Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Bibliothek, die vom sanften Licht zahlreicher Lampen erhellt wurde. Musste es eigentlich immer eine Bibliothek sein, dachte sie.
Er durchquerte den Raum und führte sie durch eine doppelflügelige Tür hinaus in die Nacht.
Elizabeth holte tief Luft, und der betörende Duft von Azaleen stieg ihr in die Nase. Sie schaute hinüber zu dem von unzähligen Fackeln erhellten Bereich, der an den Ballsaal grenzte, während hier, in diesem abgeschiedenen Winkel des Gartens, tiefe Dunkelheit herrschte, gemildert nur vom schwachen Schein des Halbmonds und einigen wenigen Fackeln hier und da, sodass sie zumindest schemenhaft die Umrisse von Peters Gesicht erkennen konnte.
Noch ein paar Stufen und sie verließen die Terrasse. Schon spürte Elizabeth Kies unter den dünnen Sohlen ihrer Schuhe knirschen. Als sie an seinem Arm zog, drehte er sich zu ihr um und legte seine Hände leicht auf ihre Hüften.
»Weißt du überhaupt, wohin du gehst?«, fragte sie. »Es ist ziemlich dunkel.«
»Ich war mit Lady Ludlows Tochter einige Male hier draußen.«
Sie stieß einen Laut der Verwunderung aus, ehe sie ihn unterdrücken konnte. »Ich dachte, du würdest mit einer anderen Sorte Frau verkehren.«
»Verkehren? Hat man etwa über mich getratscht?«
»Ein bisschen.«
»Dann passen wir ja gut zusammen.« Er senkte die Stimme und murmelte. »Hast du etwa gedacht, ich hätte nur auf dich gewartet?«
Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm, ließ sich aber von ihm weiterziehen. Musik und Gelächter wurden immer leiser, bis es gar nicht mehr zu hören war. Und obwohl sie sich mitten in London befanden, kam es ihr vor, als befänden sie sich in einer anderen Welt. Da war nichts mehr außer dem Rascheln der Blätter, wenn sie im Vorübergehen Büsche streifte, dem allgegenwärtigen Duft von Blumen und dem milden Licht des Mondes, das ihnen den Weg durch die Dunkelheit wies. Elizabeth fand es aufregend und faszinierend zugleich.
Plötzlich wurde es noch dunkler, und sie konnte die Mondsichel nicht mehr sehen.
»Wir befinden uns jetzt in einer Gartenlaube«, erklärte Peter. »Bei Tag ein sehr hübscher Anblick, denn sie ist ganz zugewachsen mit Weinranken und Blumen.«
Seine dunkle Stimme war eine einzige zärtliche Liebkosung und weckte all ihre Sinne, ließ die Probleme des Alltags plötzlich in weite Ferne rücken.
»Aber der wahre Zweck dieser Laube besteht darin, Dinge zu verbergen«, fuhr er fort und zog sie an sich. »Ich hatte ganz vergessen, dass es sie gibt.«
Sein fester Körper drückte sich eng gegen ihren, und so hielt er sie, während er an ihrer Unterlippe zu saugen begann. Elizabeth schloss die Augen und stöhnte, gab sich ohne Widerspruch seinen Küssen hin, öffnete ihre Lippen für seine suchende Zunge und erbebte, als er ihren Mund erforschte. Sie schlang die Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihm fest. Ihr ganzer Körper wand sich unter dem Streicheln seiner Hände, die über den Rücken abwärtsglitten, um schließlich ihren Po zu umfassen und sie noch fester an sich zu ziehen.
Er überwältigte und verschlang sie mit seinen Küssen, seine Hände wanderten noch weiter nach unten und schoben ihre Schenkel auseinander, sodass die Berührung vollends intim wurde und sie trotz mehrerer Lagen Stoff in nie gekannter Weise erregte. Dabei blieb er stets zärtlich und schmiegte sich immer wieder an sie, lockte sie vorsichtig mit seinen Händen, die bedächtig und doch zielstrebig ihren Körper erforschten, bis dieser stürmisch und fast hemmungslos darauf reagierte.
Als er sich abrupt von ihr löste, wäre sie fast getaumelt. Wieder griff er nach ihrer Hand, und als er sprach, klang seine Stimme ganz heiser und völlig fremd. »Komm, hier ist es zu gefährlich.«
Sie konnte nicht sprechen, ließ sich aber von ihm aus der dunklen Laube ziehen. Draußen im Licht des Mondes, das ihr mit einem Mal fast unerträglich hell vorkam, verspürte sie den Wunsch, sich wieder in die schützende Dunkelheit zu flüchten. Doch Peter hatte anderes im Sinn, und so folgte sie ihm den Weg entlang zum Ende des Gartens.
»Da hinten befindet sich eine künstliche Grotte, die aus lauter Felsstücken errichtet wurde. Wenn wir reingehen, zieh den Kopf ein.«
Sobald sie den Eingang hinter sich hatten, hörten sie das leise Plätschern von Wasser, ohne es zu sehen. Sie spürte seinen Atem dicht an ihrem Kopf. Dann legten sich seine Hände auf ihre Schultern, um sie sanft nach hinten zu einer Bank zu schieben.
»Du kennst dich hier ja
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