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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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Karl Marx, als er an der Reihe war, dass seine Schriften den nächsten Aufstand auslösen könnten, und warnte schon mal vor: «Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen.»
    Von Erhabenheit zu Peinlichkeit
    «Keiner meiner Leibwächter darf größer sein als 1 , 65 .» Das verfügte nicht etwa Napoleon, der auch die Mittel gehabt hätte, eine Berichterstattung über diese im wahrsten Sinne des Wortes kleinliche Art zu verhindern, sondern der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Er sah sich daraufhin, dank freier Presse, einiger Häme ausgesetzt. Nun sind kleine Leibwächter ebenso schwer zu finden wie kleine Basketballspieler, aber das war dem Präsidenten egal, sein Programm lautete: Ich! Ich! Ich!
    Das hatte er mit Napoleon gemein, einem Militärstrategen, der sich während verschiedener französischer Feldzüge bewiesen hatte und schließlich 1799 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen war. Die Franzosen fielen ihm nach dem Chaos der Revolution geradezu in die Arme, nur endlich wieder Sicherheit!
    Als er sich schließlich selbst die Kaiserkrone aufsetzte, überließ er nichts dem Zufall. Die Idee, die Zeremonie im Freien durchzuführen, verwarf er sofort. Was, wenn es regnete? Von Erhabenheit zu Peinlichkeit ist es nur ein kleiner Schritt, befand er. Zuletzt bewahrheitete sich dies beim sechzigjährigen Thronjubiläum der britischen Königin, die über endlose Stunden in strömendem Regen stattfand. Ihr Mann Prinz Philip musste im Anschluss, unter Anteilnahme einer breiten Öffentlichkeit, eine Blasenentzündung auskurieren.
    Zum Glück war Napoleon einer jener Despoten, die gleichsam zur Entwicklung der Gesellschaft beitrugen. Im
Code civil
wurden Freiheit, die Gleichheit vor dem Gesetz – also alte Forderungen der Revolutionäre – sowie die Aufhebung des Zunftzwangs garantiert. Das haben wir Deutschen nicht mal mit der Demokratie geschafft: Wer bei uns z.B. Arzt wird, muss Mitglied der einzig existenten Ärztekammer werden, ob er will oder nicht. Außerdem reformierte Napoleon die Verwaltung.
    Außenpolitisch gesehen waren Napoleons Ambitionen riesig: Mit seinen Feldzügen eignete er sich die Herrschaft über große Gebiete Europas an. Dass er dabei u.a. einen Haufen deutscher Kleinstaaten niederwalzte, wird ihm heute als Beitrag zur deutschen Einigung angerechnet.
    Wie bei so vielen anderen vor ihm und vielen nach ihm folgte auch für ihn auf Feldherrenglück die Wende: Beim Versuch, Russland zu erobern und zu Fuß nach Moskau zu gehen, musste er bald feststellen, dass die Stadt verdammt weit weg war, und noch schlimmer: Als er dort ankam, war niemand da. Die Russen hatten sich zurückgezogen und hofften auf die Ankunft eines Verbündeten mit übermenschlichen Kräften.
    Moskau, unbekannt verzogen
    Ihre Hoffnung wurde nicht enttäuscht, Napoleon wurde von ihm überrascht, als er Moskau 1812 gerade den Rücken zukehrte: dem Winter. «Setz eine Mütze auf, draußen ist es kalt», sagen Mütter zu ihren Kindern, seit es Menschen gibt.
    Zwar hatte auch Napoleon eine, aber seine Armee war ansonsten nicht auf Winter eingestellt, schon gar nicht auf den russischen. Erschwerend kam hinzu, dass die Russen bei ihrem Rückzug sämtliche Nahrungsmittel und die Ernte auf den Feldern vernichtet hatten. Durch die mangelnde Versorgung und die Kälte geschwächt, konnten Napoleons Truppen die folgenden Schlachten nicht mehr gewinnen, und so leitet der Russlandfeldzug Napoleons Niedergang ein.
    Erstaunlicherweise machten sich die Deutschen unter dem Kommando des nächsten unbelehrbaren Despoten 1941 wieder auf den Weg nach Moskau, wieder in Sommerklamotten. Mit dabei der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker als Offizier, der sich in seinen Memoiren an die Meldung der Heeresleitung erinnert, in der es hieß: «Im Dezember hat uns der Winter überrascht.»
    Als ich im letzten Winter in der Bahn festsaß, weil die Bahnverantwortlichen nicht mit Kälte gerechnet hatten, fragte ich mich wirklich, ob eigentlich irgendjemand aus der Geschichte lernt. Die Bahn sollte einen Historiker einstellen, der sie im Sommer daran erinnert, dass es in der Weltgeschichte von jeher Winter gegeben hat, und vor allem, dass sich Geschichte wiederholt! Aber jetzt habe ich schon wieder viel zu viel über Krieg gesprochen.
    Unseriöse Historiker behaupten immer wieder, Napoleon habe manchen Feldzug nur begonnen, um sich vor der Hausarbeit zu drücken. Als

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