Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Spalt weit und spähte in den Flur hinaus, doch es war niemand zu sehen.
Aus einem Fernseher im Erdgeschoss drangen Musik und Stimmen nach oben; und in der Luft hing der intensive Geruch von gebratenem Fleisch. Niklas trat hinter den Vampir und fragte leise:
„Kannst du sagen, wie viele Personen sich im Haus aufhalten?“
„Nicht genau, wegen der Lautstärke des Fernsehers und dem Essensgeruch.“
Der Vampir schloss seine Augen und konzentrierte sich. „Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir hier oben alleine sind und alle anderen sich im unteren Bereich des Hauses aufhalten.“
Lyonel zog die Tür etwas weiter auf und betrat den Flur. Er schlich zur Treppe und ging leise einige Stufen hinunter. Schließlich blieb er stehen und ging in die Hocke, sodass er, durch eine Glastür hindurch, in den großen Wohnbereich im Erdgeschoss blicken konnte. An einem Esstisch saßen die beiden Männer, die er auf den Fotos von Niklas gesehen hatte. Vor ihnen standen bereits leer gegessene Teller sowie diverse Schalen mit Essensresten. Sie blickten zum Fernseher und kommentierten hin und wieder den Film, der dort lief. Neben dem Fernseher standen zwei Monitore, auf denen wechselnde Ansichten der Gartenanlage zu sehen waren.
Da auf dem Tisch insgesamt vier Teller standen, war klar, dass sich noch zwei weitere Personen im Haus aufhielten. Lyonel konnte jedoch nicht sagen, wo diese sich gerade befanden, denn der Ton des Fernsehers schallte hier noch lauter, als oben im Schlafzimmer.
Niklas, der mittlerweile neben ihm hockte, zog seine Pistole aus dem Hosenbund und entsicherte sie. Der Vampir warf einen Blick in seine Augen, in denen nun kalter Hass funkelte, und flüsterte:
„Denk daran, dass du zuerst fragen und dann schießen wolltest.“
Niklas antwortete darauf nicht, sondern presste seine Zähne aufeinander, und stürmte die Treppe hinunter. Er stieß die Tür zum Wohnbereich auf, richtete seine Waffe auf die beiden Männer und rief:
„Sitzenbleiben und Hände nach oben!“
Lyonel stieß einen langen Seufzer aus und folgte Niklas. Er blieb dicht hinter ihm stehen, während er versuchte, die beiden anderen Personen zu lokalisieren.
Die überraschten Männer starrten Niklas einen Moment lang verwirrt an, doch sie fingen sich schnell wieder. Statt die Hände zu heben, griff der Mann mit den rötlichen Haaren im Zeitlupentempo nach der Fernbedienung und stellte den Ton des Fernsehers aus. In der darauf folgenden Stille konnte Lyonel augenblicklich den Herzschlag der dritten Person ausmachen, die sich im Nebenraum rechts von ihm befand. Durch die geöffnete Tür konnte der Vampir erkennen, dass es sich um die Küche handelte – und ein leises Geräusch aus dem Keller verriet ihm, dass sich dort die vierte Person aufhielt.
„Ich sagte, ihr sollt die Hände hochnehmen, oder ich schieße euch sofort über den Haufen“, drohte Niklas mit gefährlich leiser Stimme.
Daraufhin grinsten die Männer nur und lehnten sich zurück, jedoch so, dass Niklas ihre Hände sehen konnte.
„Du bist also derjenige, der unsere Fotos veröffentlicht hat und uns sucht“, stellte der braunhaarige Mann schließlich fest. „Ehrlich gesagt haben mein Bruder Darko und ich dich bereits gestern erwartet, allerdings ohne Begleitung. Also, was möchtest du von uns?“
„Erinnerst du dich etwa nicht an ihn, Milan?“, fragte Darko seinen Bruder ein wenig überrascht. „Das ist doch der Sohn von dem Kerl, den wir vor einem Jahr erschossen haben.“
„Du gibst es zu?“, fragte Niklas fassungslos.
„Wieso denn nicht. Glaubst du, nur weil du mit einer Waffe herumfuchtelst, kommt ihr beide hier lebend wieder raus?“
„Warum habt ihr das getan!?“, schrie Niklas wutentbrannt, ohne die Drohung seines Gegenübers wahrzunehmen. Er zielte auf Darkos Kopf und drückte den Abzug etwas weiter durch. „Warum habt ihr meinen Vater kaltblütig umgebracht?“
Lyonel, der noch immer hinter Niklas stand, versuchte gleichzeitig die Küchentür und die Wohnzimmertür im Auge zu behalten. Dank seines feinen Gehörs war ihm nicht entgangen, dass sich die Person aus dem Keller nach oben geschlichen und eine Waffe entsichert hatte – genauso wie diejenige in der Küche.
„Es war nichts Persönliches, sondern ein Deal“, erklärte Milan und lenkte Niklas’ Aufmerksamkeit auf sich. Dieser schwenkte seine Waffe auf ihn und trat einen Schritt vor. Milan ließ sich davon allerdings nicht sonderlich beeindrucken. Er und sein Bruder waren zwar ein wenig in
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