Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Dienst abgenommen hat.
Insgesamt blieb ich zehn Monate in Andernach. Als der Tag des Abschieds gekommen war, fühlte ich mich trotzdem ein wenig sentimental. Deshalb beschloss ich, das Ende unserer Dienstzeit noch ein letztes Mal ausgiebig zu feiern. Und wie das so ist, wenn ein paar Männer und einige Kisten Bier im Spiel sind, ging das Ganze nicht ohne Kollateralschaden ab. Am Ende unseres Vaterlandsdienstes hatte unsere Stube also eine kaputte Stubentür und zwei zerbrochene Fenster zu Buche stehen. Am folgenden Morgen bezifferte der diensthabende Uffz den Schaden auf stattliche dreitausend Mark.
»Solange die nicht bezahlt sind, verlässt hier keiner die Kaserne, verstanden?«, brüllte er in unsere verkaterten Gesichter.
Wir schauten uns stumm an. Ich wusste, dass keiner meiner Kumpels auch nur annähernd so viel Geld auf der hohen Kante hatte. Also musste wohl oder übel mal wieder ich ran. Denn ich wollte unbedingt an diesem Nachmittag endgültig nach Hause – und mich wieder den wirklich wichtigen Dingen in meinem Leben widmen. Das Ende vom Soldatenlied war also, dass ich die drei Mille alleine auf den Tisch gelegt habe und somit meinen Wehrdienst auch noch mit einer nicht unerheblichen und vor allem außerplanmäßigen Ausgabe abschloss.
***
So bescheuert diese Zeit auch unter dem Strich gewesen ist – ich erweiterte immerhin mein Netzwerk um viele Kameraden und verdiente mir dadurch ganz ordentlich was dazu. Und ich habe gelernt, zu improvisieren. Ich bin sicher, dass ich ohne diese Erfahrung alles, was danach kam, anders angegangen wäre. Wenn Euch also mal jemand Steine vor die Füße schmeißt, die sich beim besten Willen nicht wegräumen lassen – überlegt Euch, wie Ihr drumherum laufen könnt. Einen Ausweg gibt es immer, selbst wenn es mal keine Abkürzung sein sollte!
6. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen« – Carmen
Bis jetzt haben wir eigentlich nur von kleineren und größeren Problemchen gesprochen und von den schwierigen ersten Schritten im Big Business. Vielleicht wundert sich darüber der ein oder andere, denn wer uns sieht, der denkt wahrscheinlich, dass wir vor allem wissen, wie man feiert. Und das stimmt natürlich auch. Selbst, wenn es jetzt vor allem die Geburtstagspartys unserer Töchter sind, auf denen wir »Alten« dann halt ebenfalls unseren Spaß haben. Früher aber haben wir es doch etwas lauter krachen lassen als heute. Klar, wir hatten noch keine Kinder, und deshalb war es natürlich kein größeres Problem, auch mal erst am frühen Morgen nach Hause zu kommen. Aber wie heißt es doch so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Das galt für uns beide genauso wie für die allermeisten anderen Menschen, die einen anstrengenden Job haben. Doch der Reihe nach ...
Lustigerweise haben Robert und ich uns überhaupt erst auf einer Feier so richtig kennengelernt, an Silvester nämlich. Ein gemeinsamer Bekannter von uns, dessen Familie im wahrsten Sinne des Wortes mit Schrott richtig viel Kohle scheffelte, hatte zu einer großen Fete in seine sturmfreie Bude oder besser gesagt: in die sturmfreie Villa seiner Eltern geladen. Ich wollte erst gar nicht hingehen, ließ mich aber von einer Freundin überreden, mit ihr zusammen dort aufzuschlagen. Robert war, was ich nicht wusste, mit ein paar Jungs aus seiner Clique ebenfalls dort. Ich hatte ihn zuvor ein paar Mal beim Ausgehen gesehen, und er war mir von Anfang an aufgefallen. Mehr als »Hallo« zu sagen, lief bis dahin zwischen uns aber leider nicht!
Der Abend schien schnell zu einem gehörigen Reinfall zu werden. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, einen sehr penetranten und zu allem Überfluss auch noch immer betrunkener werdenden Verehrer an der Backe zu haben, was mich tierisch nervte. Ich wollte schon die Biege machen, da bemerkte ich, dass sich Robert um meinen angeschlagenen Rosenkavalier kümmerte. Allerdings nicht gerade in der Art, die einer Frau gefallen würde. Im Gegenteil: Er versuchte, den beleidigten Nachwuchs-Casanova zu beruhigen, indem er mich schlecht machte! Aus einigen Metern Entfernung bekam ich nicht alles mit, was Robert in seiner Rolle als Seelentröster über mich sagte, aber doch genug, um zu merken, dass es nicht sehr nett war. Kurz darauf stellte ich ihn zusammen mit meiner Freundin zur Rede.
»Was soll denn das?«, fragte ich ihn.
»Du hast meinen Kumpel verarscht«, herrschte er mich an. »Mit Dir will ich nix zu tun haben!«
Ich war tierisch sauer und auch traurig, denn erstens
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