Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
dich zu verabschieden!“
Niklas fuhr erschrocken zusammen und musterte Sarah perplex von oben bis unten. Schließlich blieb sein Blick an einem Wassertropfen hängen, der sich aus ihren nassen, schulterlangen Haaren gelöst hatte und gemächlich über ihr Dekolleté rann, um anschließend zwischen ihren Brüsten zu verschwinden.
Erst als Sarah mit hochgezogenen Augenbrauen fragte:
„Was ist los? Hast du noch nie eine Frau in Unterwäsche gesehen?“, wurde Niklas bewusst, wo er die ganze Zeit mit offenem Mund hinstarrte. Er wandte sich ab, murmelte verlegen:
„Tschuldigung,“ – und überlegte fieberhaft, ob er einfach weitergehen, oder in sein Zimmer zurückkehren sollte, um dieser peinlichen Situation zu entkommen.
Die junge Frau nahm ihm diese Entscheidung jedoch ab, da sie zu ihm trat, und entschlossen nach seiner Reisetasche griff. Als sich dabei ihre Hände berührten, zuckte Niklas leicht zusammen, woraufhin Sarah auflachte und erklärte:
„Du benimmst dich, als sei ich eine Schlange, die nur darauf gewartet hat, dass du aus deinem Versteck kommst.“
„Irgendwie fühle ich mich auch so“, murmelte Niklas und blieb unschlüssig im Flur stehen, während die junge Frau die Tasche zurück in sein Zimmer brachte.
„Ich bin übrigens Sarah!“, rief sie über ihre Schulter. „Ich bin in diesem Haus aufgewachsen.“
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du bist die Tochter von Lyonel“, erklärte Niklas, der sich allmählich von seinem Schreck erholte. Er folgte ihr kopfschüttelnd ins Zimmer und fuhr fort:
„Du benimmst dich genauso herrisch wie er.“
„Ich bin nur geradlinig“, antwortete Sarah unbekümmert, ließ die Reisetasche fallen und wandte sich ihm zu:
„Außerdem musst du zugeben, dass es wirklich nicht die feine Art ist, einfach wegzugehen, ohne sich zu verabschieden.“
„Ich werde nicht noch einmal mit dem Vampir sprechen!“, stellte Niklas mit einem wütenden Unterton in der Stimme klar. „Und zu deiner Information: Von Martin wollte ich mich verabschieden. Ich hatte gehofft, ihn unten im Wohnzimmer oder in der Küche anzutreffen.“
„Na dann“, antworte Sarah keck und lächelte siegessicher. „Da Lyonel erst heute Abend wieder auf der Bildfläche erscheinen wird, hast du ja noch Zeit, einen kleinen Spaziergang mit mir zu machen, oder?“
„Bitte?“, fragte Niklas verwirrt.
„Was ist an ‚Spazierengehen’ so schwer zu verstehen?“, meinte Sarah, trat einen Schritt näher an Niklas heran und blickte zu ihm auf, da er fast einen Kopf größer war als sie.
„Wenn du danach immer noch abreisen möchtest, werde ich dich in die Stadt zum Bahnhof fahren.“
„Ohne weitere Diskussionen?“
„Versprochen“, nickte Sarah.
„OK“, meinte Niklas schulterzuckend. Schließlich hatte er nichts zu verlieren.
„Dann ziehe ich mich schnell an. Warte hier, ja?“, rief die junge Frau erfreut und stürmte aus dem Zimmer.
Niklas sah ihr hinterher und betrachtete, mit zur Seite geneigtem Kopf, ihren wohlgeformten Po. Der Morgen hätte durchaus unangenehmer beginnen können.
In ihrem Zimmer lehnte Sarah sich an den geschlossenen Kleiderschrank, atmete tief durch und flüsterte:
„Wow! Falls du dich nicht noch als dämlicher Schwachkopf entpuppst, lasse ich dich so schnell nicht aus meinen Fingern.“
Ihr Onkel hatte zwar gemeint, dass Niklas ihr gefallen könnte, aber nicht erwähnt, wie attraktiv und gut gebaut ihr Gast war. Es wäre doch gelacht, wenn sie seine Abreise nicht verhindern könnte.
Die mahnende Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr zuflüsterte, dass es nicht die feine Art war, sich zu sehr in das Leben eines Fremden einzumischen, ignorierte Sarah einfach. Zumal sie davon ausging, dass Lyonel ihn sowieso nicht gehen lassen würde, und sie überzeugt war, dass es für Niklas das Beste sein würde, noch etwas zu bleiben und sich zu erholen. Schließlich war ihr sein blasses Gesicht und die Verletzung an der Schläfe nicht entgangen.
Die junge Frau atmete noch einmal tief durch und schlüpfte eilig in ihre Jeans, sowie einem weiten T-Shirt. Anschließend zog sie sich ihre Stoffturnschuhe an und trat auf den Flur hinaus.
„Dann wollen wir mal“, rief sie Niklas zu, der noch immer in seinem Zimmer stand, und ging leichtfüßig die Treppe hinunter. Als sie hörte, dass er sich ihr anschloss, erklärte sie, ohne sich umzublicken:
„Martin ist übrigens mein Onkel. Er hat mich aufgezogen.“
„Aha“, antwortete Niklas nach kurzem Zögern und folgte ihr
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