Europa, sogar die Bayern unterwarf er, was ihm bei anderen deutschen Stämmen große Sympathien einbrachte; schließlich wurde Karl sogar römischer Kaiser. Sein Thron stand allerdings in Aachen, bezeichnend für den Verfall des echten Römischen Reiches, dessen Machtzentrale man natürlich in Rom vermuten würde. Übrigens kann man den Thronstuhl noch heute in Aachen besichtigen, ein schlichter Marmorsessel, ziemlich hart und eines der wenigen Möbel, auf dem man auch tausendzweihundert Jahre später noch Platz nehmen darf.
    Doch Karls Herrschaft war nur ein Intermezzo. Alle Menschheitsjahrhunderte zuvor und die Zeit nach Napoleon hat sich das Land im Chor der anderen Europäer entwickelt. Erst mit Louis änderte sich das nachhaltig.
    Wählen ab 16 ? König ab 16 !
    Zunächst übernahm Jules Mazarin die Regierungsgeschäfte für Louis  XIV , was sicher besser war, so blieben den Franzosen ein Ich-will-meinen-Brei-nicht-essen-Krieg, ein Schokoladenkrieg und ein Dreiradkrieg erspart.
    Ob man bei Louis’ Übernahme der Amtsgeschäfte wohl «Teenager an die Macht» gesungen hat? Bei uns überlegt man heute, ob man mit 16 schon wählen dürfen soll. Louis wurde mit 16  Jahren Alleinherrscher.
    Er galt als sportlich, schön und athletisch und fand sich selbst auch sportlich, schön und athletisch. Sofort setzte er den Adel unter Markendruck, er musste ganz bestimmte Kleidung von ganz bestimmten Schneidern tragen, nur das galt als hip und wurde goutiert.
    Bald war Louis nur noch auf Feten zu erreichen. Wir kennen das von Klaus Wowereit: Ob Flughafen oder Stadtschloss, wo die Korken knallen, ist er dabei. Der Unterschied zu diesen Bauvorhaben: Das Schloss Versailles wurde vollendet. Wer etwas vom König wollte, musste eingeladen werden, sich auf Empfängen und bei Tänzen nach vorne drängeln, bei einem Witz des Despoten schallend lachen – aber nicht zu schallend, es galt, das richtige Maß zu finden. Auch ein Kompliment über seine schönen Beine konnte nie schaden, Louis ließ sich stets mit entblößten Waden malen. Achten Sie einmal darauf, es gibt kein Gemälde von ihm, auf dem seine Beine nicht in Szene gesetzt sind.
    Hatte man sich endlich bis zu ihm durchgekämpft, spielte er Szenen aus Stücken nach, die Molière extra für ihn geschrieben hatte – also wieder klatschen, lachen und loben. Wunderbar!
    Schon Nero ging seinen Untertanen entsetzlich auf den Keks, weil er sich für einen Schauspieler hielt. Überhaupt waren Herrscher, die sich eigentlich für Künstler hielten, stets die schlimmsten Despoten. Auch bei uns Deutschen lässt sich da ein Beispiel in der jüngeren Geschichte finden.
    Der Kampf um Louis’ Aufmerksamkeit nahm bisweilen groteske Züge an. Als er z.B. eine seiner Mätressen nicht mehr interessant fand, flößte diese ihm einen Zaubertrank ein, der wieder seine Begeisterung für sie wecken sollte. In ihm befanden sich Fledermausblut und getrocknete Maulwurfspfoten. Tatsächlich wurde Louis schwindelig in ihrer Gegenwart, nachdem er den Trank zu sich genommen hatte. War das das Zeichen für ein neues Aufflammen der Liebe? Nein, er musste sich nur übergeben.
    Louis’ Spitzname war bekanntlich «Sonnenkönig», und da sich alles um ihn drehte, passte er hervorragend. Obwohl er von zahlreichen schönen Frauen umgeben war, heiratete er eine spanische Prinzessin, um ein politisch wichtiges Bündnis zu schmieden. Dabei zählten Kriterien, die man auf neuzeitlichen Flirtportalen lange suchen muss. Singles heute können zwar in einer Suchmaske Haar- und Augenfarbe, Hobbys und natürlich das gewünschte Alter des gesuchten Partners eingeben. Features, die Alleinstehenden im Hochadel zu Zeiten von Louis  XIV wichtig waren, suchte man jedoch vergebens, als da wären: vorhandene Ländereien, Immobilienbesitz im Allgemeinen und vor allem die Aussicht auf eine Thronfolge.
    Sein Hang zu den Künsten, schönen Frauen und ausschweifenden Partys hinderten Louis nicht daran, ein knallharter Despot zu werden. Die Botschaft Luthers, das ganze Leben solle Buße sein, konnte für den verschwendungssüchtigen König nur als

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