Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
mühevoll einen Schrei, da seine Eingeweide in Flammen zu stehen schienen.
Lyonel rüttelte mit seinem ganzen Gewicht an den Stäben, hoffte, dass sie nachgeben und mit ihm hinunterfallen würden, doch sie bewegten sich keinen Millimeter. Schließlich verließen ihn seine Kräfte und er schaffte nur mit Mühe einen kontrollierten Sprung zurück auf den Boden. Stöhnend rutschte er zur Felswand, lehnte sich dagegen und blickte sich erneut in seinem Gefängnis um. Er steckte wirklich in der Klemme. Jetzt bedauerte Lyonel es, nicht auf seinen Instinkt gehört zu haben. Normale Kugeln stieß sein Körper innerhalb einer gewissen Zeit ab, doch bei Silberkugeln versagten seine Selbstheilungskräfte. Das Silber würde sich wie Gift in seinem Körper ausbreiteten, sehr schmerzvoll, sehr langsam und ihn qualvoll töten. Nur das Entfernen der Kugeln und das Trinken einer Menge Blut konnte ihn jetzt noch retten. Lyonel lachte, bei dem Gedanken, ob ihn die Sonne oder die Kugeln töten würden, bitter auf, denn er kannte die Antwort bereits. Die Sonne würde das Wettrennen gewinnen. Es sah ganz danach aus, als würde er nach vierzig Jahren doch noch für den Tod seines Freundes bezahlen müssen. Und das ausgerechnet jetzt, wo er gehofft hatte, möglichst viele Jahre mit Rachel verbringen zu können.
Bei dem Gedanken an Rachel flammte neue Energie in Lyonel auf. Wenn er sein Handy nicht im Auto liegen gelassen hätte, könnte er jetzt telefonieren. Aber wahrscheinlich gab es in diesem Loch sowieso keinen Empfang. Er zerrte sein Hemd aus der Hose und begutachtete die Schusswunde unterhalb seiner Rippen. Die Blutung hatte nachgelassen, doch das war auch schon alles. Die Silberkugeln würden in ihm stecken bleiben und ihr Gift verteilen. Er könnte versuchen, sie selbst zu entfernen, aber es war unmöglich, an die Kugel in seinem Rücken heranzukommen.
Lyonel überlegte gerade, ob er wenigstens versuchen sollte, die Kugel unterhalb seiner Rippen zu entfernen, als seine Zelle plötzlich von Licht durchflutet wurde. So grell, dass es in seinen Augen, die sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten, schmerzte. Er legte schützend einen Arm über seine Augen und erstarrte, als er ein gehässiges Lachen hörte, das er nur zu gut kannte. Elviras Lachen.
„Hallo Lyonel! Wie gefällt dir die Gruft, in der du sterben wirst?“
Seine Schmerzen ignorierend sprang der Verhöhnte auf und stürzte wütend zu den Gitterstäben. Mit der Absicht, seine Finger um Elviras Hals zu legen, schoss Lyonels Arm zwischen den Stäben hindurch, doch die Vampirin trat zwei Schritte zurück und schüttelte belustigt ihren Kopf. In diesem Moment trat Franz Schneider durch die Tür. Er blickte Lyonel voller Hass an und gesellte sich zu Elvira. Diese schenkte ihm ein kurzes Lächeln und wandte sich wieder an Lyonel.
„Du hast dich doch sicher schon gefragt, woher Franz die Wahrheit kennt, oder? Woher er weiß, dass du seinen Vater auf dem Gewissen hast.“
Als Lyonel schwieg, fuhr sie fort:
„Er weiß es von mir. Und ich habe es zufällig von einem Vampir erfahren, der nicht unbedingt dein Freund ist. Er gehört zu den Vampiren, denen du die Schuld für Otto Schneiders Tod in die Schuhe geschoben hast. Die du gejagt und getötet hast, doch er konnte dir entkommen. Du wolltest, dass die Sonne ihn umbringt, aber du hast einen Fehler gemacht, Lyonel. Du bist zu früh gegangen, hast dich nicht davon überzeugt, ob er wirklich stirbt. Er wurde nämlich in letzter Minute gerettet und ist danach nach Vancouver gegangen, wo ich ihn zufällig getroffen habe.“
Lyonel nickte unwillig. Ja, er hatte die Vampire gejagt, die ihn damals so übel mitgespielt hatten und er wusste, dass Elvira von Mick Logan sprach. Er war gegangen, als Mick schon in den Strahlen der Sonne geschrien hatte, und hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihn noch jemand rettet. Aber da hatte er sich wohl getäuscht. Und Lyonel war auch klar, dass es reine Zeitverschwendung sein würde, Franz Schneider zu erklären, was damals wirklich passiert war. Er würde ihm nicht glauben, da Elvira ihn bereits zu sehr beeinflusst hatte.
Erst jetzt registrierte Lyonel, dass Franz eine Videokamera auf ihn gerichtet hielt. Elvira bemerkte seinen Blick und erklärte:
„Wir haben uns zusammengetan, weil wir uns beide an dir rächen möchten. Nun ja, Franz möchte sich nur an dir rächen, aber ich werde mich außerdem noch an Niklas rächen.“
Sie machte eine theatralische Pause, wollte Lyonels Reaktion
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