Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
eines Bankdarlehens eine freistehende Bude in Köln-Brück für glatte hundertfünfzigtausend Mark.
Das neue Leben in Brück gefiel mir. Dieses Veedel hatte einen leicht dörflichen Charakter. Wir besaßen nun einen kleinen Garten, in dem ich prima Fußball spielen konnte. Die Nachbarn waren nett. Man kannte sich und besuchte sich ab und an mal gegenseitig. Ich schloss schnell Freundschaft mit ein paar anderen Kindern aus unserer Straße.
Zuhause entwickelte ich mich wegen der häufigen Abwesenheit meines Vaters langsam zum Chef im Haus. Auch die bevorstehende Einschulung machte mir keine Angst. Im Gegenteil: Alle meine Kumpels, die ich aus der Straße kannte, gingen in dieselbe Klasse. Und so, man mag es kaum glauben, war meine erste Erfahrung mit der Institution Schule sehr angenehm. Das Lernen fiel mir ziemlich leicht, obwohl ich von Natur aus ein bisschen faul war.
Das änderte sich jedoch leider schlagartig, als wir einen anderen Klassenlehrer bekamen. Während in den ersten zwei Jahren auf der Volksschule noch alles in Butter war, sorgte dieser neue Pauker dafür, dass ich die Penne immer bescheuerter fand. An manchen unseligen Tagen stand ich mehr in der Ecke, als ich an meinem Platz saß! Das entfaltete seine beabsichtigte erzieherische Wirkung aber nicht. Es ließ mich stattdessen immer vorlauter werden. Irgendwann legte sich bei mir im Oberstübchen ein Schalter um, der von Normalbetrieb auf Stand-by-Modus wechselte. Soll heißen: Ich machte fortan nicht mehr als nötig. Und manchmal nicht mal das.
Immerhin wurde ich von meinen Eltern ziemlich verwöhnt. Doch mit der Idylle war es vorbei, als unser Vater einen erneuten Umzug der Familie Geiss plante. Unser Häuschen war zwar für uns drei Kinder und meine Mutter ein echtes Zuhause geworden. Aber weil Brück dummerweise in der östlichsten Ecke Kölns liegt, musste mein Vater zur Arbeit quer durch die ganze Stadt zu seinem Betrieb fahren, der sich in Marsdorf befand. Das ging ihm natürlich nach ein paar Jahren tierisch auf die Nerven! Also zogen wir in ein größeres Haus nach Weiden. Dort war es zwar nicht mehr ganz so schön wie im idyllischen Brück. Dafür konnte man aber quer über das Autobahnkreuz Köln-West praktisch nach Marsdorf rüberspucken.
Natürlich war der Umzug auch mit einem Schulwechsel verbunden. Meinen Geschwistern fiel die Umgewöhnung verhältnismäßig leicht. Sie waren ja gerade erst eingeschult worden und hatten noch keine großen Bindungen aufgebaut. Ich aber war traurig, denn ich musste alle meine Freunde zurücklassen! Das hieß für mich, dass ich in dieser Hinsicht praktisch noch mal von Null anfangen musste. Außerdem hatten mich meine zunächst im häuslichen Garten erworbenen fußballerischen Fähigkeiten im Laufe der Zeit zum Stammspieler in der C-Jugend des SC Brück 07 gebracht. Ich pendelte immer zwischen Mittelfeld und Sturm. Aber auch der SC Brück war für mich natürlich auf einmal verdammt weit weg.
Die Schule in Weiden war nicht so klein wie meine bisherige. Es handelte sich vielmehr um eine Gesamtschule riesigen Ausmaßes, mit eigenen Sportplätzen. Wie gesagt: Ich tat mich anfangs verdammt schwer mit dem Wechsel. Ich hatte keine Freunde mehr vor Ort und keinen Fußballverein. Allerdings hatte mein Vater eine rettende Idee. Und zusätzlich recht gute Beziehungen, die nicht nur, aber gerade in Köln alles sind.
»Was hältst Du davon, beim FC anzufangen?«, fragte er mich eines Tages, als wir unsere Sachen in Umzugskartons verstauten.
Ich schluckte.
»Beim FC?«
»Sicher dat. Bei uns arbeitet einer, der kennt beim FC eine Menge Leute. Du bist ja nicht ganz so’n Stümper am Platz. Der kriegt Dich da schon rein. Außerdem hab ich noch was gut bei ihm.«
Mein Vater hatte meistens noch was gut bei seinen Leuten. Er war zwar ein strenger Chef, der seinen Mitarbeitern klare Ansagen machte. Andererseits hatte er das Herz am rechten Fleck. Wenn jemand einen Vorschuss für ein Geschenk zum Hochzeitstag brauchte oder einen zusätzlichen freien Tag für die kranke Oma, dann bekam er das auch.
Durch die Aussicht, als Elfjähriger beim 1. FC Köln spielen zu dürfen, war alles andere erst mal zweitrangig. Der FC war damals in der Bundesliga natürlich nicht so eine Fahrstuhlmannschaft wie heute. Köln war eine ganz große Nummer und hinter Bayern und Gladbach die dritte Kraft im deutschen Fußball. Unsere Idole hießen Jupp Kapellmann, Hennes Löhr, Heinz Flohe und natürlich Wolfgang Overath. Alle Jungs, die
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