Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
ihn, durch die Gegend zu rennen.“
„Das habe ich gemerkt“, meinte Sarah schuldbewusst. „Niklas hat es kaum vom See bis hierher zurückgeschafft.“
„Du hast alles richtig gemacht, Sarah“, beruhigte Martin sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Immerhin bleibt Niklas freiwillig hier und das hätte ich gestern Abend nicht für möglich gehalten. Wenn er wieder aufwacht, werde ich noch einmal nach seinen Verletzungen sehen.“
Sarah war dankbar für die Aufmunterung ihres Onkels und plötzlich fiel sie ihm um den Hals.
„Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich mich freue, wieder einmal hier zu sein?“
„Nein“, lachte Martin und drückte sie leicht an sich. „Aber das musst du auch gar nicht, weil wir das doch alle wissen.“
10. Das Telefongespräch
Als Niklas ein paar Stunden später aufwachte, war es bereits später Nachmittag. Er blinzelte verschlafen und entdeckte schließlich Martin, der ihm gegenüber auf einem Sessel saß und vor sich hin döste.
Niklas gähnte herzhaft und rieb sich durch seine Augen, wodurch der ältere Mann auf ihn aufmerksam wurde.
„Schön, dass du wach bist, dann kann ich dich jetzt ja untersuchen.“
„Ist das denn wirklich nötig?“, fragte Niklas verschlafen.
„Ist es“, antwortete Martin und griff nach einer kleinen Stabtaschenlampe. Er setzte sich auf den Rand des Sofas und leuchtete abwechselnd in Niklas Augen, um dessen Pupillenreaktion zu kontrollieren, was dieser mit einem schmerzhaften Stöhnen quittierte. Das Licht in seinen Augen tat weh, und als ihm die Untersuchung zu lange dauerte, drehte er den Kopf zur Seite und legte schützend einen Arm über seine Augen.
Daraufhin murmelte Martin etwas Unverständliches und schob die Decke weg, um nach der Wunde in Niklas Seite sehen zu können. Als er die Kompresse entfernte, sagte sein Patient mit belegter Stimme:
„Danke, dass du mir hilfst … und außerdem möchte ich mich für mein Verhalten von gestern Abend entschuldigen.“
Martin blickte auf und lächelte ihn an:
„Mach dir darüber keine Gedanken. Es ist alles in Ordnung und ich helfe dir wirklich gerne.“
Niklas nickte und blickte sich suchend im Wohnzimmer um.
„Gibt es hier eigentlich ein Telefon?“
„Natürlich!“, erklärte der ältere Mann gespielt entrüstet und zeigte auf ein kleines Tischchen, das Niklas von seiner Position aus nicht sehen konnte. „Wir leben hier doch nicht hinterm Mond und haben sogar Internet. Darf ich fragen, wen du anrufen möchtest?“
„Meine Mutter, es wird wirklich Zeit, dass ich mich bei ihr melde. Irgendwann nach dem Unfall muss ich mein Handy verloren haben und sie hat garantiert schon hundertmal versucht, mich zu erreichen. Ich möchte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen macht.“
„Dann beeil dich mal mit dem Anruf. Ich mache mich auch immer verrückt, wenn Sarah durch die Weltgeschichte gondelt, und sich längere Zeit nicht meldet.“
„Wo ist Sarah überhaupt?“, fragte Niklas neugierig.
„Sie versorgt für mich die Pferde.“
„Ihr habt Pferde?“
„Ja. Außerdem noch ein paar Hühner, Schafe und zwei Kühe. Dass wir auch Wein anbauen, hast du ja schon mitbekommen. Sarah wird es sich bestimmt nicht nehmen lassen, dir alles auf dem Gut zu zeigen“.
„Das hoffe ich doch schwer,“ gab Niklas mit einem kleinen Lächeln zu.
Martin zog belustigt seine Augenbrauen hoch und deckte Niklas Wunde mit einer neuen Kompresse ab.
„Fertig“, meinte er kurz darauf, holte das Telefon und drückte es Niklas in die Hand.
„Du kannst ja in dein Zimmer gehen und in Ruhe mit deiner Mutter telefonieren. In einer guten Stunde gibt es Abendbrot.“
„Danke“, antwortete Niklas.
Fünf Minuten später stand er in seinem Zimmer und wählte Rachels Nummer.
Lyonel, der nicht mehr schlafen konnte, da er immer wieder über Rachel nachdenken musste und sich deswegen unruhig in seinem Bett hin und her wälzte, hörte die Stimmen von Niklas und Martin. Dass ihr junger Gast noch nicht abgereist war, wusste der Vampir bereits, da er am Morgen, nach dem Gespräch mit Martin, nicht schlafen gegangen war, sondern abgewartet hatte, wie Niklas sich verhalten würde.
Lyonel hatte lange mit sich gekämpft, ob er den jungen Mann ziehen lassen sollte, sich jedoch dagegen entschieden, da er sicher stellen wollte, dass Rachel ihn gesund und munter zurückbekommen würde. Zur Not hätte er Niklas heute Morgen eingesperrt, doch dank Sarah war diese Maßnahme nicht erforderlich gewesen.
Der Vampir setzte sich in seinem
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