Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
gerettet, indem er dich aus der Schusslinie dieser Mistkerle gebracht hat.“
Niklas öffnete seinen Mund, um zu protestieren, schloss ihn jedoch wieder. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nur die Brüder im Blick gehabt hatte; dass er in seiner blinden Wut gar nicht auf die beiden anderen Männer geachtet hatte. Auch wenn es ihm schwer fiel, musste er sich eingestehen, dass, wenn er alleine in dem Haus gewesen wäre, er dieses mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht lebend wieder verlassen hätte. Er verdankte dem Vampir mehr, als er wahrhaben wollte.
„Ich bin trotzdem sauer auf Lyonel“, stieß Niklas zu seiner eigenen Überraschung hervor.
„Warum? Weil er verhindert hat, dass du die Mörder deines Vaters selbst ins Jenseits schicken konntest? Weil du nicht selbst zum Mörder geworden bist? Glaub mir, Lyonel wird keinen einzigen Gedanken mehr an den Tod dieser Männer verschwenden. Aber wenn du sie umgebracht hättest, würde dich das vielleicht irgendwann bis in den Schlaf verfolgen und …“
„Das ist nicht der eigentliche Grund“, unterbrach Niklas die junge Frau.
„Was dann?“
„Ich möchte nicht, dass er sich an meine Mutter heranmacht! Stell dir nur mal vor, er verfällt in einen Blutrausch und tötet sie, oder verwandelt sie … ich meine, wir reden hier von einem Vampir.“
Sarah seufzte und blickte nachdenklich auf den See hinaus. Sie verstand Niklas Sorgen sehr gut, denn schließlich wuchs nicht jeder, wie sie, bei einem Vampir auf. Zu allem Überfluss hatte Niklas Lyonel gestern Abend im Tötungsmodus erlebt, was sicherlich auch nicht gerade hilfreich für seine Ängste war.
„Wodurch gerät ein Vampir überhaupt in einen Blutrausch?“, unterbrach Niklas plötzlich ihre Gedanken. Er wusste nicht sehr viel über dieses Thema, da er mit seinem Vater nie ernsthaft darüber gesprochen hatte.
„Wenn ein Mensch in einen Vampir verwandelt wird, und gleich darauf zu viel Blut trinkt, wird er süchtig danach. Diese Vampire werden ihre Gier nie wieder los und werden zu gnadenlosen Killern. Sobald sie Blut auch nur riechen, haben sie sich kaum noch im Griff, und bereits nach dem ersten Schluck verfallen sie dem Blutrausch.“
„Und wann noch?“
„Wenn sie mehrere Tage lang kein Blut mehr trinken können. Zum Beispiel wenn man sie einsperrt und aushungert.“
„Also glaubst du, dass Lyonel meiner Mutter unter normalen Umständen niemals etwas antun würde?“
„Davon bin ich überzeugt. Ich vertraue ihm, aber das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich ihn schon seit meiner Kindheit kenne. Fremden Vampiren gegenüber wäre ich auch äußerst skeptisch.“
Niklas nickte und griff nach seiner Tasse.
„Ich möchte dennoch nicht, dass er in die Nähe meiner Mutter kommt.“
Plötzlich stellte er die Tasse so heftig wieder ab, dass der Kaffee über den Rand schwappte, und schimpfte:
„Und ich Blödmann habe ihm auch noch erzählt, dass meine Mutter noch immer an ihn denkt.“
„Das macht sie?“, versicherte sich Sarah erstaunt.
„Ja, ich befürchte schon.“
Sarah bestrich nachdenklich ihre Scheibe Brot mit Butter, doch auf einmal richtete sie ihr Messer auf Niklas und rief:
„Jetzt verstehe ich endlich, warum du glaubst, so schnell wie möglich von hier verschwinden zu müssen. Du hoffst, dadurch ein Zusammentreffen zwischen Lyonel und deiner Mutter verhindern zu können. So nach dem Motto: Wenn der Vampir mich nicht mehr sieht, denkt er auch nicht mehr an meine Mutter.“
Niklas blickte sie unglücklich an und erklärte schließlich:
„So ähnlich waren meine Gedanken, aber wenn ich jetzt höre, wie du sie aussprichst, klingt das völlig lächerlich.“
„Nein, es ist nicht lächerlich, sondern nur ein verzweifelter Versuch, deine Mutter vor Lyonel zu beschützen.“
„Was nicht funktionieren wird“, gab Niklas geknickt zu. „Wenn Lyonel sie wiedersehen möchte, werde ich es nicht verhindern können.“
„Warum lässt du das Ganze nicht in Ruhe auf dich zukommen? Ich weiß nicht, ob Lyonel vorhat, sich deiner Mutter wieder zu nähern, aber wenn, sollte es ihre Entscheidung sein, ob sie sich auf ihn einlassen möchte, nicht deine.“
„Mag sein, aber es gefällt mir nun einmal nicht“, brummte Niklas.
„So ist das eben manchmal im Leben“, erklärte Sarah und legte ihm ein kleines Stück Kuchen auf seinen Teller, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Hier, probier das mal und sag mir, wie es dir schmeckt.“
Niklas seufzte und steckte sich die Süßigkeit in den Mund. Gleich
Weitere Kostenlose Bücher