Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Anblick, aber dennoch empfand er nicht das geringste Mitleid für diese Männer. Dafür brannte der Hass auf die Mörder seines Vaters noch zu stark in ihm.
Je länger Niklas über den Tod der Männer nachdachte, desto bewusster wurde ihm, dass er selbst Milan und seinem Bruder hatte eine Kugel in den Kopf jagen wollen. Danach wäre ihr Anblick auch nicht gerade eine Augenweide gewesen. So gesehen unterschied er sich nicht wirklich von Lyonel.
Diese Tatsache änderte allerdings nichts daran, dass der Vampir Niklas unheimlich war. Jetzt konnte er seinen Vater noch besser verstehen, dass dieser einem Vampir nie sein Vertrauen geschenkt hatte – obwohl Lyonel es vielleicht verdient hätte, nachdem er seiner Mutter zweimal das Leben gerettet hatte.
Niklas konnte sehr gut nachvollziehen, warum seine Eltern nie über Lyonel gesprochen hatten. Sein Vater war dem Vampir sicherlich dankbar für dessen Hilfe gewesen, aber er hatte in ihm auch einen ernst zu nehmenden Konkurrenten gehabt.
Und seine Mutter hatte seinen Vater nicht kränken oder beunruhigen wollen, indem sie ihre Gefühle für den Vampir preisgab. Sie hatte sich gegen Lyonel entschieden und stand dazu. Dass der Vampir diese Entscheidung akzeptiert hatte, rechnete er ihm hoch an.
Als Niklas bewusst wurde, in welche Richtung seine Überlegungen gingen, schlug er frustriert mit seinem Handballen gegen das Lenkrad. Er wollte wütend auf den Vampir sein und nicht Verständnis für ihn aufbringen. Und auf keinen Fall wollte er, dass Lyonel sich, jetzt wo sein Vater tot war, erneut an seine Mutter heranmachen würde. Sie war zwar keine Achtzehn mehr, aber noch immer eine überaus attraktive Frau. Äußerlich würden Lyonel und sie gut zueinanderpassen.
„Scheiße!“, stieß Niklas bei diesem Gedanken gequält hervor. Er musste so schnell wie möglich von hier verschwinden, damit der Vampir erst gar nicht auf diese irrsinnige Idee kam. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass es völlig irrelevant war, wie lange er auf dem Gut bleiben würde, dass Lyonel, unabhängig von seinem Verhalten, seine Mutter aufsuchen würde; aber dennoch klammerte Niklas sich daran fest, dass er durch eine schnelle Abreise ein Zusammentreffen der beiden verhindern würde.
Niklas atmete erleichtert auf, als er das Herrenhaus erreichte. Auch wenn er es sich selbst nur ungerne eingestand, war er kaum noch in der Lage, den Wagen zu fahren. Als er die weitläufige Diele betrat, kam Martin ihm entgegen, und als dieser Blut auf seinem T-Shirt entdeckte, frage er besorgt:
„Hast du dir noch weitere Verletzungen zugezogen?“
Niklas folgte dem Blick des älteren Mannes und bemerkte erst jetzt, dass sein T-Shirt dort, wo Lyonel ihn mit seinen Händen berührt und gegen die Wand gedrückt hatte, voller Blut war.
„Das ist nicht meins“, erklärte er müde.
„Und wo ist Lyonel?“
„Der entsorgt vier blutleere Leichen“, antwortete Niklas zynisch. „Und bevor du noch weiter fragst: Ja, die Mörder meines Vaters sind tot und dennoch habe ich mich nicht an ihnen rächen können, weil dieser Vampir mich daran gehindert hat.“
„Und warum macht dich das so wütend?“, fragte Martin, obwohl er sich sehr gut vorstellen konnte, welche Gefühle in dem jungen Mann tobten. „Ist es nicht völlig egal, wer die Mörder deines Vaters ins Jenseits befördert hat?“
„Nein, ist es nicht“, erklärte Niklas bemüht leise, weil er Martin nicht anfahren wollte, und genau wusste, dass dieser ihm nur helfen wollte. Dennoch schwang in seiner Stimme verhaltene Wut mit, als er fortfuhr:
„Ich möchte jetzt nur noch eine warme Dusche nehmen und danach schlafen gehen. Morgen früh werde ich von hier verschwinden, und mir ist es völlig egal, ob ihr mir ein Auto leiht, um in die Stadt fahren zu können, oder ob ich zu Fuß gehen muss.“
Mit diesen Worten ging Niklas an Martin vorbei und ließ ihn in der Diele stehen.
Der ältere Mann blickte Niklas hinterher und schüttelte über die Sturheit ihres unfreiwilligen Gastes den Kopf. Allerdings verstand er ihn sehr gut, denn er musste an die Zeit zurückdenken, als sein Weg sich mit Lyonels kreuzte. Damals war auch er sehr zornig auf den Vampir gewesen, als dieser begann, sich in sein Leben einzumischen. Obwohl es einen Unterschied zwischen ihm und Niklas gab. Der junge Mann hatte den Vampir nicht beklaut und ihn dadurch auf sich aufmerksam gemacht.
Martin lächelte in sich hinein und ging ins Wohnzimmer. Er schenkte sich ein Glas von ihrem selbst angebauten Rotwein ein
Weitere Kostenlose Bücher