Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
er mit der schönen Josephine zusammen war, tanzte sie ihm auf der Nase herum. Zwar hinterließ er diese machohafte Äußerung über Frauen: «Wir Europäer […] haben die Frauen zu gut behandelt und damit alles verdorben. Wir waren so töricht, sie uns beinahe gleichzustellen. Die Orientalen haben mehr Geist und sind gerechter; sie haben die Frau zum ausschließlichen Eigentum des Mannes erklärt, und in der Tat hat die Natur sie zu unseren Sklavinnen gemacht. Nur infolge unserer Verschrobenheit konnten sie den Anspruch erheben, unsere Herrinnen zu sein.»
Aber in Wirklichkeit hatte Napoleon nicht immer die Hosen an. Sicher, unter Männern schon. Und im Alltag außer Haus sowieso: Als ihn einmal ein kleiner Dackel anbellte, so berichtete man sich, und daraufhin sein Pferd scheute, schoss er wild um sich, traf aber nicht den Dackel. Man muss ja klarmachen, wer hier das Sagen hat.
Aber daheim? Die Natur hat die Frauen vielleicht filigraner konstruiert als Männer (Ausnahmen auf beiden Seiten bestätigen wie immer die Regel). Dafür verstehen sie sich aber bestens darauf, das Gleichgewicht wiederherzustellen, indem sie die Männer moralisch niedermachen. So war es, den Quellen nach zu urteilen, auch bei Napoleon: Er konnte noch so viele Länder unterwerfen, ganz Europa zitterte vor ihm, doch zu Hause stand er unter der Fuchtel seiner Josephine: «Gut, du hast Österreich unterworfen und Deutschland, aber deine Füße riechen.» – «Kannst du endlich mal deinen Schreibtisch aufräumen? Überall liegen Sachen von dir rum!» Kein Wunder also, dass Napoleon gerne vor derlei Tiraden flüchtete. Auf Raubzügen kann man sich für gewöhnlich hervorragend vorm Abwasch drücken. Nach dem Essen zündet man einfach das Haus an und zieht weiter.
Napoleons Ende war unrühmlich: Man verbannte ihn auf die Insel St. Helena. Die neuen Machthaber wollten sicher sein, dass der hartnäckige Franzose nicht noch mal ins politische Geschehen eingriff. Bei den Versuchen der Deutschen, sich von den französischen Besatzern zu befreien, entstand etwas sehr Verheerendes, die deutsch-französische – heute ergänzt man danach zum Glück automatisch das Wort Freundschaft, aber damals wurde es die – Feindschaft. Sie hielt sich lange und hartnäckig und hallt heute, trotz des «Freunde für immer!»-Schwurs manchmal noch nach.
Wenn ich mit meiner Freundin Valerie in Paris auf einer Party bin und sie mich mit den Worten vorstellt: «Bon soir. C’est mon ami, Sebastian. Il est allemand», schaue ich selbst heute in skeptische Gesichter. Oft werde ich dann gefragt: Wo war dein Opa damals im Zweiten Weltkrieg?
Das ist so ein Moment, in dem ich denke, es ist gut, dass ich mal Geschichte studiert habe. Ich antworte dann immer: «Mein Opa? Oh, der war schon damals für ein Europa ohne Grenzen im Einsatz.»
Das war Napoleon in gewisser Weise auch.
Was wir den Franzosen zu verdanken haben
Frankreich!
Paul Bocuse
Crème brûlée
Liberté – Freiheit
Cuisses de Grenouille
Debussy
TGV
Citroën DS
Ziemlich beste Freunde
Verleihnix und Majestix
Jean Reno als «Léon, der Profi»
Die Concorde
Édith Piaf
Die Tour de France
R 4
Paris, Paris, Paris
Lino Ventura
Schloss Versailles
Die Gewaltenteilung
Meinen Lieblingsfilm: Die Ohrfeige
Den Code civil (Zivilrecht)
Jacques Brel
Citroën CV – Die Ente
Fraternité – Brüderlichkeit
Charles Aznavour
Voltaire
Chanel No. 5
Montesquieu
Champagner
Louis de Funès
Égalité – Gleichheit
Sartre & Beauvoir
7000 v. Chr. bis heute
In einer Gastrolle im Europastück: die Briten
Wenn Sachsen angeln
Engländer sind das diplomatischste Volk der Welt.
Wer sonst würde einem mit so freundlichem Lächeln
so einen Kaffee vorsetzen?
Bob Hope
Diese Zeilen schreibe ich vor der britischen Küste auf dem Weg nach Edinburgh. Europa hätte einst englisch werden können, doch inzwischen wird England europäisch; nirgendwo sieht man das besser als an Bord eines der berühmten
Cunard
-Schiffe:
Queen Mary, Queen Victoria
oder hier auf der
Queen Elizabeth
. Sie sind der Stolz Großbritanniens, doch offensichtlich gibt es im eigenen Land keine Werft mehr, die in der Lage ist, ein großes Kreuzfahrtschiff zu bauen. Deshalb wurden alle drei in einem Land gefertigt, das einem für gewöhnlich nicht als erstes in den Kopf kommt, wenn man an konkurrenzfähige, hervorragende Werften denkt: Italien. Als die italienischen Ingenieure und Schweißer ihr Meisterwerk fast vollendet hatten und
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