Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Frau am liebsten sehen?«, fragte ich ihn noch – und hoffte auf eine Antwort, die es mir ermöglichen würde, ein echtes Prinzessinnenkleid zu tragen.
»Na, wenn Du mich so fragst – dann in Strapsen«, antworte er und lachte.
Wenige Wochen später war es dann soweit. Die Aufnahmen im Valley waren im Kasten, und wir hatten uns für ein paar Tage ins Treasure Island eingebucht, das damals gerade neu eröffnet worden war. Das Teil war ein absolutes Mega-Hotel mit fast dreitausend Zimmern und einer irren, allabendlichen Piraten-Show. Ein Bekannter von mir, der in Köln selbst ein Hotel besaß, hatte sich nebenher auf die Organisation außergewöhnlicher Reisen spezialisiert und uns für unser kleines Vorhaben das volle Programm gebucht. Ich freute mich auf den großenTag.
An jenem 30. Oktober 1994 wurden wir wie geplant am Vormittag in einer Stretch-Limo vom Hotel abgeholt und vor das Courthouse gefahren. Dort erledigten wir schnell die Formalitäten, denn ohne die offizielle Unterschrift eines amerikanischen Standesbeamten war der ganze Zinnober in Deutschland gar nicht gültig! Danach ging’s erst wieder zurück ins Hotel, wo ich die nächsten Stunden damit beschäftigt war, mich dem Anlass entsprechend aufhübschen zu lassen. Roberts Spruch aus Pulheim hatte ich dabei nicht vergessen: Ich zog mir eine wirklich sündhafte Korsage an und ein eher langweiliges Sommerkleid darüber. Dann, am frühen Abend, fuhren wir getrennt in die kleine Kapelle, die über und über mit Blumen ausgelegt war. Mehr Kitsch ging eigentlich nicht.
Robert musste drinnen warten, während ich draußen das spießige Kleid ablegte, das er kannte. Zu den Klängen von Natalie Coles »Unforgettable« schritt ich in die Kapelle ein. Vor mein eher luftiges Outfit hielt ich ein üppiges Blumenbukett, das ich irgendwann natürlich ablegte. In diesem Augenblick bekam mein künftiger Gatte regelrechte Maulsperre. Er war gerührt und gleichzeitig verdattert – so habe ich ihnnie wieder gesehen! Ich hatte ihm seinen nicht ganz ernst gemeinten Wunsch erfüllt – und Strapse angezogen.
»Das hat sich doch gelohnt«, dachte ich.
Ein netter Pfarrer führte die Zeremonie durch, die eine Dolmetscherin auf Deutsch übersetzte, und ein professioneller Kameramann nahm für uns alles auf Video auf. Die einzigen Gäste waren ein paar Leute aus unserem Team. Es war perfekt. Das passte einfach zu uns. Auf dem Weg zurück aus der Chapel zog ich mir mein Kleid nicht mehr über, und ich bekam deshalb noch einige Heiratsanträge.
»Zu spät«, schmunzelte ich.
Das Abendessen fand im Bacchanal Palast statt. Dort herrschte eine Atmosphäre wie am Hof des römischen Kaisers. Es liefen sogar weiß gewandete Frauen mit Reben voller Weintrauben herum. Als alles vorbei war, kippten wir erschöpft auf das riesige Bett in unserem Zimmer. Natürlich hatte mein Freund auch hier ganze Arbeit geleistet und für uns die Hochzeitssuite reserviert. Sie war locker hundertfünfzig Quadratmeter groß und lag im 36. Stock des Treasure Island, doch wir konnten den Blick nicht mehr genießen: Wir waren zu müde!
»Wir geht es Dir, Frau Geiss?«, fragte Robert mich noch bevor er einschlief.
»Gut«, sagte ich. »Einfach gut.«
Am nächsten Morgen mussten wir verdammt früh raus – um das Geschenk unserer Produktionsfirma einzulösen: einen Helikopter-Rundflug über den Grand Canyon inklusive eines Champagner-Frühstücks, das vorwiegend aus trockenen amerikanischen Cookies bestand. Immerhin lockte das karge Mahl ein paar Streifenhörnchen an, so dass wir ein paar possierliche Gäste zu unserem ersten Frühstück als Ehepaar begrüßen konnten.
Natürlich haben wir nach unserer Rückkehr doch noch eine kleine Sause für unsere Freunde ausgerichtet, aber danach hatte es sich schon wieder ausgefeiert! Das änderte sich erst wieder, nachdem Robert im Jahr 1995 seine Firma verkauft hatte. Zuvor hatte praktisch alles, was wir unternahmen, mit dem Betrieb zu tun, selbst unsere Urlaube verbrachten wir zusammen mit unseren Geschäftspartnern.
Nach den monatelangen, nervenaufreibenden Verhandlungen mit den neuen Eigentümern von »Uncle Sam« fiel eine riesige Last von Roberts und damit auch von meinen Schultern. Um nicht doch noch wegen des Verkaufs schwermütig zu werden oder in ein Loch zu fallen, beschloss er noch an dem Tag, an dem er in der Firma nicht mehr gebraucht wurde, mit mir im Auto nach Monaco zu düsen. Wir waren schon vorher mal dagewesen und hatten uns eine Wohnung
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