Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Bogenschützen um mich, komm mal kurz rüber nach Frankreich und hol mir die Krone.Dieses Abenteuer, das als ritterliche Freizeitbeschäftigung für einen, maximal zwei Sommer gedacht war, wurde die längste militärische Auseinandersetzung in der Geschichte Europas. Der »Hundertjährige Krieg« wird sie genannt, was insoweit richtig ist, als sie von 1337 bis 1453, mithin also 116 Jahre dauerte, insoweit falsch, als es zwischendurch jahrzehntelange Ruhephasen gab. Trotzdem kann man sagen, dass dieser ziemlich leichtfertig losgetretene Konflikt die Geschichte Englands für die nächsten hundert Jahre oder eigentlich bis zum Ende des Mittelalters prägte.
    König Edward und seine Lords, die ihre persönliche Ehre jetzt zunehmend an ihrem Rittertum festmachten, konnten das natürlich nicht ahnen. Sie zogen ihre blanken Rüstungen an und segelten … nein, erst einmal segelten sie nicht nach Frankreich, sondern in die Niederlande. Es bestand nämlich noch das kleine Problem der Kriegskasse. Edward hatte weder Geld noch ein stehendes Heer. Aber wozu hat man reiche Verwandte? Und die Niederlande (Brabant, Flandern, Hainault, Geldern, Luxemburg und ein paar weitere) waren dank ihrer Tuchproduktion nicht nur steinreich, sondern ihre Grafen und Herzöge waren allesamt mit Edward oder seiner Frau, Königin Philippa, verwandt. Arglos und ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, pumpte König Edward also seine Verwandten und die niederländische Kaufmannschaft an und schwatzte ihnen gleichzeitig Bündnisse ab, für die er ihnen Unsummen an Geld versprach. Ende 1337 beliefen sich seine Schulden allein in den Niederlanden auf astronomische 124 000 Pfund. Vielleicht gedachte er, das alles aus der Kriegsbeute zu bezahlen. Mit Steuereinnahmen aus England war das jedenfalls nicht zu bewältigen – obwohl Edward und seine Berater sehr erfinderisch im Ersinnen neuer Steuern waren –, denn auch dort hatte Edward nichts als Schulden, 125 000 Pfund allein bei den florentinischen Bankhäusern Bardi und Peruzzi.Bis zum Sommer 1340 war es immer noch nicht zur Schlacht gekommen, und die Geldsorgen wurden erdrückend. Philip von Frankreich setzte darauf, dass er nur abwarten musste, bis Edward von England das Geld und die Luft ausgingen. Philip hatte mit einer Schlacht nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren, darum wich er dem militärischen Konflikt beharrlich aus. Als Edward beschloss, nach England zurückzusegeln, um vom Parlament mehr Geld zu verlangen, zwangen ihn die niederländischen Kaufleute, seine Königin quasi als Pfand für seine Schulden dort zu lassen. Edward blieb nichts anderes übrig. (In seiner Abwesenheit bekam Philippa in Gent ihren vierten Sohn, John. Aufgrund seines Geburtsortes wurde er John of Gent genannt, was später zu John of Gaunt verballhornt wurde. Von ihm werden wir noch allerhand hören.)
    Edwards Stippvisite in England blieb auch Philip von Frankreich nicht verborgen, und als Edward im Juni 1340 nach Gent zurückkehren wollte, hörte er, dass eine Flotte von über vierhundert französischen und kastilischen Schiffen ihn erwartete. Er kratzte an Handelskoggen und Fischerbooten zusammen, was er auf die Schnelle kriegen konnte, brachte es nur auf eine halb so große Flotte wie Philip und errang trotzdem in der Seeschlacht von Sluis (bei Brügge) den ersten entscheidenden Sieg des Krieges. So viele Franzosen gingen an diesem Tag mit ihren Schiffen unter und ertranken, dass man später in Brügge sagte, die Fische des Meeres hätten Französisch gelernt, wenn sie denn sprechen könnten.
    Das war ein großer Triumph, der den Krieg in England populär machte, aber außer ein paar erbeuteten Schiffen brachte er nichts ein, und Edward hatte immer noch 400 000 Pfund Schulden.
    Wieder kehrte er nach England zurück, und im Parlament gab es ein gewaltiges Donnerwetter. Der König verlangte mehr Geld, und als die Lords und Commons erklärten, sie wüssten nicht mehr, woher sie es nehmen sollten, entließ Edward denLord Chancellor, sperrte den Treasurer ein paar Monate ein und hätte um ein Haar den Erzbischof von Canterbury erschlagen, dem er in seiner Abwesenheit die Regierungsverantwortung übertragen hatte und den er deswegen für die Misere verantwortlich machte. Aber der berüchtigte Plantagenet-Zorn legte sich immer so schnell wieder, wie er losbrach, und es wurde keine wirklich ernste Krise. Dafür waren die Lords viel zu vernarrt in ihren Heldenkönig.
    Letztlich löste Edward seine Finanznot auf

Weitere Kostenlose Bücher