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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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Verhaltensforschung erschlossen. Ein wesentliches Argument von Lorenz war, dass sich die evolutionären Prinzipien nicht nur auf körperliche Merkmale beziehen, sondern dass sich auch tierisches und menschliches Verhalten als evolutionäres Erbe verstehen lässt. Ich habe nie verstanden, warum sich viele Zeitgenossen vehement gegen diese Argumentation wehren. Hinter dieser Opposition, oft mit großer Aggressivität vorgetragen, verbirgt sich wohl der nicht ausrottbare Dualismus, dem zufolge man das Psychische nicht auf ein evolutionäres Erbe beziehen könne. Aber auf was denn sonst?
    A. R. Luria: The Mind of a Mnemonist. A Little Book about a Vast Memory, New York: Basic 1968.
    Der bedeutende russische Neurologe und Neuropsychologe klärt darüber auf, dass ein zu gutes Gedächtnis jemanden lebensunfähig machen kann. Wenn man alles behält, dann kann die Fähigkeit, Abstraktionen zu bilden, unterentwickelt sein, wie dies in jenem Fall gegeben war, den Luria beschreibt. Abstraktionen vereinfachen das Leben entscheidend, und vor allem beschleunigen sie unser Handeln. Wer sich in Details verliert, und wir alle kennen solche Menschen, braucht oft sehr, sehr lange, um eine Entscheidung zu treffen. Abstraktionen haben auch etwas mit kreativer Müllbeseitigung von überflüssigen Informationen im Gehirn zu tun.
    C hrista Maar & Hubert Burda (Hrsg.): Iconic Turn. Die neue Macht der Bilder, Köln: DuMont 2004.
    Dies ist eine Sammlung von Beiträgen, die Grundlage für eine zu entwickelnde „Allgemeine Bildwissenschaft“ sein können. Es ist eine wissenschaftliche Merkwürdigkeit, dass es eine Linguistik gibt, aber keine „Imaginistik“. Vielleicht kommt dadurch zum Ausdruck, dass wir in unserem Kulturkreis stärker am expliziten Wissen orientiert sind und weniger am bildlichen Wissen. Das ist aus neurowissenschaftlicher Sicht auch insofern merkwürdig, als etwa die Hälfte des menschlichen Gehirns sich mit der visuellen Informationsverarbeitung befasst, wir also eigentlich „Augentiere“ sind.
    Neil MacGregor: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, München: C. H. Beck 2010 (zuerst 2010: A History of the World in 100 Objects) .
    Was für ein grandioses Buch! Kreativität kann sich auch im Museum entfalten, und MacGregor macht deutlich, warum es überhaupt Museen gibt: An einfach erscheinenden Beispielen wird die Kreativität der kulturellen Entwicklung aufgezeigt. Aber es muss immer jemanden geben, der durch das Museum führt, um einem die Augen zu öffnen, so wie MacGregor durch das British Museum in London. Der Weg bringt uns von Mumien zu Kreditkarten. Und überall zeigt sich die Kreativität des Menschen. Hier kann jeder eine kleine Übung machen: Was alles ist von Menschen geschaffen worden, wenn man nur einmal um sich schaut wie ich jetzt gerade an meinem Schreibtisch? Es kommen Hunderte von kreativen Leistungen aus der Vergangenheit zusammen, deren Schöpfer in Vergessenheit geraten sind. Doch man kann zumindest symbolisch ihre Gegenwart herbeizaubern, indem man tief Luft holt und bei diesem Atemzug relativ sicher sein kann, dass man ein Sauerstoffmolekül einatmet, das auch sie schon einmal eingeatmet haben (das ergibt sich aus einigen Überlegungen der Chemie und der Mathematik).
    Ernst Mayr: What Evolution Is, New York: Basic 2001.
    Ernst Mayr war fast 100 Jahre alt, als er sein Werk schrieb, das eine klare Orientierung über Fragen der Evolution ermöglicht. Das Buch ist auch ein Beweis dafür, dass man noch im höchsten Alter kreativ sein kann – das Alter ist also keine Entschuldigung dafür, nicht kreativ zu sein.
    C olin McGinn: Mindsight. Image, Dream, Meaning, Cambridge: Harvard University Press 2004.
    Der analytische Philosoph McGinn verdeutlicht in „Mindsight“ den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Vorstellung. Der schottische Philosoph David Hume sah zwischen Wahrnehmung und Vorstellung nur einen quantitativen Unterschied, sodass Vorstellungen „blassen“ Wahrnehmungen mit weniger Intensität und Lebhaftigkeit entsprechen. Demgegenüber betont McGinn den qualitativen Unterschied: Trotz aller Ähnlichkeit wie etwa dem offensichtlichen Bezug zum Sehen seien Vorstellung und Wahrnehmung prinzipiell verschieden. Vorstellungen haben einen notwendigen Bezug zu Erinnerungen. Wenn wir beispielsweise eine Zeitreise in unsere eigene Vergangenheit machen und dann Bilder vor unserem inneren Auge entstehen, so bestimmen diese Vorstellungen unser episodisches Gedächtnis. Vorstellungen haben sich von

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