Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
nur noch ihre unvergleichlich guten Kaffeemaschinen einbauen wollten, riefen die Briten jedoch «Stop!» und übernahmen das Kommando. Deshalb gibt es an Bord – wie sage ich es am höflichsten – sehr guten Tee! Darin sind die Briten unschlagbar, sie bereiten sogar einen Tee in der Geschmacksrichtung «Kaffee». Ich muss mich etwas zügeln. Nach meinen Beschreibungen des Bordlebens auf der
MS
Europa
in meinem Buch «Smørrebrød in Napoli» wurde ich für weitere Lesungen an Bord gesperrt. Deshalb möchte ich es mir mit
Cunard
nicht auch noch verscherzen. Ich will also nur Gutes berichten. Englischer Kaffee hat einen tollen Vorteil: Ich kenne daheim viele Leute, die ab dem späten Nachmittag keinen Kaffee mehr trinken, da sie sonst nicht mehr einschlafen können. Da ist englischer Kaffee wirklich besser, man kann direkt vor dem Zubettgehen einen großen Becher genießen und trotzdem sofort danach einschlummern.
Cunard
kann auf die weltweit höchste Passagiersicherheit seit 1913 verweisen, das ist äußerst respektabel. Warum auch mit der Statistik ein Jahr früher einsetzen, wenn einem das Schicksal der
Titanic
die Zahlen verhageln würde?
Als wir in Queensferry bei Cork im Süden Irlands ankamen, machten wir genau an dem Kai fest, an dem 1912 auch die
Titanic
lag – genau an jener Kante, an der das Schiff damals Menschen mit ihren Träumen von einem besseren Leben in den USA in seinen stählernen Laib aufgenommen hatte, bevor es zu seiner letzten Fahrt ohne Ankunft aufgebrochen war.
Die Trauminsel
Die Briten rühmen sich gerne, niemals auf der eigenen Insel besiegt worden zu sein. In der Tat traute sich weder Hitler noch davor Napoleon, den Boden der Insel zu betreten. Aber wir haben in diesem Buch ganz andere Zeiträume im Blick, und da kippt die selbstbewusste Behauptung der Briten: Die alten Römer hatten seinerzeit alles Britische bis zur schottischen Grenze unterworfen, die Wikinger waren da, Normannen und selbst die Angeln und Sachsen aus Deutschland, von denen England Sprache und Name bekommen hat. Die heutigen Briten sind allesamt Nachfahren irgendwelcher Invasoren und Migranten, die echten Ureinwohner verschwunden, genetisch aufgelöst im Cocktail all der Zugereisten. Streng genommen kann es schon deshalb weder einen «Urengländer» noch «echte» Deutsche, Indianer oder sonstige Originale geben.
Die allerersten Menschen meldeten ihren Wohnsitz auf dem afrikanischen Kontinent an, lebten am oberen Niltal, in Äthiopien oder in Südafrika – die Angaben schwanken, je nachdem, wo aktuell das «älteste Skelett aller Zeiten» ausgebuddelt worden ist.
Es ist kein Wunder, dass die Menschheit gerade in diesen Landstrichen ausgebrütet wurde. Das Klima ist angenehm warm, die Vegetation fruchtbar. Es genügte schon, wenn der liebe Gott den Kompost in die Sonne stellte, um am nächsten Morgen neue Geschöpfe begrüßen zu können. Und eines davon waren eben wir. Die Überbleibsel unserer Ur-ur-ur-ur-Opas sind in der Nähe einer Wasserstelle gefunden worden. Wahrscheinlich chillte der erste Mensch mangels anderer Menschen, mit denen er reden konnte, am Ufer und nickte ein. Deshalb bemerkte er auch nicht die herannahende Elefantenherde, die ihn so tief in den Schlamm drückte, dass man seine Überreste erst vor kurzem wiederfand.
Mobilität und Flexibilität wurde in der Menschheitsgeschichte von Anfang an großgeschrieben. Schon die Kinder der ersten Menschen zogen früh von zu Hause aus und in die Ferne. Es bleibt allerdings eines der großen Geheimnisse der Weltgeschichte, warum einige dieser Wandernden, nachdem sie schon den Nil, Griechenland und Italien gesehen hatten, freiwillig bis ins kalte England hochgewandert sind.
Aber welchen Grund sie auch immer gehabt haben mögen: Wie sind sie trockenen Fußes über das Meer gekommen? Schließlich hat der Eurotunnel erst 1994 seine Pforten geöffnet. Sind die ersten Menschen mit dem Schiff nach England gereist?
Gegen diese Vermutung spricht, dass die Briten dann nach der Landung alle Bootsbaukunst sofort hätten vergessen müssen, denn zu diesem Zeitpunkt der ersten Besiedlung und auch für Ewigkeiten danach haben sie keine Boote gebaut. Sie sind lange ebenso wenig wegen ihrer Intelligenz und Innovationskraft aufgefallen wie wir Germanen. Nein, Schiff konnten sie nicht. Das konnten nur die anderen. Normannen, Wikinger, einfach alle, die die Insel ausplünderten.
Und wer hat’s erfunden? Nein, in diesem Fall mal nicht die Schweizer, sondern die
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