Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
und setzte sich auf seinen Lieblingssessel. Er wollte Niklas ein wenig Zeit geben und warten, bis dieser mit dem Duschen fertig sein müsste; und ihm dann folgen, um nach seinen Verletzungen zu sehen.
Niklas betrat sein Zimmer und setzte sich auf den Rand des Bettes. Mittlerweile ging es ihm so schlecht, dass er sich am liebsten rücklings auf die Matratze fallen lassen würde, doch dafür fühlte er sich zu schmutzig, zu befleckt.
Er hatte das beklemmende Gefühl, als klebe das Blut der vier Männer, die er immer wieder vor sich sah, an seinem ganzen Körper. Er musste es abwaschen, wegspülen und sich davon befreien.
Sein Blick fiel auf einen kleinen, gelben Zettel, der auf dem Nachttisch lag. Er beugte sich leicht vor und las: ‚Schmerztabletten’. Er zog überrascht seine Augenbrauen hoch und sah erst jetzt die zwei kleinen, weißen Tabletten, die neben einer Flasche Wasser lagen. Dankbar griff Niklas danach und hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil er Martin gegenüber so unfreundlich gewesen war. Der Mann machte sich Gedanken um ihn und half, wo er konnte. Zumindest ihm gegenüber sollte er sich etwas dankbarer zeigen.
Niklas schluckte die Tabletten und wankte ins Bad, welches direkt an seinem Zimmer angrenzte. Er schälte sich aus seinen Sachen, befreite sich von den Pflastern sowie der Kompresse und stellte sich so lange unter die Dusche, bis er das Gefühl hatte, dass nichts Fremdes mehr an seinem Körper klebte.
Als er sich etwas später seine Boxershorts anzog, wäre er vor Schwäche fast vornüber gefallen, und schaffte es nur mit Mühe bis in sein Bett.
Martin, der fünf Minuten später sein Zimmer betrat, bemerkte er erst, als dieser damit begann, seine Verletzungen zu desinfizieren, um, nach der Dusche, Entzündungen zu verhindern.
„Danke“, murmelte Niklas aufrichtig, als der brennende Schmerz des Desinfektionsmittels nachließ, und schlief, noch bevor Martin ihn zu Ende verarztet hatte, ein.
Martin deckte Niklas sorgfältig zu und verließ danach das Zimmer. Im Flur blieb er vor einer nur angelehnten Zimmertür stehen und lauschte kurz den gleichmäßigen Atemzügen seiner Nichte.
Sarah war vor zwei Stunden angekommen und hatte sich nur zehn Minuten später hingelegt, da sie fast vierundzwanzig Stunden auf den Beinen gewesen war. Martin hatte mit ihr geschimpft und ihr gesagt, dass sie eine Zwischenübernachtung hätte einlegen sollen. Schließlich wollte er nicht, dass ihr vor Übermüdung etwas zustoßen würde. Aber Sarah hatte nur gelacht und geantwortet, dass sie doch jetzt gesund und munter hier sei.
Kopfschüttelnd ging Martin ins Wohnzimmer zurück, um dort auf Lyonel zu warten. Er hoffte, dass der Vampir in der Stimmung sein würde, ihm von dem Aufeinandertreffen mit den Mördern von Niklas’ Vater zu erzählen.
Lyonel kehrte erst eine Stunde vor dem Morgengrauen zurück und lächelte, als er Martin schlafend im Wohnzimmer vorfand. Da ihm klar war, dass sein Verwalter auf ihn gewartete hatte, wollte er ihn nicht enttäuschen und weckte ihn. Außerdem brauchte Lyonel jemanden, mit dem er über die Vorfälle der letzten Nacht reden konnte; mit dem er über Niklas und Rachel sprechen konnte. Oft genug behielt der Vampir seine Gedanken für sich, teilte sie mit niemandem; aber heute benötigte er einfach einen guten Freund, der ihn kannte und ihm zuhörte – und Martin war genau der richtige Mann dafür.
Als Martin zwei Stunden später die leeren Weingläser in die Küche brachte, betrat auch Sarah diese, da sie sich etwas zu trinken holen wollte. Sie zog verschlafen eine Augenbraue hoch und meinte:
„Bist du schon auf, oder gehst du erst ins Bett?“
„Das Letztere“, antwortete ihr Onkel müde, und als sie ihn fragte, was er die ganze Nacht gemacht hatte, erzählte Martin ihr von ihrem starrköpfigen Gast. Als sich Sarah zwanzig Minuten später wieder hinlegte, war sie mehr als neugierig auf den fremden, jungen Mann.
9. Sarah
Drei Stunden später hörte Sarah, die gerade geduscht hatte und dabei war, sich anzuziehen, ein Geräusch durch ihre nur angelehnte Zimmertür. Da sie von ihrem Onkel wusste, dass Niklas vorhatte, sich heute Morgen aus dem Staub zu machen, riss sie ihre Tür auf und trat, nur mit einem schwarzen Slip und einem BH bekleidet, auf den Flur hinaus.
Wie erwartet traf sie dort auf Niklas. Er trug eine Jeans sowie ein T-Shirt und hatte seine Reisetasche in der Hand. Entrüstet rief die junge Frau:
„Du willst doch nicht ernsthaft abhauen, ohne
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