Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
gehabt, was sie erwartete.
»Warum hast du es mir nicht vorher gesagt?«, platzte sie heraus.
Kapitel 13
Was hätte er ihr vorher sagen sollen? Peter hörte Schmerz und Verwirrung in ihrer bebenden Stimme, und er wusste, dass er zu weit gegangen war. Guter Gott, sie war unschuldig, sie vertraute ihm – und vor allem erwartete sie von ihm Hilfe. Ihren albernen Satz, dass sie von ihm lernen wolle, den hätte er nicht ausnutzen dürfen.
Verdammt, er wollte sie ja gar nicht einem anderen überlassen, der vielleicht ihren Charakter, den er so sehr bewunderte, brechen würde. Warum sah sie nicht endlich ein, dass sie sich verrannt hatte und eigentlich zu ihm gehörte? Sie müsste doch trotz ihrer Unerfahrenheit erkennen, wie gut sie zueinanderpassten, auch körperlich. Wie oft hatte er sich in den vergangenen Jahren vorgestellt, wie es wohl wäre, ihren Körper zu erforschen. Jetzt wusste er es, und es war noch viel besser als in seinen kühnsten Träumen.
Er musste dieses Spiel, in dem sie einander benutzten, beenden und sie überzeugen, dass sie zu ihm gehörte. Diese angebliche Scheinverlobung war sowieso bereits sehr real geworden.
Trotzdem musste er ihre Frage beantworten und sich ihrem Kummer stellen. Er legte seine Hand auf ihr Knie und war froh, dass sie nicht zurückwich. »Elizabeth, auf den Ansturm der Leidenschaft kann man sich nicht vorbereiten – das muss man erleben.«
Sie klang verunsichert, als sie antwortete: »Ich weiß, aber ich hatte keine Ahnung, wie es sein würde.«
»Überwältigend«, murmelte er.
Sie sagte nichts, und er spürte, wie aufs Neue Verlangen in ihm aufstieg.
»Verrucht.« Er klang gar nicht wie er selbst.
Sie hatte angefangen zu zittern, und er fragte sich, ob sie wohl die Arme um sich geschlungen hielt, wie sie es immer tat, wenn sie sich bedrängt fühlte. Er machte Anstalten, sie in die Arme zu schließen, doch sie sprang auf.
»Bring mich zum Haus zurück, Peter.«
Er erhob sich und strich im Dunkeln Hose und Jackett glatt. Dann griff er nach ihrer Hand, und ihr Zittern hätte fast den Schwur ins Wanken gebracht, den er eben erst geleistet hatte.
»Elizabeth …«
»Ich denke, unsere Abwesenheit hat jetzt allen ausreichend vor Augen geführt, wie sehr wir uns zueinander hingezogen fühlen, meinst du nicht auch?«
Natürlich hatte sie recht, und dennoch verspürte er keine Lust, zurückzukehren in den Ballsaal, wo er sie mit vielen anderen teilen musste.
»Vergiss nicht, den Kopf einzuziehen«, sagte er.
»Und du vergiss deine Handschuhe nicht.«
Er fand sie auf dem Boden neben der Bank. Das Gefühl, mit bloßen Händen die nackte Haut ihres Körpers zu berühren, würde er nicht so schnell vergessen.
Elizabeth war noch ganz benommen, als sie an Peters Seite in den Ballsaal zurückkehrte, wo sie von neugierigen Blicken empfangen wurden. Zum Glück wirkte sie wenigstens nicht derangiert, denn sie hatte auf dem Rückweg ihre Kleidung einer sorgfältigen Prüfung unterzogen.
Aber sie durfte nicht an die vergangene halbe Stunde denken. An die Empfindungen, die Peters Hand auf ihrem Busen ausgelöst hatte … oder sein Mund. Nein, um Himmels willen nicht hier und jetzt.
Sie spürte, dass jemand sie am Ellbogen zupfte, und als sie sich umdrehte, sah sie Lucy vor sich stehen, die mit großen Augen von ihr zu Peter schaute.
»Guten Abend, Miss Gibson«, sagte er und verbeugte sich. »Haben Sie zufälligerweise meine Schwester gesehen?«
Sie deutete auf die andere Seite des Saales, und er reckte den Kopf. »Aha, ich sehe sie. Würdest du mich begleiten, Elizabeth?«
Doch die fühlte sich nach all den sündigen Dingen, die sie gerade miteinander getan hatten, für eine Begegnung mit Mary Anne nicht gewappnet. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich nachkomme? Ich möchte mich gerne kurz mit Lucy unterhalten.«
Er nickte, küsste ihre Hand und sah sie mit glühendem Blick an. Wieder wurden ihre Knie weich, ohne dass sie dafür eine Erklärung hatte. Nicht einmal Ausreden. Sie schaute ihm nach, wie er in der Menge verschwand.
Lucy zupfte an Elizabeths Rock, die sich daraufhin stirnrunzelnd umdrehte. »Was machst du da?«
»Da ist ein Blatt«, wisperte ihre Freundin.
Elizabeth schloss für einen Moment die Augen. Zwar wollte sie den Eindruck erwecken, bis über beide Ohren in Peter verliebt zu sein, aber das war jetzt eindeutig zu viel.
»Du warst mit ihm draußen?«, fragte Lucy leise an ihrem Ohr.
Elizabeth schaute sich vorsichtig um. »Hier können wir uns
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