Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
sie von ihr halten sollten.
Thomas’ Augen leuchteten auf und mit in die Hüften gestützten Händen sagte er: »Dann schlage ich vor, dass wir eine Partie spielen, und wenn ich gewinne, gehören Sie diese Nacht mir.«
Sie fühlte sich angeekelt. Er schien wirklich zu allen Mitteln zu greifen, um zu bekommen, was er wollte.
Dann dachte sie an sein Geständnis und fragte sich, ob sie ihm nicht unrecht tat. Bestimmt war es einem Mann wie ihm nicht leichtgefallen, Fehler und Niederlagen einzugestehen. Sie musterte ihn und meinte einen Ausdruck ehrlicher Sorge zu erkennen. Ihre Verärgerung und ihre Renitenz begannen zu bröckeln.
Es war nicht so, wie es schien. Ein ihr noch unbekannter Plan steckte hinter seinem Vorgehen. Sie musste aufhören, sich selbst und ihrer Familie wehzutun.
Die Männer im Salon allerdings nahmen Wythornes Angebot für bare Münze und scharten sich erwartungsvoll um den Billardtisch.
»Ich nehme die Herausforderung an, Mylord«, erwiderte sie mit ruhiger Selbstsicherheit.
Die Männer rückten noch enger zusammen, und sie beschloss, diese Partie nach ihren Regeln zu spielen. Vielleicht war es ja ihre letzte, zumindest in der Öffentlichkeit. Immer wieder überließ sie Thomas die Führung, nahm sie ihm ab und verlohr sie erneut.
Nachdem er gewonnen hatte, lachte er mit seinen Freunden, um sich Mary Anne schließlich unter brüllendem Gelächter über die Schulter zu werfen und die Treppe hinunter nach draußen zu tragen, hinaus in die warme Nacht.
Sie hörte, wie sich der Schlag einer Kutsche öffnete. Thomas hob sie auf eine der Bänke und setzte sich neben sie, bevor kurz darauf Peter und Elizabeth folgten.
Es herrschte ein äußerst angespanntes Schweigen, als sich das Gefährt mit einem Ruck in Bewegung setzte.
»Na gut«, erklärte Mary Anne, ehe jemand anders das Wort ergreifen konnte, »das war sehr dumm von mir. Ich habe es sehr schlecht aufgenommen, als ich herausfand, wie unvollkommen ihr drei seid – aber ich weiß, dass ich nicht besser bin. Es tut mir leid, euch in die Geschichte reingezogen zu haben. Noch blöder war es allerdings, wegen eines Mannes um ein Haar den eigenen Ruf zu ruinieren.« Demonstrativ sah sie Thomas an, der neben ihr saß. »Schließlich bin ich zu viel wert, um mich für so etwas herzugeben.«
Er nickte ernst.
Sie wandte sich wieder den anderen zu. »Elizabeth, hat Peter Sie zu irgendetwas gezwungen, was Sie nicht wollten?«
Elizabeth errötete. »Nein, natürlich nicht.«
»Peter, hat Elizabeth dich zu irgendetwas gezwungen, was du nicht wolltest?«
»Nie. Ich will sie schon seit Jahren heiraten.«
»So etwas habe ich mir schon gedacht«, erklärte Mary Anne zufrieden.
»Wir müssen miteinander reden«, flüsterte Elizabeth und nahm Peters Hand.
Sie sahen einander tief in die Augen, und Mary Anne beneidete die beiden um die Liebe, die sie sichtlich füreinander empfanden. Ein paar Minuten später, als die Kutsche vor dem Haus der Derbys anhielt, half Peter Elizabeth beim Aussteigen.
»Nettes Bild«, rief Mary Anne leise und lächelte, als Elizabeth zusammenzuckte.
Mary Anne rutschte nach vorne und drehte sich noch einmal zu Thomas um. »Ich hätte die Partie eigentlich gewinnen können, das wissen Sie schon? Mich zu irgendetwas zu zwingen, das wird nicht klappen – vorausgesetzt ich erlaube Ihnen überhaupt, mir den Hof zu machen.«
Er grinste sie an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihre Entscheidung beeinflussen kann.«
Und da war sie wieder, diese Selbstsicherheit, die sie von Anfang an so sehr angezogen hatte.
Elizabeth schlich hinter Peter durch das Haus der Familie und atmete erleichtert auf, als sie es bis in sein Schlafzimmer schafften, ohne dass jemand sie in Jungenkleidung sah. Er schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während er sie ernst anschaute.
»Wir haben es geschafft«, hauchte sie und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
»Das haben wir. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie Wythorne hat gewinnen lassen. Dass du dich ihretwegen in Gefahr gebracht hast, muss sie irgendwie zur Einsicht gebracht haben.«
»Ich schuldete ihr mehr als das«, erklärte sie ruhig.
Er streckte die Hand aus, und sie ging zu ihm. Als er sie in seine Arme schloss, seufzte sie vor Erleichterung.
»Elizabeth, meine einzige Liebe.«
Es war so schön, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Unendliche Erleichterung und Dankbarkeit ließen heiße Tränen in ihre Augen steigen. Sie hob den Kopf. »Ich liebe
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