Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Gedanken, diesen Hund mit nach Hause zu nehmen, wieder verabschieden. Ich wusste sogar schon, wie wir ihn nennen würden: Floh. Beziehungsweise Flöhchen, weil er doch noch so klein war. Robert spürte offensichtlich, dass jeglicher Widerstand zwecklos war, denn er rollte mit den Augen und rief den Verkäufer.
»Was kostet der denn da?«, fragte er und zeigte auf meinen Auserwählten.
»Die Yorkshires kosten alle jeweils tausend Mark«, antwortete der Verkäufer, und Robert sah ungläubig zu mir herüber.
»Wir nehmen ihn«, sagte ich, bevor er etwas anderes sagen konnte. Der Verkäufer hob Flöhchen sachte aus der Box, drehte ihn um und sagte: »Es ist ein Mädchen.«
Sie heißt trotzdem so, dachte ich nur – und war selig.
Allerdings waren tausend Mark zugegebenermaßen schon ein echt happiger Preis. So viel wollten wir an diesem Nachmittag eigentlich gar nicht für unsere Wohnung ausgeben, und demzufolge hatten wir auch nicht so viel Bargeld dabei. Aber wofür gab es schließlich den Euroscheck? Während Robert also mit seinem Scheckbuch zur Kasse abrückte, knuddelte ich mein kleines Flöhchen schon voller Vorfreude, was ihr sichtlich gefiel. Wir beide würden ganz dicke Freunde werden, das fühlte ich einfach. Zwei Minuten später kam Robert zurück, und ich konnte nicht recht deuten, ob er ernst dreinblickte oder eher ein leichtes Grinsen im Gesicht hatte.
»Die nehmen keine Schecks«, sagte er. »Zumindest nicht in der Höhe! Und die Bank hat schon zu! Da geht heute nix mehr. Da haste Pech gehabt.«
Dazu muss man wissen, dass Geldautomaten damals, in den achtziger Jahren, noch nicht annähernd so weit verbreitet waren wie heute. Und außerdem konnte man an einem Tag immer nur höchstens vierhundert Mark abheben, danach war Sense. Das reichte zusammen mit unserem Cash immer noch nicht für meine künftige Gefährtin!
»Wir können Flöhchen unmöglich das Wochenende über hier lassen«, sagte ich zu Robert. Mir war schon ganz mulmig alleine bei dem Gedanken. Womöglich würde sie uns sogar noch jemand kurz vor Geschäftsschluss wegschnappen.
»Einen Namen hat der Hund also auch schon?«, fragte mich Robert und schaute mich ungläubig an. »Stell dich doch nicht so an, der ist am Montag auch noch da!«
»Das kannst Du knicken«, antwortete ich und marschierte entschlossen zur Kasse. Ich redete ein paar Minuten lang auf den Kassierer ein, der mich bloß hilflos anstarrte.
»Ich rufe am besten mal unseren Abteilungsleiter«, sagte der arme Mann irgendwann, und kurz darauf erschien ein anderer Angestellter, der sich der Sache annehmen sollte.
»Bedauere, da können wir nichts machen«, meinte der Kaufhof-Mitarbeiter, nachdem ich ihm den Sachverhalt erklärt hatte. »Vorschrift ist nun mal leider Vorschrift!«
Ich schimpfte und flehte, doch es schien nichts zu helfen. Diese herzlosen Kerle wollten uns tatsächlich nicht unsere Schecks abnehmen. Vielleicht waren wir denen zu jung oder zu unseriös. Auf jeden Fall kapierten sie nicht, dass es hier um Leben oder Tod ging, zumindest beinahe...
»Ich gehe hier nicht eher raus, bevor wir den Hund mitnehmen dürfen«, sagte ich entschlossen zu dem Verkäufer. »Da können Sie Gift drauf nehmen!«
Wir debattierten munter weiter. Inzwischen hatte der andere Mitarbeiter Flöhchen natürlich wieder in die Glasbox gesetzt, und ich bildete mir ein, dass mich die Kleine von dort aus noch eindringlicher anguckte als vorhin. Robert beobachtete die Szene eher amüsiert. Als der Abteilungsleiter irgendwann genug von mir zu haben schien, verfolgte ich ihn bis zu seinem Büro. Da gab er auf.
»Ist gut, ist gut. Wir nehmen die Schecks, ausnahmsweise. Sie können den Hund meinetwegen mitnehmen!«
Ich rannte zu Robert und umarmte ihn. Er schaute auf die Uhr und zeigte sie mir. Der ganze Irrsinn hier hatte beinahe zwei Stunden gedauert. Er schüttelte den Kopf.
»Wir können Flöhchen doch gleich mitnehmen«, jubelte ich.
»Na Gott sei Dank«, stöhnte Robert.
Nun lief ich zur Hochform auf. Nachdem sie unsere Zahlungsweise doch noch akzeptierten, konnte ich ja auch gleich in die Vollen gehen. Ich suchte einen schönen Napf, eine Decke und einen Korb für Flöhchen aus. Dazu noch eine Leine und natürlich jede Menge Futter. Schlussendlich gaben wir an diesem Nachmittag über zwölfhundert Mark aus, aber jeder einzelne Pfennig hat sich tausendfach gelohnt. Von nun an waren Flöhchen und ich unzertrennlich. Und ich würde nie wieder ganz alleine sein – selbst, wenn
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