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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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der unmittelbaren Wahrnehmung gelöst. Sie sind die operative Grundlage des Denkens und vor allem der Kreativität. Wenn wir uns etwas Neues ausdenken, dann verbinden wir bisherige Vorstellungen in einer Weise, die vorher nicht bestand, und diese neuen Verbindungen finden jenseits des ursprünglichen Wahrnehmungsprozesses statt. In der Vorstellung haben mentale Transformationen stattgefunden, und dabei sind Vorstellungen dem Willen unterworfen worden. Aber nicht nur: Der Traum lebt von der Aneinanderreihung im Gedächtnis gespeicherter Vorstellungen, die ihre eigene Geschichte inszenieren.
    D. Q. McInerny: Being Logical. A Guide to Good Thinking, New York: Random House 2005.
    Auch wenn die Logik nicht die treibende Kraft von Kreativität ist, so überspringt Kreativität nicht die logischen Gesetze. McInerny gibt einerseits einen Überblick über die Grund-Sätze der Logik: über den Satz der Identität („Etwas ist, was es ist“), den Satz vom ausgeschlossenen Dritten („Tertium non datur“ – „Etwas ist oder ist nicht; ein Drittes gibt es nicht“) oder den Satz der Kausalität („Alles ist begründet“). Besonders wertvoll sind aber seine Hinweise, was man jenseits der logischen Regeln alles falsch machen und so seiner eigenen Kreativität ein Bein stellen kann: Mangelnde Aufmerksamkeit; Tatsachen nicht genau bestimmen; Gedanken schlecht in Worten abbilden; Schlussfolgerungen inkompetent kommunizieren; neuenGedanken gegenüber übermäßig skeptisch oder engstirnig sein; seinen gesunden Menschenverstand nicht gelten lassen.
    Margaret Mead: Mann und Weib. Das Verhältnis der Geschlechter in einer sich wandelnden Welt, Hamburg: Rowohlt 1958 (zuerst 1940: Male and Female).
    Wenn man nur die biologischen Gesichtspunkte in den Blick nimmt, stellt sich die Frage, ob Mann und Frau jenseits der reproduktiven Gesichtspunkte noch in irgendeiner anderen Hinsicht unterschiedlich gemeint sind. In diesem Zusammenhang weist Mead darauf hin, dass der Orgasmus beim Mann eine biologische Notwendigkeit ist, was für Frauen aber in keiner Weise gilt. Menschen können sich reproduzieren, ohne dass eine Frau jemals einen Orgasmus erlebt hat. Doch die biologischen Vorbedingungen seien gegeben, dass der Orgasmus gelernt und sogar kreativ entfaltet werden kann. Ob dies gelingt, bestimmen vor allem kulturelle Randbedingungen. Dabei können Frauen qualitativ verschiedene Orgasmen erleben (worauf bereits Sigmund Freud hingewiesen hat): Der an der Klitoris ausgelöste Orgasmus entspricht in seiner Dauer eher dem männlichen Orgasmus, während der vaginal ausgelöste Orgasmus durch höhere Intensität und längere Dauer gekennzeichnet sein kann und offenbar eine rein weibliche Angelegenheit ist.
    Stanley Milgram: Obedience to Authority. An Experimental View, New York: Harper & Row 1974.
    Jeder kennt vermutlich die berühmten Experimente von Stanley Milgram, in denen er Versuchspersonen in die Situation gebracht hat, Anweisungen eines Versuchsleiters zu folgen, bei denen die Betroffenen annehmen mussten, anderen Versuchspersonen Schmerzen zuzufügen. Ursprünglich ging es wohl darum, zu prüfen, dass die Akzeptanz von Autorität und blindem Gehorsam spezifisch für bestimmte Kulturen sei. Es wurde aber festgestellt, dass es in allen Nationen, in denen diese Experimente durchgeführt wurden, zu ähnlichen Ergebnissen kam. Wird man in eine Situation gebracht, in der jemand anderes Kompetenz ausstrahlt und Verantwortung übernimmt, ist die Mehrzahl der Menschen in der Lage, sich in einer geradezu perversen Art und Weise gehorsam zu zeigen. Bemerkenswert an diesen Studien war, dass sich Psychiater bei der Voraussage des möglichen Gehorsams in solchen experimentellen Situationen völlig verschätzt hatten; man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der Menschen ihnen gegebene Anweisungen blind durchführen würden. Was mag dahinterstecken? Üblicherweise werden die Experimente von Milgram unter einem negativen Aspekt des menschlichen Sozialverhaltens gesehen. Es gibt jedoch nichts in unserem evolutionären Erbe, das nicht eine positive Bedeutung hat. Als evolutionäres Erbe tragen wir in uns, dass wir in Gruppen leben und eine soziale Kohäsion benötigen: Gruppen sind typischerweise so organisiert, dass jemand anführt und andere gehorchen. Gehorsam ist der notwendige Klebstoff für soziale Gemeinschaften, damit man anstrengungslos miteinander umgehen kann. Kaum ein Stationsarzt käme auf die Idee, dem Chefarzt während

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