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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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fasste.
    »Kommen Sie einfach mit mir«, flüsterte Elizabeth. »Dann können wir reden.«
    »Nein.«
    »Dann hören Sie zumindest damit auf, ständig an Ihrer Maske herumzutasten«, zischte sie. »Sonst verrutscht sie womöglich noch.«
    »Vielleicht will ich das ja.«
    »Bitte …«
    »Sie haben mir nicht erzählt, was Thomas Ihnen angetan hat.«
    »Er hat sich bei mir entschuldigt, und ich fand, dass er eine Chance verdient, um zu beweisen, dass er es ernst meint. Zudem finde ich nicht, dass es mir zusteht, seine Fehler zu enthüllen. Ich habe selbst genug begangen.«
    »Wie zum Beispiel meinen Bruder zu benutzen?«
    Elizabeth seufzte. »Ja. Und Leute anzulügen. Ihr Bruder hat mir vergeben. Werden Sie das auch tun?«
    Als hätte die Erwähnung seines Namens ihn auf den Plan gerufen, kam Peter plötzlich auf sie zu. Mary Anne erstarrte, wandte sich aber nicht ab.
    Peter sah seine Schwester nicht einmal an. Mit ausdrucksloser Miene sagte er zu Elizabeth: »Junge, wenn du deinen Auftrag erledigt hast, brauche ich dich, um eine Nachricht zu überbringen.«
    Sie fühlte sich hin- und hergerissen. Wie konnte man Mary Anne in einem solch labilen Zustand sich selbst überlassen?
    »Ich brauche ihn nicht mehr«, sagte Mary Anne und wandte sich ab.
    »Dann komm mal mit, Junge«, sagte Peter betont lässig, doch wer ihn kannte, hörte das leise, inständige Flehen. »Ich bezahle dich auch gut, wenn du einen Brief schnell auslieferst.«
    Elizabeth wusste, dass sie nicht länger zögern durfte. Es war eine Katastrophe, dass sich gleich zwei Frauen in diesem Club aufhielten. Peter hatte offensichtlich einen Plan, wie er seiner Schwester helfen konnte, denn er würde sie nie im Stich lassen … Mary Anne wusste das bestimmt ebenfalls, aber wie würde sie reagieren?
    Elizabeth eilte Peter hinterher. Sie hatte Angst, schon zu lange gezögert und damit seinen Plan zunichtegemacht zu haben. Sie folgte ihm durch die große Halle in einen kleinen Raum, in dem nur ein einzelner Kartentisch und ein paar Stühle standen. Kalter Zigarrenrauch hing unangenehm in der Luft.
    Sie ließen die Tür offen, sodass sie in den Salon schauen konnten. Elizabeth stutzte, als sie Thomas sah.
    »Weiß er …«, fing sie an.
    »Wir sind zusammen hergekommen. Er wird Mary Anne rausholen.«
    Sie stand dicht neben ihm und sehnte sich danach, sich in seine Arme zu werfen, als könne er sie vor der ganzen Welt beschützen. Doch das musste warten. Stattdessen fragte sie: »Und du vertraust ihm?«
    »Jeder verdient eine zweite Chance«, sagte er sanft, während er über ihren Kopf hinweg Thomas anschaute. Dann blickte er zu ihr, und in seinen blauen Augen lagen tiefer Ernst und unendliche Sehnsucht. »Wir verdienen sie ebenfalls.«
    »Ach, Peter«, flüsterte sie und lehnte sich an seine Schulter.
    Mary Anne hatte Schwierigkeiten, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Zu sehr verblüffte sie Peters Verhalten. Sie verstand nicht wirklich, dass er nur Elizabeth mitnahm und sich um sie scheinbar gar nicht kümmerte. War sie es in seinen Augen nicht wert?
    Aber nein, das waren nur ihre überreizten Nerven und die Angst, die da sprachen. Peter war wahrscheinlich völlig ratlos und fürchtete, sie wäre sowieso nicht mitgegangen. Und plötzlich sah sie Thomas auf sich zukommen und erkannte, dass die beiden gemeinsame Sache machten.
    Thomas und Peter, die sich um sie sorgten.
    Als er näher kam, empfand sie ein Gefühl des Verlustes. Er sah so umwerfend aus, dass es fast schmerzte, und strahlte unverändert diese Selbstsicherheit aus, die sie so faszinierte.
    Bis zu dieser unseligen Eröffnung, die sie dazu getrieben hatte, aller Welt beweisen zu wollen, dass sie, Mary Anne Derby, keinen Mann brauchte. Jetzt musste sie nur noch die Maske abnehmen. Sie griff mit der Hand danach.
    In diesem Moment erklang neben ihr eine arrogante Stimme, die für alle im Raum vernehmlich das Wort an sie richtete. »Sind Sie die Mätresse eines der anwesenden Gentlemen?«
    Die Männer, die um den Tisch herumstanden, lachten und stießen sich an, um dann erwartungsvoll zu verstummen.
    Mary Anne sah Thomas durch ihre Maske hindurch wütend an. »Bin ich nicht. Kein Mann ist es wert.«
    Sie kannte die Regeln. Dass man sie hier nur duldete, weil man sie für eine Gespielin eines ehrenwerten Mitglieds hielt. Für eine dieser Dämchen, über die man nur im Flüsterton sprach und die sich mit der Befriedigung männlicher Lust ihren Lebensunterhalt verdienten. Jetzt würden sie nicht wissen, was

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