Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
aß.
Niklas warf dem Vampir während des Essens immer wieder irritierte Blicke zu, denn auf dessen Gut in Serbien hatte er ihn während der gemeinsamen Mahlzeiten nur Blut trinken sehen. Lyonel bemerkte es und meinte achselzuckend:
„Du weißt doch, wie Menschen auf Andersartigkeit reagieren. Nicht in der Öffentlichkeit auffallen, bedeutet Sicherheit.“
„Schmeckt dir das Essen denn?“
„Nicht wirklich“, gab Lyonel zu, kaute auf einem Stück Pizza herum und richtete seine bernsteinfarbenen Augen auf Eric. „Ehrlich gesagt würde ich am liebsten jeden Bissen mit einem Schluck Blut herunterspülen.“
Eric, der dem Vampir gegenübersaß und sich bedroht fühlte, lehnte sich so weit zurück, dass er die Arme lang ausstrecken musste, um an seinen Teller zu kommen. Martin, der neben dem Vampir saß, schüttelte seinen Kopf und beruhigte Niklas’ Freund, indem er erklärte, dass Lyonel es liebte, die Menschen um ihn herum ein wenig zu ärgern, ihm jedoch bestimmt nichts antun würde. Daraufhin entspannte Eric sich wieder und nach dem Essen bestand er darauf, in seine Lieblingsweinstube zu gehen.
Niklas genoss den Abend mehr als er erwartet hatte, war darüber aber nicht wirklich überrascht. Wegen seiner Mutter wünschte er den Vampir zwar möglichst weit weg, aber in Wahrheit konnte er ihn gut leiden, wodurch seine Gefühle hin und her schwankten. Nach dem dritten Glas Wein begann er jedoch, sein Dilemma zu vergessen und beteiligte sich gut gelaunt an den ausgelassenen Gesprächen. Als sich herausstellte, dass Lyonel und Martin noch niemals in Lindau gewesen waren, unternahmen sie, mehr betrunken als nüchtern, eine nächtliche Besichtigung der Altstadt. Danach bestand Martin, der einige Flaschen von ihrem selbst angebautem Wein aus Serbien mitgebracht hatte, darauf, dass Eric diesen probieren sollte, und so landeten sie am frühen Morgen in der von dem Vampir angemieteten Ferienwohnung. Lyonel zog auf seinen Reisen Ferienwohnungen Hotelzimmern vor, da er dort unauffälliger seine Blutkonserven in den Kühlschrank packen konnte und ihn tagsüber kein Reinigungspersonal störte.
***
Niklas wurde durch ein nerviges Geräusch geweckt, welches sein benebelter Geist erst einstufen konnte, als jemand neben ihm nuschelte:
„Geh endlisch anschHandy.“
Bevor er sich jedoch dazu aufraffen konnte, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, hörte das Klingeln auf. Dankbar blieb Niklas mit geschlossenen Augen liegen, in der Hoffnung, dass das dumpfe Pochen hinter seinen Schläfen aufhören würde, wenn er sich nicht rührte. Zu seinem Leidwesen musste er jedoch feststellen, dass die Quälgeister, die seinen Schädel bearbeiteten, keine Pause einlegen wollten, sondern munter drauf los hämmerten und ihn immer heftiger malträtierten. Niklas dachte über eine Schmerztablette nach, öffnete blinzelnd seine Augen und blickte sich irritiert in dem abgedunkelten Raum um. Das hier war definitiv nicht sein Schlafzimmer. Erst als er Eric entdeckte, der bäuchlings neben ihm in dem Doppelbett lag, sowie die leere Flasche Wein, die hinter diesem auf dem Nachttisch stand, fiel ihm wieder ein, wo er gelandet war: In einem der zwei Schlafzimmer von Lyonels Ferienwohnung.
Als sein Handy erneut klingelte, schloss Niklas stöhnend seine Augen und presste die Handballen gegen seine schmerzenden Schläfen. Wieso hatte er sich nur so einen nervigen Klingelton ausgesucht? Plötzlich spürte er einen leichten Schlag auf seinen Bauch und hörte Erics leidende Stimme:
„Mach daschDing ausch, mein Schädel platscht.“
Auf der Suche nach seinem Handy blickte Niklas an sich herunter und stellte fest, dass er sich sein T-Shirt ausgezogen hatte, aber nicht seine Jeans. Er tastete seine Taschen nach dem Handy ab, fand es aber nicht. Da er jedoch nur zu deutlich das nervtötende Klingen hörte, musste es irgendwo sein. Obwohl Niklas wusste, dass er es bereuen würde - da der Raum sich auch so schon genug drehte - wandte er seinen Kopf zur Seite und entdeckte das Handy neben sich auf dem Nachttisch. Er griff danach, betätigte blindlings die Annahmetaste und krächzte:
„Ja.“
„Herr Maelzer? Sind Sie das?“, hörte er am anderen Ende Linda, seine Angestellte, unsicher fragen.
„Vor dieser durchzechten Nacht war ich’s jedenfalls noch“, murmelte Niklas zerschlagen. „Wie spät ist es?“
„Es ist fünfzehn Minuten nach eins.“
„Was!?“, rief Niklas und fuhr hoch, ließ sich jedoch sofort wieder zurücksinken, als sein Kopf explodierte
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