Von Natur aus kreativ
Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.
W as ihre Verdauung übrig läßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.
Wir tragen das evolutionäre Erbe immer noch mit uns, und wir haben wenig zusätzlich mit auf den Lebensweg bekommen, das uns über andere Lebewesen erhöhen könnte. Wir sehen und hören wie sie; wir haben über unsere Sinnesorgane Zugang zur Welt um uns, genau wie sie. Es haben sich in uns und für uns Bewertungssysteme entwickelt, die wir Gefühle nennen. Wir bilden Kategorien, die miteinander in Beziehung gesetzt werden, damit wir Vergleiche vornehmen können. Vergleichen zu können ist die Grundlage von mentalen Prozessen, des Denkens, überhaupt. Alle diese Operationen dienen wiederum dazu, die Homöostase sicherzustellen, unser inneres Gleichgewicht.
Auch die sogenannten „höheren“ Funktionen, die komplexen Denkfunktionen, dienen letzten Endes nur dem Erhalt des homöostatischen Gleichgewichts – auch wenn wir das Denken als Freiheit und die Freude des Denkens erleben und wie die Welt um uns durch das Denken einen Sinn bekommt. Die grundlegenden Operationen des Lebendigen haben sich entwickelt, damit wir unser Gleichgewicht aufrechterhalten können.
Das Entscheidende aber ist: Lebensprinzipien sind Erlebensprinzipien. Für die genannten Operationen und Prinzipien des Lebendigen verwenden wir aus psychologischer Sicht solche Begriffe wie „Wahrnehmung“, „Gefühl“, „Absicht“, „Erinnerung“. Mit diesen Begriffen beziehen wir uns auf mentale Sachverhalte, die wir üblicherweise mit Bewusstsein in Verbindung bringen – doch diese Sachverhalte lassen sich auf biologische Prinzipien zurückführen.
Damit wir fühlen, Absichten haben und uns erinnern können, ist eine kontinuierliche Informationsverarbeitung, insbesondere Wahrnehmung, notwendig. Die fortlaufende Aufnahme und Verarbeitung von Information stellt für den Organismus den Bezug zur Welt sicher. Durch ununterbrochene Aufnahme von Information über die Sinneszellen, über die „Antennen“, die in die Welt ragen, wird ein Bezug zur Realität sichergestellt; wir sind über sinnliche Informationen an die Welt um uns gekoppelt, die wir dann wahrnehmen und interpretieren. Kontinuierliches Wahrnehmen von Innenzuständen und von Außenereignissen ist schon in die einzelligen Organismen hineinprogrammiert. Jeder lebende Organismus, alles Lebendige, ist derart strukturiert, dass er seinen Innenzustand mit der von außen kommenden Information abgleicht; auch im Schlaf wird dieser Abgleich nur marginal unterbrochen.
Nun geschah etwas Ungewöhnliches in der Evolution, das insbesondere auch den Menschen betrifft: Es wurde die Außenperspektive entdeckt. Es treten Lebewesen in die Welt wie wir Menschen, die bemerken, dass sie etwas bemerken können, denen also etwas bewusst werden kann und die gleichzeitig wissen, dass ihnen etwas bewusst werden kann. Sie entdecken, dass sie sehen können, und damit, dass auch andere sehen oder hören, sich etwas wünschen oder sich an etwas erinnern können. Man kann sich in andere hineinversetzen und sich selbst beobachten. Wenn man aber eine Außenperspektive zu sich selbst einnehmen kann, dann ist es auch möglich, gemeinsam über etwas zu sprechen, gemeinsam etwas zu betrachten, weil beide einen Referenzpunkt außerhalb ihrer selbst einnehmen können. Man kann die eigene Perspektive mit der anderer vergleichen; man kann das Gleiche und das Verschiedene an anderen erkennen.
Dies ist ein großartiger Fortschritt, und doch ist die Fähigkeit, eine Außenperspektive zu sich selbst einnehmen zu können, gleichzeitig die Wurzel allen Übels. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wie leicht verlieren wir unsere Spontaneität und unseren empathischen Bezug zu anderen, wenn stets alles reflektiert wird und wir uns andauernd auf die Ebene der Abstraktion begeben. Der Dichter Hans Adler beschreibt das in einem Sonett so:
Wie glücklich sind die Tiere auf der Weide!
Ein Stier sieht eine junge blonde Kuh,
Sie schwenkt kokett den Schweif, er springt hinzu
Und selig durch die Liebe werden beide,
Denn kein Bedenken stört ihr Rendezvous.
Der Mensch jedoch in seinem
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