Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
hat. Dad war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Es tut mir so leid.“
„Gute Antwort“, kommentierte der Vampir leise Niklas Lüge. „Sie muss wirklich nicht wissen, dass ihr Ehemann von einem Nebenbuhler, der absolut keinen Anspruch auf sie hatte, umgebracht wurde.“
Lyonel wartete gespannt auf die nächsten Worte von Rachel, doch alles, was er hörte, war ein unterdrücktes Schluchzen. Er strich sich seine langen, schwarzen Haare aus der Stirn und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Rachel weinen zu hören, war das Letzte, was er wollte.
„Mum? Geht’s dir gut?“
„Ja … aber … über Marcels Tod zu sprechen, nimmt mich … gerade etwas mit. Pass auf dich auf, Niklas, ja? Ich könnte nicht damit umgehen, wenn dir auch noch etwas zustoßen würde.“
„Ich weiß, aber über diesen Punkt musst du dir wirklich keine Sorgen mehr machen. Die Jagd ist vorbei und ich komme zurück.“
„Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen. Du meldest dich doch noch mal, bevor du dich auf den Weg machst, oder?“
„Ganz bestimmt, Mum.“
„Gut, dann bis zu deinem nächsten Anruf.“
„Tschau Mum.“
Niklas legte auf und starrte auf seine Zimmertür. Er hatte die ganze Zeit über das merkwürdige Gefühl, nicht alleine zu sein. Er spürte Lyonels Präsens, wenn dieser im Haus war, so als sei er auf irgendeine Weise mit dem Vampir verbunden. Aber jetzt hatte Niklas das Gefühl, als stände Lyonel direkt vor seiner Tür. Auch wenn er sich idiotisch vorkam, hechtete er zu seiner Zimmertür und riss diese auf – doch es war niemand zu sehen. Unbewusst berührte Niklas die Bisswunde an seinem Hals, trat auf den Flur hinaus und starrte die Treppe hinunter. Schließlich atmete er tief durch und ging zurück in sein Zimmer.
Lyonel lehnte im Rahmen seiner eigenen Zimmertür und lauschte auf Niklas Schritte, die leise auf den alten Holzdielen zu hören waren. Der große Nachteil, wenn er Menschen markierte, war, dass sie seine Nähe spüren konnten. Und Niklas schien ein weit ausgeprägteres Gespür für ihn zu haben, als andere Menschen, die er gekennzeichnet hatte. Auch Martin, dessen Frau oder Sarah spürten ihn in einem Umkreis von gut zweihundert Metern, aber sie konnten nicht sagen, wie nah er ihnen war. Niklas jedoch konnte das, seit er ihn gebissen hatte. Lyonel war sich sicher, dass es damit zusammenhing, dass er Rachel vor ihrer Niederkunft markiert hatte.
11. Auseinandersetzung
Niklas blickte sich in seinem Zimmer um, und zog überrascht seine Augenbrauen hoch, als er seine Laptoptasche auf dem Boden neben dem Kleiderschrank entdeckte. Er hatte die schwarze Tasche heute Morgen, als er das Gut so schnell wie möglich verlassen wollte, und den Raum deswegen kaum eines Blickes gewürdigt hatte, übersehen.
Da Niklas sich bis zum Abendbrot nicht mehr hinlegen wollte, packte er seinen Laptop aus und machte es sich mit diesem in seinem Bett bequem, indem er das Kissen und den Zudeck hinter seinen Rücken schob, und sich dagegen lehnte.
Zu seiner Freude hatte der Laptop den Unfall gut überstanden und funktionierte noch einwandfrei. Zu Hause hatte er zwar eine Festplatte liegen, auf der fast alle Daten des Laptops noch einmal gespeichert waren, allerdings fehlte die Sicherung etlicher Stunden Programmierarbeit an seinem Fantasiespiel.
Eine Stunde später schreckte Niklas auf, als Sarah an seine Zimmertür klopfte und leise rief:
„Niklas? Bist du wach? Das Essen ist fertig.“
„Ich komme!“, antworteten er und rieb sich durch die Augen. Wie immer, wenn er programmierte, hatte er völlig die Zeit vergessen.
Sarah öffnete die Tür ein Stück und blickte hindurch. Als sie den Laptop auf Niklas’ Schoß entdeckte, trat sie ein und fragte neugierig:
„Du schreibst nicht zufällig an einem Buch, oder?“
Niklas blickte sie verwirrt an.
„Wieso sollte ich das tun?“
„Weil ich an einem schreibe und es hätte ja sein können, dass dir auch verrückte Geschichten durch den Kopf geistern, die du unbedingt aufschreiben musst.“
„Mir geistern zwar auch verrückte Dinge durch den Kopf“, erklärte Niklas schmunzelnd, „aber ich lasse diese Fantasien lieber in ein Computerspiel fließen und erschaffe so meine eigene Welt.“
„Du programmierst also?“, fragte Sarah und warf einen Blick auf den Bildschirm, in der Hoffnung, dort etwas aus dem Spiel sehen zu können; doch alles, was sie sah, war der Programmcode.
Niklas nickte, speicherte die Datei ab und verließ zusammen mit Sarah sein
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