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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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sich ihrer zu erinnern. Das Zusammensein mit Elizabeth kam ihm vor, als sei endlich ein Fenster aufgestoßen worden, als würde er den Frühling nach einem langen Winter begrüßen. Als sei er ins Leben zurückgekehrt oder habe endlich das Leben gefunden, für das er bestimmt war.
    Um sie nicht zu verschrecken, war es wichtig, behutsam vorzugehen. Die Erkenntnis, dass sie zu ihm gehörte, musste wachsen und gehegt werden wie ein zartes Pflänzchen. Sicher war es gut, so viel Zeit wie eben möglich mit ihr zu verbringen. Heute war sie mit Mary Anne für einen Ausritt im Park verabredet, und er würde dafür sorgen, dass sie sich ganz zufällig trafen.
    Während der Nacht hatte es geregnet, doch als er im Hyde Park ankam, besserte sich das Wetter bereits. Es waren nicht viele Leute unterwegs, und so durfte es seiner Meinung nach eigentlich nicht schwierig sein, sie zu entdecken. Allerdings musste er sich eine ganze Weile gedulden, bis er endlich in der Ferne zwei Pferde sah, die auf ihn zugerast kamen, und darauf zwei Frauen im Damensattel – eine mit blond flatterndem Haar und die andere mit einem kecken Hütchen auf dem dunklen Schopf. Er erhaschte zwar nur einen kurzen Blick auf ihr Gesicht, bemerkte indes ihre freudige Erregung und das Glück, das sie ausstrahlte. Der wilde Ritt schien all ihre Sorgen vergessen zu machen, und er war froh darüber.
    Als die beiden an ihm vorbeirasten, hob er grüßend eine Hand, woraufhin die beiden ihre Tiere zügelten und wendeten. Pferde und Reiterinnen waren gleichermaßen außer Atem.
    »Kannst du uns nicht wenigstens einmal mit deiner Gegenwart verschonen?«, erkundigte Mary Anne sich fröhlich.
    Peter zuckte die Achseln. »Ich dachte, ihr würdet vielleicht aneinandergeraten und ich müsste schlichten.«
    Sie verdrehte die Augen und fragte: »Wer hat gewonnen?«, wobei sie Elizabeth einen fast schon hochmütigen Blick zuwarf.
    »Darauf habe ich nicht geachtet«, erwiderte Peter, der die Augen nicht von Elizabeth abwenden konnte. In ihrem Reitdress und dem Hut, der mit einem Band unter ihrem Kinn festgebunden wurde, sah sie einmal mehr bezaubernd aus.
    Was hieß hier bezaubernd? Das war wohl kaum der angemessene Ausdruck. Atemberaubend klang da eindeutig besser. Er beobachtete, wie eine zarte Röte in ihre Wangen stieg und wie ihre dunklen Augen funkelten.
    »Du hast es nicht gesehen?«, fragte Mary Anne erstaunt und folgte seinem Blick, der an Elizabeths Gesicht hing. »Liebeskranke Männer«, brummte sie.
    »Ich glaube, Sie haben gewonnen, Mary Anne«, sagte Elizabeth, die unter dem prüfenden Blick noch nervöser geworden war und sich zur Ablenkung angelegentlich mit ihrem Pferd beschäftigte.
    Mary Anne stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Seien Sie nicht so konziliant.«
    Elizabeth fasste die junge Frau aufmerksamer ins Auge. »Wollten Sie etwa nicht gewinnen? Sie waren schließlich diejenige, die ein Wettrennen vorgeschlagen hat.« Lächelnd sah sie Peter an. »Ich für meinen Teil wäre auch gerne gemächlich getrabt, damit wir uns hätten unterhalten können. Oder in der Kutsche gefahren.«
    »Viel zu langweilig«, meinte Mary Anne. »Und sogar Sie müssen zugeben, dass es aufregend war.«
    »Mein letztes Wettrennen liegt etwas länger zurück.«
    Peter erinnerte sich daran, dass sie immer mit ihm um die Wette geritten war und sich weder um gefährliche Wege noch hohe Zäune zu scheren pflegte. Damals kannte sie keine Angst, aber das lernte man vermutlich erst, wenn man älter wurde.
    »Sie reiten nicht schlecht.« Man merkte es Mary Anne an, dass sie sich überwinden musste, dieses Kompliment über die Lippen zu bringen, doch wenn es so war, dann gestand sie es auch ein.
    Peter grinste. »Ich halte sie für eine ziemlich waghalsige Reiterin – das war sie schon immer.«
    Elizabeth warf ihm einen finsteren Blick zu.
    Mary Anne, die es nicht bemerkte, hakte nach: »Waghalsig? Sie hat ihr Pferd hervorragend unter Kontrolle. Frauen müssen schließlich nicht die ganze Zeit in einem gesetzten Tempo reiten. Ich hätte nie gedacht, dass mein Bruder das nicht begreift.«
    »Ich habe nie etwas Derartiges behauptet«, erwiderte Peter.
    »Ich nehme an, du möchtest mit ihr weiterreiten«, fuhr Mary Anne fort.
    Elizabeth richtete sich im Sattel auf und stieß hastig hervor: »O nein, bitte, setzen wir den Ausritt doch alle gemeinsam fort. Ich habe den Morgen mit Ihnen sehr genossen.«
    »Danke, aber ich weiß, dass ein Liebespaar Zeit für sich alleine braucht. Mein

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