Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
konnte ich ja nichts dafür, dass sich der Typderart hineingesteigert hatte. Und zweitens gefiel mir dieser schneidige Geiss einfach, was er nun gerade mit seiner ruppigen Art kaputtzumachen drohte. Meine Freundin bemerkte meine Enttäuschung und schritt energisch ein.
»Sag mal, Du Tuppes, merkst Du eigentlich nicht, dass Carmen auf Dich steht?«, sagte sie zu ihm, was mir allerdings in diesem Moment nicht besonders recht war.
Bevor ich das Ganze relativieren konnte, schien Robert jedoch zu begreifen, dass er sich daneben benommen hatte, denn sein Blick wurde plötzlich sanfter und er entschuldigte sich bei mir. Meine Freundin ließ uns alleine, und wir plauderten ein wenig. Er war ja doch nett, sehr nett sogar. So nett, dass mein Herz ganz schön am Klopfen war. Blöd nur, dass die Atmosphäre auf der Feier inzwischen nicht mehr ganz so entspannt war, weil mein erfolgloser Verehrer einen ziemlichen Terz machte. Robert und ich fühlten uns plötzlich irgendwie nicht mehr wohlgelitten. Deshalb ließ ich mich überreden, mit zu ihm nach Hause zu fahren.
»Lass uns hier abhauen. Die Party ist eh scheiße«, sagte er.
Ich wollte nach dem ganzen Zinnober einfach nur meine Ruhe und vielleicht auch ein bisschen alleine mit ihm sein. Also stimmte ich zu.
»Okay, dann schlafe ich heute bei Dir«, sagte ich, und so meinte ich das auch. Anscheinend hatte ermir aber nicht genau zugehört, denn das Wörtchen »bei« hat meiner Meinung nach eine komplett andere Bedeutung als das Wörtchen »mit«. Als wir also »bei« ihm beziehungsweise im Haus seiner Eltern angekommen waren, fuhr der gute Herr Geiss plötzlich sein ganzes Repertoire an Verführungskünsten auf: Er dimmte das Licht so weit runter wie es nur ging, schenkte uns zwei Gläser Asti ein und legte eine Platte von Howard Carpendale auf. Aus den Lautsprechern dudelte »Deine Spuren im Sand« und »Hello Again«. So viel Romantik musste dann doch ein Stückweit belohnt werden, dachte ich mir, und wir küssten uns.
Es war bis dato der schönste Kuss meines Lebens, und er hätte ewig dauern dürfen, wenn’s nach mir gegangen wäre! Aber Robert fing an, jetzt richtig heißzulaufen. Er schraubte an meinem BH herum und versuchte alles, um mich ins Bett zu bekommen. »So leicht kriegst Du mich nicht«, dachte ich mir nur und wehrte alle Annäherungsversuche rigoros ab. Irgendwann ist der arme Kerl schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich legte mich mit meiner noch immer angezogenen Jeans und dem T-Shirt neben ihn und war einfach nur glücklich. Seitdem sind wir zusammen.
Kein Wunder also, dass diese Silvesterfeier bis heute sicherlich die Party ist, an die ich mich am liebsten erinnere. Aber damals waren wir ja auch noch Teenager, und alles fühlte sich sowieso viel unbeschwerter an als in den folgenden Jahren. Mit Roberts zunehmendem Stress wurden die Anlässe, zu denen wir um die Häuser hätten ziehen können, erstmal immer weniger. Es ging ja kurz darauf schon los mit seiner Lehre in der Firma seines Vaters. Sein Ehrgeiz trieb ihn an, immer mehr zu erreichen, weshalb für das Dolce Vita keine Zeit blieb. Der einzige Luxus, den wir uns leisteten, war schön zu wohnen.
»Das ist der Burner, sag ich, wenn mir was gefällt.«
Wir waren nach ein paar Jahren unseres Zusammenseins schon mehrfach umgezogen: Von unserem ersten, noch eher bescheidenen, gemeinsamen Zuhause mitten in Köln ging’s in eine kleine Etagenwohnung in einem Mehrfamilienhaus ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, das Roberts Vater gekauft hatte, weil er wollte, dass die ganze Familie unter einem Dach zusammenlebte. Aber was sich in der Theorie noch ganz charmant anhörte, funktionierte in der Praxis irgendwie nicht so richtig. Robert kam sich immer ein bisschen kontrolliert vor, und deshalb beschlossen wir, uns bald wieder etwas Neues zu suchen.
Von dort aus ging es weiter in eine schicke Dreizimmer-Dachgeschoss-Wohnung, die wir uns kauften und in der unser ganzer Stolz eine kombinierte Bar-Küche war, die eigentlich von Ikea stammte, aber von einem Schreiner eigens für uns umgestaltet worden war. Wir waren beide zu jener Zeit große Fans von Miami Vice , und aus diesem Grund hatten wir auch die ganze Bude komplett umgebaut und ganz in diesem Stil eingerichtet: Dank des weißen Marmors, den wir überall verlegen ließen, sah es bei uns wirklich so aus, als würde jeden Moment Sonny Crockett zur Tür hereinmarschieren.
Doch auch hier wurden wir nicht richtig heimisch, vor allem, weil
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