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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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gut sie Billard spielt?« Wythornes Stimme wurde immer leiser.
    »Ich glaube nicht. Sie hat einmal gegen mehrere Freunde der Familie gespielt, aber von denen sehe ich keinen.«
    Mary Anne vollführte mehrere exzellente Stöße unter den Beifallrufen und anfeuernden Schreien der Männer, die um sie herumstanden.
    »Was denkt sie sich eigentlich dabei? Was will sie bezwecken?«, fragte Wythorne.
    Peter war gleichzeitig wütend und traurig. »Keine Ahnung. Ich glaube nur, dass sie gleich ihre Maske abnehmen wird, um sich zu erkennen zu geben.«
    »Aber warum? Sie weiß doch bestimmt, dass sie sich dadurch zum Paria macht.«
    »Sie hat einmal zu mir gesagt, dass sie nicht heiraten will. Dieser Skandal hier würde das Problem ein für alle Mal erledigen, meinen Sie nicht auch? Das wollte sie schon die ganze Zeit, ehe sie sich entschloss, Sie näher kennenzulernen.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    Peter drehte sich halb zu Wythorne um und sah ihn zum ersten Mal richtig an. Er wirkte verwirrt und besorgt. »Ich kann Ihnen nicht alles erzählen, nur sollten Sie wissen, dass sie als junges Mädchen von einem Mann missbraucht wurde. Darüber ist sie nie hinweggekommen.«
    »Und weil sie nun weiß, dass ich Elizabeth schlecht behandelt und gekränkt habe, wirft sie mich in einen Topf mit allen miesen Typen dieser Welt«, sagte Wythorne, und sein Mund verzog sich vor Abscheu. »Ich hätte es ihr nicht erzählen sollen.«
    »Es war die Wahrheit, und die muss man kennen und aushalten. Nein, Sie haben sich völlig richtig verhalten. Sie konnten ja nichts ahnen von dieser alten Geschichte, die sie mit sich herumschleppt.«
    Wythorne sah ihn überrascht an, und Peter wandte sich ab. Er hatte andere Sorgen als die Schuldgefühle seines Begleiters.
    Frustriert richtete er sein Augenmerk auf Mary Anne, die kaltblütig weiterspielte, wenig redete und ein gefrorenes, überhebliches Lächeln zur Schau trug. Sie war die Beste am Tisch, konnte all diese Männer schlagen und war dabei, es zu beweisen. Zumindest das blieb ihr.
    Noch trug sie die Maske, griff allerdings ständig danach. Peter wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Wollte sie sich davon überzeugen, dass sie noch richtig saß, oder stand sie kurz davor, sie abzunehmen?
    Er überlegte bereits, ob er zu ihr hingehen sollte, als Wythorne etwas auffiel. »Man reicht ihr gerade eine Nachricht«, sagte er. »Was das jetzt wohl soll?«
    Peter fixierte angestrengt die Szene, sah, wie seine Schwester beiseitetrat, um mit einem Botenjungen zu sprechen – und dann hörte er einfach auf zu atmen. Diese in Hosen gehüllten Hüften hätte er überall wiedererkannt.
    »Das ist Elizabeth«, flüsterte er. »O Gott.«
    Er hörte Wythorne leise hinter sich fluchen.
    Irgendwie musste sie herausgefunden haben, was in Vauxhall Gardens passiert war. Oder handelte es sich um einen intuitivenVersuch, Mary Anne zurückzuhalten, bevor sie ihren Ruf völlig ruinierte. Weil er sie gebeten hatte, auf seine Schwester zu achten – und weil sie Mary Anne ihren Segen für den Ausflug mit Wythorne gab.
    Egal, welche Beweggründe sie genau antrieben. Jedenfalls tat sie es für ihn, für seine Familie. Sie riskierte viel, sehr viel, indem sie sich in dieser Aufmachung hier zeigte. Die Gesellschaft würde über sie herziehen, wenn es herauskam. Ein Gefühl von großer Dankbarkeit und Liebe überkam ihn.
    »Wie sollen wir die beiden da rausholen?«, fragte Wythorne leise.
    Peter zog ihn in die hohe Eingangshalle zurück, die sich über mehrere Stockwerke erstreckte. »Wir müssen uns einen sehr guten Plan ausdenken.«
    »Wir arbeiten zusammen?«, fragte Wythorne und zog die Augenbrauen hoch.
    Peter nickte kurz.

Kapitel 25
    Elizabeth stand mit den Händen in den Hosentaschen neben Mary Anne und gab sich alle Mühe, wie ein Botenjunge auszusehen, der seinen Auftrag erledigt hatte und nun auf eine Antwort wartete.
    Sie würdigte das Gemälde hinter ihr mit keinem Blick – sie kannte es schließlich in- und auswendig. Aber sie bemerkte, wie die Männer es anstarrten, sah ihre anerkennenden Blicke, hörte, wie sie lachten und sich darüber unterhielten, um wen es sich bei dem Modell wohl handelte. Sie hielt den Kopf gebeugt, und der Schirm ihrer Mütze war tief in die Stirn gezogen, damit ihr Gesicht weitgehend verborgen blieb.
    Mary Anne hatte ihr Queue wie einen Spazierstock neben sich gestellt und beobachtete einen Mann, der jetzt seinen Platz am Billardtisch einnahm und den sie voller Entschlossenheit ins Auge

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