Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Telefonnummer?
Hier stimmte etwas nicht und Lyonel überlegte, ob er nicht einfach wenden und wegfahren sollte, doch das entsprach nicht seinem Wesen. Er wäre sich wie ein Feigling vorgekommen. Deswegen ignorierte er das warnende Kribbeln, das sich auf seiner Haut ausbreitete, und stieg aus.
Langsam ging der Vampir auf das Haus zu, welches etwas Drohendes ausstrahlte. Und das lag nicht daran, dass nur durch das matte Glas der Eingangtür Licht nach draußen in die Dunkelheit fiel, denn Lyonel liebte die Nacht. Sie war es ganz bestimmt nicht, die einen kalten Schauer über seinen Rücken jagte. Vielleicht sollte er doch verschwinden.
Aber es war zu spät. Franz Schneider trat aus der Haustür und ging ihm mit zügigen Schritten entgegen, blieb jedoch nach gut fünfzehn Metern stehen. Jetzt noch davonzulaufen, kam Lyonel völlig lächerlich vor, denn was sollte ein Mensch ihm schon anhaben können? Dennoch war Lyonel äußerst wachsam, als er weiter auf Franz zuging. Dieser hatte seine Hände in die Taschen seiner braunen Stoffjacke geschoben und blickte ihm finster entgegen.
Franz sah aus wie auf dem Foto, das Lyonel zuletzt von ihm gesehen hatte. Er war nur 1,65 Meter groß, hatte schütteres, dunkelblondes Haar und trug normalerweise eine Brille - doch die fehlte heute. Vielleicht trug er Kontaktlinsen. Lyonel blieb drei Schritte vor Franz stehen, in dessen Augen nun sichtbare Wut aufflackerte.
„So sieht also der Mörder meines Vaters aus,“ stellte Franz eisig fest. Bevor Lyonel antworten konnte, bewegte Franz leicht seine Hand, die in der rechten Jackentasche steckte, und gleich darauf hallte ein Schuss durch die Nacht. Lyonel zuckte zusammen, als die Silberkugel in seinen Körper einschlug. Das Brennen, das sich in ihm ausbreitete, nahm ihm den Atem. Lyonel blickte auf das Blut, das aus der Wunde sickerte, und hob ungläubig seinen Kopf. Er sah gerade noch das bösartige Grinsen und die entblößten, spitzen Vampirzähne seines Gegenübers, als plötzlich der Boden unter ihm nachgab und er in die Tiefe stürzte. Während er fiel, kam Lyonel die Erkenntnis, dass Franz ein Vampir war und dass er es gegen den Wind nicht hatte riechen können.
Trotz des Schmerzes, der in ihm wühlte, schaffte Lyonel es, auf seinen Füßen aufzukommen, doch gleich darauf ertönte ein weiterer Schuss. Die Silberkugel traf ihn zwischen die Schulterblätter und ließ ihn nach vorne stürzen.
Mit erschreckend großer Mühe drehte Lyonel sich auf seinen Rücken und blickte nach oben. Gute zehn Meter über ihm schoben sich Gitterstäbe vor das Loch, durch das er gestürzt war, doch von Franz war nichts mehr zu sehen. Wenn dieser die Falltür, die baumelnd an ihren Scharnieren hing, nicht auch noch schloss, würde er morgen der Sonne ausgesetzt sein. Sie würde erbarmungslos ihre Strahlen zu ihm hinunterschicken und ihn töten, sollte er es nicht schaffen, sich vorher in Sicherheit zu bringen.
Da er ein Vampir war, machte Lyonel die Dunkelheit in seinem Verlies nichts aus. Er konnte seine Umgebung genau erkennen, doch ein Blick in die Runde machte ihm schnell klar, dass eine Flucht schwierig werden würde. Links, vor und hinter ihm befanden sich massive Felswände, und rechts von ihm dicke Gitterstäbe. Hinter diesen ging die Grube, in die er gefallen war, noch gute zwei Meter weiter und endete ebenfalls an einer Felswand - in der sich allerdings eine Tür befand. Neben dieser war eine Überwachungskamera angebracht und, zu Lyonels Erstaunen, ein recht großer Bildschirm, doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen. Er biss die Zähne zusammen und stand mühsam auf. Er musste hier raus, musste etwas unternehmen, bevor sein Körper von dem Silber zu geschwächt sein würde.
Lyonel rüttelte an den Gitterstäben, nur um festzustellen, dass diese nicht nachgaben. Er blickte erneut nach oben und fragte sich, ob er einen Sprung wagen könnte. Unter normalen Umständen wäre dieser kein Problem für ihn gewesen, denn als Vampir besaß er eine unglaubliche Sprungkraft. Doch jetzt? Er kniff seine Augen zusammen und versuchte zu erkennen, ob das Gitter sich von innen öffnen ließ, doch er fand keine Anzeichen dafür. Wäre ja auch zu schön gewesen und ein wenig idiotisch vom Erschaffer dieses Gefängnisses. Lyonel nahm dennoch all seine Kraft zusammen, sprang, mit den Füßen voran gegen die Felswand, stieß sich von dieser ab und sprang weiter zu dem Gitter über ihm. Keuchend klammerte er sich daran fest und unterdrückte nur
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