Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
wäre?«
»Dass alles, was du heute Abend trägst, leicht zu öffnen ist.«
Sie merkte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Verdutzt brachte sie ihr Pferd zum Stehen. »Was für eine verruchte Bedingung ist denn das?«
»Dein Unterricht ist nicht zu Ende, Elizabeth«, erklärte er mit ruhiger Bestimmtheit.
»Ich glaube, gestern Abend habe ich alles gelernt, was ich wissen wollte!« Sie klang atemlos und etwas unsicher.
»Ach ja? Du meinst also, bereits alles zu wissen? Ich habe dir demonstriert, wie ein Mann eine Frau beglückt, aber ich glaube nicht, dass dir das persönlich viel bringt.«
»Aber …«
»Dieser geheimnisvolle Verehrer, der so zurückhaltend ist, muss schließlich noch überzeugt werden, oder?«
»Ich, ich…« Sie verhaspelte sich und war nicht in der Lage, auch nur ein verständliches Wort hervorzubringen.
Er stützte sich mit dem Ellbogen auf den Sattelknauf und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Ich verspreche dir, ebenfalls etwas zu tragen, das sich leicht ausziehen lässt. So, und jetzt werde ich dich zurück zu meinem Haus begleiten, damit du mit deiner Kutsche nach Madingley House fahren kannst.«
Sie presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, nickte und setzte ihr Pferd wieder in Bewegung.
Kapitel 14
Am Abend saßen sie einander in der Kutsche gegenüber, und Peter beobachtete, wie Elizabeth sich wand. Sie wich seinem Blick aus und schaute die ganze Zeit aus dem Fenster, als habe sie Mayfair noch nie gesehen und sei völlig fasziniert. Doch das täuschte natürlich, denn das Einzige, was sie im Grunde wahrnahm, war seine verstörende Gegenwart. Er spürte es und ließ sie gewähren. Versuchte nicht, sich mit ihr zu unterhalten und erst recht nicht, sie zu verführen – das würde später kommen.
Ihr dunkelgrünes Kleid war sehr elegant, jedoch schlicht und ohne unnötigen Zierrat. Knöpfe sah er keine, und fast war er versucht, sie danach zu fragen, verzichtete dann vorsichtshalber darauf, um sie nicht unnötig nervös zu machen. Lieber wollte er sie in dem Glauben wiegen, dass er am Morgen nur gescherzt hatte.
Als die Kutsche nach nur kurzer Fahrt anhielt, sah sie ihn leicht verwirrt an. »Sind wir schon da?«
»Mr Bannaster besitzt ein sehr elegantes Stadthaus – und dazu passend ein sehr großes Vermögen.«
Während sie darauf warteten, dass der Lakai ihnen den Schlag öffnete, fragte sie: »Er ist doch verheiratet, oder?«
Peter nickte.
»Und wie viele Gäste werden heute Abend da sein?«
»Ich nehme an weniger als zwanzig, kenne die genaue Zahl allerdings nicht. Vielleicht bringen die anderen Gäste ja auch noch unerwartet jemanden mit.«
»Du hast den Gastgebern nicht mitgeteilt, dass ich dich begleite?«, fragte sie bestürzt.
»Ich weiß es doch erst seit heute Morgen.«
»Aber… Mrs Bannaster wird sich eine Sitzordnung überlegt haben, die jetzt über den Haufen geworfen wird.«
»Ich bin mir sicher, dass sie kein Problem damit hat«, erwiderte er gelassen.
»Oh, ihr Männer!« Sie ließ sich nach hinten sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Meinst du etwa, dass sich so eine Dinnerparty ganz von alleine organisiert?«
Er runzelte die Stirn. »Nein, ich denke durchaus, dass ein paar Überlegungen erforderlich sind.«
»Und es gibt bestimmt eine Sitzordnung.«
Sie wollte noch mehr Einwände vorbringen, doch in diesem Moment wurde der Schlag von außen geöffnet, der Tritt ausgeklappt, und ein Lakai mit weißer Perücke verbeugte sich und streckte die Hand aus, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Peter folgte ihr, reichte ihr seinen Arm, und gemeinsam stiegen sie die Treppe zum Haus hinauf.
Im Entree blieb Elizabeth etwas zurück, um ihren Umhang dem Butler zu reichen, während Peter schon zu den wartenden Gastgebern trat.
»Bannaster«, begrüßte er den Mann, schüttelte ihm die Hand und nickte seiner Frau lächelnd zu. »Mrs Bannaster, vielen Dank, dass Sie uns Ihr Zuhause für dieses Treffen zur Verfügung stellen.«
Die Gastgeber waren beide mittleren Alters und korpulent, strahlten jedoch eine Lebhaftigkeit aus, die ein Wesenszug jenes neuen Unternehmergeistes zu sein schien, der dabei war, die Welt zu verändern.
Elizabeth trat freundlich lächelnd an seine Seite. Mrs Bannaster lächelte zurück und sah Peter fragend an.
Er räusperte sich. »Bitte verzeihen Sie, dass ich es versäumt habe, Sie vorher darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich meine Verlobte mitbringe. Mr und Mrs Bannaster, darf ich Ihnen
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