Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Sicherheitsglas der Haustür. Nach einigen Schlägen gab das Glas nach und Niklas stürmte in das Haus.
Noch bevor er jedoch das Wohnzimmer erreichte, sah er einen Schatten auf sich zufliegen, und Sekundenbruchteile später wurde ihm die Axt aus der Hand geschlagen. Sie fiel zu Boden, doch ihr lauter, dumpfer Aufschlag wurde von einem tiefen, animalischen Knurren übertönt – und bevor Niklas auch nur blinzeln konnte, flog er einige Schritte zurück und wurde von dem Vampir gegen die Flurwand gedrückt.
Geschockt starrte Niklas in Lyonels gefährlich funkelnde Augen und auf dessen gefletschte Zähne, von denen Blut tropfte, und langsam über das Kinn des Vampirs rann.
„Lass mich in Ruhe!“, stieß Niklas keuchend hervor und versuchte sich von Lyonels Händen, die sich in sein T-Shirt krallten, zu befreien.
Als Antwort fauchte der Vampir und plötzlich schleuderte er Niklas von sich weg, sodass dieser Mühe hatte, sein Gleichgewicht zu halten. Der junge Mann schluckte und ging, ohne den Vampir, der ihn nun schweigend fixierte, aus den Augen zu lassen, einige Schritte rückwärts. Nachdem er die Wohnzimmertür durchschritten hatte, wagte er es, seinen Blick von Lyonel abzuwenden, um sich in dem Raum umblicken zu können. Was er sah, ließ seinen Herzschlag für einen Moment aussetzen.
Milan, Darko und zwei weitere Männer lagen, mit merkwürdig verrenkten Gliedern auf dem Boden. Ihre toten Augen starrten ins Leere und aus ihren aufgerissenen Kehlen sickerte noch immer etwas Blut. Um die Männer herum hatten sich Blutlachen gebildet und auch an den Wänden entdeckte Niklas die rote, lebensnotwendige Flüssigkeit.
„Du musst hier weg“, hörte er Lyonel auf einmal neben sich sagen, und gleich darauf wurde er aus dem Raum gezogen. Niklas riss sich jedoch los und flüsterte geschockt:
„Du … du bist in einen Blutrausch gefallen. Du … hast sie alle …“
„Das war allerhöchstens ein Jagdrausch!“, fiel Lyonel ihm ins Wort und fasste erneut nach seinem Arm. Er zog ihn aus dem Haus und zischte:
„Wenn das ein Blutrausch gewesen wäre, würdest du deinem Vater jetzt Gesellschaft leisten.“
„Da kann ich mich ja glücklich schätzen, dass du dich im Griff hattest“, antwortete Niklas sarkastisch.
„O ja, das kannst du“, erwiderte Lyonel gereizt und erklärte bedeutend lauter, als er es vorgehabt hatte:
„Meinen letzten Blutrausch hatte ich vor vierzig Jahren in München. Dabei habe ich einen meiner besten Freunde, Otto Schneider, in seiner eigenen Villa im Herzogpark umgebracht, ohne dass ich es wollte. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich diese Seite an mir has …“
Lyonel verstummte schlagartig, als sie den Audi erreichten und ihm bewusst wurde, dass er Niklas von seiner dunkelsten Seite erzählte – etwas, was er normalerweise mied.
Er drückte dem jungen Mann den Autoschlüssel in die Hand und knurrte:
„Fahr zurück, ich werde unsere Spuren beseitigen.“
„Du meinst wohl deine Spuren“, zischte Niklas wütend, da ihm allmählich bewusst wurde, dass die Mörder seines Vaters nun tot waren, aber der Vampir ihn daran gehindert hatte, sich persönlich an ihnen zu rächen.
Lyonel warf ihm einen undefinierbaren Blick zu und forderte nachdrücklich:
„Verschwinde endlich von hier, Niklas. Wir werden uns morgen Abend weiter unterhalten.“
„Werden wir nicht, da ich morgen früh abreisen werde“, rief der junge Mann aufgebracht und stieg in den Audi.
„Das halte ich für keine gute Idee“, antwortete der Vampir angespannt, schlug die Autotür hinter Niklas zu und war im nächsten Moment verschwunden.
8. Rückkehr
Niklas atmete tief durch und startete den Motor. Er war so wütend auf den Vampir, dass er am liebsten nicht auf das Gut zurückgefahren wäre. Einen Moment dachte er darüber nach, sofort die Richtung nach Deutschland einzuschlagen, doch er tat es nicht.
Eine halbe Stunde später war er dankbar für seine Entscheidung, denn er spürte deutlich, wie die Wirkung der Medikamente nachließ. Es fiel ihm immer schwerer, seine Augen aufzuhalten und sich auf die dunkle Straße zu konzentrieren. Auch nahm die Intensität seiner Schmerzen immer weiter zu.
„Klasse!“, zischte Niklas und versuchte, sich von seiner körperlichen Schwäche abzulenken, indem er seine Wut auf Lyonel verbissen aufrechterhielt.
Er sah die vier Männer, die der Vampir gnadenlos getötet hatte, vor sich auf dem Boden liegen, sah ihre aufgerissenen Kehlen und ihr Blut. Niklas war entsetzt über diesen
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