Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Lady Elizabeth Cabot vorstellen.«
Bannasters buschige Augenbrauen zogen sich fast bis zum Haaransatz hoch, während seine Frau ganz bleich wurde und den Mund öffnete, als wolle sie ein erstauntes »Oh!« von sich geben. Peter spürte, wie sich Elizabeths Hand auf seinem Arm verkrampfte. Augenscheinlich befürchtete sie, das die anderen sich durch ihre Anwesenheit gestört fühlten.
Doch plötzlich kicherte Mrs Bannaster beinahe albern und versank gleichzeitig in einen tiefen Knicks. »Mylady, Sie erweisen uns eine große Ehre.«
Ihrer Stimme war die einfache Herkunft anzuhören, was Peter nur als weiterer Beweis für die Entschlossenheit galt, mit der diese Leute sich hochgearbeitet hatten.
Das Lächeln kehrte auf Elizabeths Gesicht zurück, und sie erwiderte den Knicks. »Bitte, Mrs Bannaster, die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Ich hoffe, ich mache Ihnen keine Umstände.«
»Aber meine Liebe, natürlich nicht! Kommen Sie herein, und erlauben Sie mir, Sie den anderen vorzustellen.« Während sie Elizabeths Arm ergriff, um sie in den Salon zu führen, warf sie Peter einen bedeutsamen Blick zu. »Was für ein gerissener Kerl Sie doch sind, Mr Derby, sich so eine feine Dame unter den Nagel zu reißen.«
Ihr Ehemann und Peter lachten bei ihren Worten – allerdings hätte Peter Gott weiß was dafür gegeben, Elizabeths Gesichtsausdruck zu sehen.
Im Salon wurde sie dann den Staplehills, den Perries, den Huttons und den Wiltons vorgestellt. Die Ehemänner, die alle im Vorstand der Southern Railway saßen, verbeugten sich, die Damen knicksten. Jedes Mal, wenn sie eine Gruppe verließ, um zur nächsten zu gehen, reagierten die Frauen auf dieselbe Art und Weise: Sie sahen einander mit großen Augen an, als würde sich gerade eine königliche Hoheit die Ehre geben. Die Männer waren da weniger devot, sondern bedachten Peter mit einem beifälligen Grinsen.
»Lord und Lady Thurlow kennen Sie ja bestimmt«, meinte Mrs Bannaster schließlich, als sie zum letzten Paar traten.
Viscount Thurlow, der Erbe des Earl of Banstead, war ein großer, kräftig gebauter Mann mit blassblauen, belustigt funkelnden Augen und einem intelligenten Blick, gegen den seine mollige Frau noch kleiner als üblich wirkte. Ihre üppigen hellblonden Haare umrahmten ihren Kopf wie ein Heiligenschein.
»Lady Elizabeth, es ist schön, Sie wiederzusehen«, erklärte Lord Thurlow.
Sie machte einen Knicks. »Guten Abend, Mylord.« Dann lächelte sie seine Frau an. »Mylady, ich fand es sehr schade, dass ich an Ihrem letzten Empfang zu Ehren der schönen Künste nicht teilnehmen konnte. Für meine Cousine Susanna ist es immer eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse.«
»Wir haben Miss Leland vermisst, Lady Elizabeth. Ihr Kunstverständnis hat schon so vielen Schülern geholfen.«
»Sie weilt zurzeit nicht in London.«
Peter fragte sich, ob es Leo wohl gelingen würde, Susanna wieder in die Stadt zurückzulocken. Allerdings schien es ebenso gut vorstellbar, dass sie mittlerweile kurz davorstanden, einander umzubringen.
»Und wie geht es Ihrem Sohn?«, fragte Elizabeth.
»Der kleine Baron ist unsere ganze Freude«, sagte Lady Thurlow und schaute ihren Mann an.
Der räusperte sich. »Das ist ihr Kosename für ihn. Ich fürchte allerdings, dass es ihm auf Dauer zu Kopf steigt, wenn man ihn ständig mit seinem Titel anspricht.«
»Unsinn«, erwiderte Lady Thurlow. »Er wird es lernen, die Feinheiten zu unterscheiden.«
»Mit einem Jahr? Aber ganz wie du meinst, meine Liebe«, sagte ihr Mann trocken.
»Er ist sehr intelligent«, vertraute die stolze Mutter Elizabeth an, während ihr Mann sich an Peter wandte.
»Ich habe gehört, dass Lady Elizabeth heute Abend eigentlich gar nicht erwartet wurde. Sie sind bereits seit mehreren Tagen verlobt und beabsichtigten trotzdem nicht, sie mitzubringen?«
Peter stieß einen Seufzer aus. »Ich bin mir nicht sicher, wie ihre Familie meine Beteiligung an der Southern Railway aufnehmen wird.«
»Sie sind über die Einzelheiten nicht im Bilde?«
Peter schüttelte den Kopf. »Bisher nehmen alle nur an, ich würde bloß Geld investieren, und deshalb brauchte ich keine Erklärungen abzugeben.« Er sah den Viscount an. »Und Sie? Haben Sie niemals geheim gehalten, dass Sie zu denen gehören, die das Unternehmen leiten?«
Thurlow lächelte. »Früher schon, aber mittlerweile ist es mir egal, was die Gesellschaft über mich denkt. Sie werden das auch noch merken.«
»Nun, ein gewaltiger Unterschied
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