Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
das ist es, was du von mir erwartest.«
»Ich werde es dich wissen lassen.«
Kapitel 7
Bei Madingley House angekommen ließ Elizabeth sich zwar aus der Kutsche heben, konnte sich aber nicht wirklich auf Peter konzentrieren, weil sie noch an die Begegnung mit William denken musste. Oder vielmehr an das Wettrennen, das die beiden Männer sich geliefert hatten.
Waren das womöglich erste Anzeichen von Eifersucht? Sie hoffte es zumindest. Wenn sich dieses Gefühl so leicht wecken ließ, warum war sie dann nicht schon früher auf diese Idee gekommen? Allerdings hatte William Gibson sich nicht gerade häufig bei Veranstaltungen sehen lassen, wo sich eine solche Gelegenheit geboten hätte.
Als Peter sie zur Tür begleitete, schaute sie zu ihm auf und versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Was mochten seine Beweggründe sein, ihr zu helfen? Dass es nur am Rande um die Wette ging, schien ihr sicher zu sein. Betrachtete er die Scharade als angenehmen Zeitvertreib? Spielte er gerne mit Frauen? Hatten ihn vielleicht die gescheiterten Beziehungen zu Susanna und Emily erst in die Arme gewisser Damen getrieben, die bestimmt nicht als Ehekandidatinnen infrage kamen? Wie schon des Öfteren in den letzten Tagen hatte sie das Gefühl, Peter eigentlich gar nicht zu kennen. Nicht mehr.
»Es war eine schöne Ausfahrt, Peter. Danke.«
Er verbeugte sich vor ihr. »Bitte schön.«
»Leider kann ich dich nicht hereinbitten.«
»Schon gut. Ich könnte ohnehin nicht, denn ich muss zu einer Besprechung.«
»Eine von diesen Eisenbahngeschichten?«
Er lächelte. »Stimmt. Die Geschäfte rufen.«
»Du musst mir irgendwann einmal genauer von diesen Geschäften erzählen, Peter.«
»Nun, vor allem investiere ich.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn. »Aber nicht nur, glaube ich.«
»Vielleicht könnten wir ja unsere Geheimnisse tauschen. Was meinst du, Elizabeth.« Er beugte sich über ihre Hand und küsste sie.
Es wäre nichts weiter als eine höfliche Geste gewesen, wenn er ihr nicht zugleich tief in die Augen geschaut hätte. Zu tief, zu begehrlich – kurzum: zu unschicklich.
Gerade als sie sich eilig von ihm löste, öffnete der Butler die Tür.
Peter trat zurück. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Lady Elizabeth.«
Sie schluckte: »Bis bald, hoffe ich«, sagte sie mit einem Anflug von Wehmut. Sie sah ihm hinterher und stellte fest, dass es nicht weiter schwer war, ein bisschen Sehnsucht in ihren Blick zu legen.
Schließlich betrat sie das Haus und ging gleich nach oben, um sich in der Ruhe ihres Schlafzimmers auf das Gespräch mit der Mutter vorzubereiten. Doch diese Zeit blieb ihr nicht, denn die Herzoginwitwe saß bereits wartend auf einer Chaiselongue neben dem sonnigen Fenster und las ein Buch.
Elizabeth schloss die Tür. »Mama, was für eine Überraschung. Jetzt kann ich dir gleich alles von meinem Picknick mit Peter erzählen.«
»Picknick?«, wiederholte ihre Mutter und legte das Buch beiseite, um stattdessen in Elizabeths Augen zu lesen.
»Ist er nicht aufmerksam?«, sprudelte es aus der Tochter hervor. Dann drehte sie sich um, legte Haube und Tuch aufs Bett. »Wir haben uns sogar ein Wettrennen mit Lucy und ihrem Bruder durch den Park geliefert.«
»Und hat Peter gewonnen?«, fragte ihre Mutter trocken.
Elizabeth sah sie leicht verunsichert an. »Natürlich. Schließlich hat er einen nagelneuen Phaeton.«
»Und er möchte dich beeindrucken.«
Rot zu werden war kein Problem, doch ansonsten ermahnte sie sich, auf der Hut zu sein. »Ich denke schon.«
»Früher hatte ich nie den Eindruck, dass so etwas nötig war.« Ihre Mutter setzte sich kerzengerade auf. »Meine liebe Elizabeth, gibt es einen Grund, warum Peter meint, das jetzt ändern zu müssen? Hast du ihn in irgendeiner Weise ermutigt?«
Elizabeth ging zur Chaiselongue hinüber und setzte sich neben sie. »Mama, was versuchst du mir zu sagen?«, fragte sie vorsichtig.
Die Duchess stieß einen Seufzer aus und griff nach der Hand der Tochter. »Ich weiß, dass du erwartet hast, das Leben einer jungen Dame in London sei erheblich aufregender.«
Ihre Mutter hatte ja keine Ahnung, was für ein aufregendes Leben sie tatsächlich führte. »Es ist alles genauso, wie ich es mir vorgestellt habe, Mama.«
Die Ältere schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, dass es dich irgendwie enttäuscht, und mache mir jetzt Sorgen, dass du dich Peter nur deshalb zuwendest, weil er dir vertraut ist, weil du ihn zu kennen
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