Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
einbildete?
»Sie sind der Glanzpunkt des Abends«, sagte Lord Thomas Wythorne, als er sie zu einem Walzer aufforderte.
Es fiel Elizabeth schwer, ihm ein höfliches Lächeln zu schenken, und suchend glitten ihre Blicke durch den Saal. Sie hoffte auf eine Rettung in letzter Minute, aber Peter wurde gerade von drei älteren Damen mit Beschlag belegt, und es gelang ihr nicht, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als Thomas’ Aufforderung anzunehmen. Immerhin war er ein guter Tänzer und führte sie sicher und gekonnt.
»Bestimmt war es Ihr Plan, derartig viel Aufmerksamkeit zu erregen«, sagte er, während er sie in eine Drehung schwang. »Peter Derby dürfte wohl so ziemlich der unpassendste Mann sein, den Sie hätten wählen können. Alle sind völlig fassungslos und entsetzt.«
»Ich habe ihn nicht ausgewählt – ich habe mich in ihn verliebt«, berichtigte sie, wobei sie sich um einen ausgesprochen freundlichen Tonfall bemühte. »Das Herz kümmert sich nicht um die Meinung der Gesellschaft.«
Er grinste. »Der Duke of Madingley vermutlich schon. Außerdem können Sie Ihren Bruder nicht so leicht zum Narren halten wie andere.«
»Er kennt meine Verbundenheit zu Peter.«
»Verbundenheit. Welch interessantes Wort.«
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Mylord, warum legen Sie es darauf an, mich zu verärgern? Ich bin verlobt. Sie können nicht mehr darauf hoffen, mich zur Frau zu bekommen.«
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich nicht so leicht aufgebe. Weiß Peter Derby eigentlich um die wahre Frau hinter der Fassade?«
»Sie sind es, der die wahre Frau nicht kennt«, schoss sie mit einem falschen Lächeln zurück. »Nur weil sie das Gemälde gesehen haben, erlauben Sie sich ein Urteil. Peter hingegen kennt alle Facetten meiner Persönlichkeit.«
Thomas Wythorne zog eine Augenbraue hoch. »Ich sollte eigentlich nicht überrascht sein, bin es aber trotzdem. Dann weiß Mr Derby also, was Sie getan haben. Und er billigt es?«
»Es ist nicht an ihm, es zu billigen oder zu missbilligen. Wir sprechen hier von einem Zeitraum, der vor meiner Verlobung lag.«
»Sie gefallen mir immer besser, Lady Elizabeth.«
Bei diesen Worten wirbelte er sie herum, dass ihr die Luft wegblieb und sie einen Moment lang zu stürzen fürchtete.
Thomas lachte leise. »Sie gehen ganz schön weit, um das zu bekommen, was Sie haben wollen.«
Erstaunt begegnete sie seinem spöttischen Blick.
»Das ist eine Seite von Ihnen, die ich nachempfinden kann und zudem sehr aufregend finde. Und das bestärkt mich nur in meiner Entschlossenheit, Sie zu bekommen. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich verspreche, auf Ihren guten Ruf Rücksicht zu nehmen. Sie werden bald feststellen, dass wir perfekt zueinanderpassen.«
Er ließ sie los, und da erst merkte sie, dass die Musik verklungen war. Sie knickste schnell vor ihm und entfernte sich dann, ohne ihn noch einmal angeschaut zu haben. Seine Worte, seine Schlussfolgerungen – alles beunruhigte und verwirrte sie.
»Ich dachte schon, ich würde dich nie wieder für mich haben.«
Peter, der ihre Erleichterung bemerkte, sah sie eindringlich an, und sie hoffte inständig, dass er sie nicht ausfragen würde. Zumindest nicht jetzt.
Zum Glück lächelte er nur und fragte: »Soll ich dich von hier wegbringen?«
»Ach, wenn du das könntest«, murmelte sie. »Aber meine Mutter wird bald hier sein und will bestimmt ihre fast verheiratete Tochter vorzeigen.«
»Noch mehr Druck, den du nicht brauchst. Komm mit, in spätestens einer halben Stunde bist du wieder zurück.« Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich, und willenlos folgte sie ihm vorbei an Kübeln mit dekorativen Farnen und Sträuchern, hinter denen es in einen langen Flur ging.
»Wohin willst du?«, fragte sie. Sie musste schneller gehen, um mit ihm Schritt zu halten.
»Ich konnte dich ja wohl kaum auf direktem Weg auf die Terrasse führen.«
»Wir sind verlobt, und dann darf man das, behauptest du sonst ständig.«
»Nur will ich nicht bloß bis zur Terrasse mit dir.«
»Auch das wird bei Paaren in unserer Situation akzeptiert.«
Er warf ihr ein Lächeln zu, bei dem seine Zähne aufblitzten. Sie beschloss, alle Bedenken von sich zu schieben und Peter zu vertrauen. Zudem kehrte ein Anflug von Abenteuerlust zurück. Peter und sie auf verbotenen Wegen – vielleicht wurde es doch noch ein amüsanter Abend.
Sie gingen eine Treppe hinunter und traten in eine
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