Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Geheimnisse in seiner Vergangenheit, und er konnte nur hoffen, dass keiner der Beteiligten über jene schwierige Zeit ein Wort verlieren würde. Trotzdem lastete die Sache auf seiner Seele, vor allem weil er sich noch immer mit Vorwürfen quälte.
Als ihre Namen angekündigt wurden, konzentrierte Peter sich ganz auf den Abend und die Rolle, die er zu spielen hatte. Er schaute Elizabeth an und tauschte ein Lächeln mit ihr. Sie trug weißen Satin zu ihrem schwarzen Haar und sah einfach umwerfend aus, geheimnisvoll und strahlend wie ein Stern am dunklen Nachthimmel.
Und er spürte mit unumstößlicher Gewissheit, dass sie zusammengehörten.
Halt, mahnte er sich, es war alles nur vorübergehend, auch die Küsse und Zärtlichkeiten, die sie tauschten. Obwohl er das von Anfang an gewusst hatte, fiel es ihm zunehmend schwer, es zu akzeptieren.
Vor allem wollte er sie glücklich sehen, ohne Sorgen und Ängste, natürlich am liebsten an seiner Seite. Wenn es nach ihm ginge, würde er sie ein Leben lang beschützen.
Als sie den Ballsaal betraten, wurde Elizabeth sofort von aufgeregten jungen Damen umkreist. Peter stand außerhalb der Gruppe und lächelte, wenn ein fragender Blick sich in seine Richtung verirrte. Alle redeten so schnell, dass er nicht erkennen konnte, wer gerade sprach.
»Du hast Mr Derby nie mit einem Wort erwähnt.«
»War er nicht nur ein Freund?«
»Hast du nicht einmal versucht, ihn für Miss Alden zu interessieren?«
Angesichts dieses Gewehrfeuers von Fragen warf sie ihm ein klägliches Lächeln zu und zuckte die Achseln, ehe sie sagte: »Und dann habe ich gemerkt, dass ich schrecklich eifersüchtig war und ihn nicht hergeben wollte.«
Peter konnte dem Gespräch nicht weiter folgen, weil sich eine Hand fest auf seine Schulter legte. Er drehte sich um und sah sich mehreren Männern gegenüber, die Elizabeth einmal den Hof gemacht hatten und ihn nun erstaunt anschauten.
»Wie ist es Ihnen bloß gelungen, Lady Elizabeth Cabot einzufangen?«
»Sie hätte doch eigentlich einen Gentleman von höchstem Stand heiraten sollen.«
»Wie haben Sie das vor uns verheimlichen können?«
Zu seiner Erleichterung spürte er, wie Elizabeth ihre Hand unter seinen Arm schob, und sah, wie sie ihn zärtlich anlächelte und ihren Kopf an seine Schulter legte.
»Mr Derby musste mir schwören, nichts zu erzählen«, erklärte sie mit einem schalkhaften Lächeln, und zur Abwechslung war es einmal die reine Wahrheit.
Die Männer sahen sie mit großen Augen an.
»Ich wollte seine volle Aufmerksamkeit«, fuhr sie fort, »um zu wissen, ob er meine Gefühle teilt.«
»Und weil ich das tue«, sagte Peter, »finde ich es an der Zeit, mit meiner Verlobten zu tanzen.«
Sie ließen die anderen jungen Leute zurück, und Elizabeth raunte ihm zu: »Das hat Spaß gemacht!«
»Spaß?«, fragte er überrascht.
»Das Unerwartete zu tun.«
»Wieder ein Hinweis darauf, dass du nach wie vor hinter der korrekten Fassade eigentlich eine unbesonnene, um nicht zu sagen leichtfertige Person bist«, spottete er.
»Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Die Leute sollen bloß merken, dass ich mehr vom Leben will, als so zu heiraten, wie man es von mir erwartet.«
»Dann gehört dein junger Mann also nicht der allerersten Gesellschaft an?«
Sie biss sich auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus, während er leise lachte.
»Du brauchst mir nicht zu sagen, wie er heißt«, sagte er, während er sie für einen Walzer in seine Arme zog. »So, wie alles jetzt läuft, werde ich es bald herausfinden.«
Hochmütig reckte sie das Kinn und antwortete nicht.
Alles drehte sich um sie an diesem Abend. Die Menge teilte sich, um sie durchzulassen, Tanzpaare hielten inne, um ihnen den Platz auf dem Parkett nicht streitig zu machen. Es war ein wundervolles Gefühl, sie in den Armen zu halten – so zart und süß und geschmeidig, wie sie war. Er genoss es, ihren biegsamen Rücken unter seiner Hand zu spüren, sie zu führen und mit ihr dahinzuschweben. Er lächelte sie an und brauchte sich keinerlei Mühe zu geben, gleichzeitig stolz, verliebt und völlig überwältigt von ihr zu wirken.
Auch Elizabeth ließ nichts von der sonstigen Vorsicht und Anspannung erkennen. Vielmehr lag ein sanftes, beseligtes Lächeln, das von innen zu kommen schien, auf ihren Lippen, und sie hatte nur Augen für ihn.
Obwohl er sich einen romantischen Narren schalt, nahm er es als gutes Omen.
Zu seinem großen Bedauern musste er sie irgendwann freigeben, denn
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